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17. Januar 2022

Gartenträume-Lounge mit Open Stage

MIT DER GARTENTRÄUME-LOUNGE WURDE DAS WELTERBE GARTENREICH IN DIE INNENSTADT VON DESSAU GEBRACHT. MIT DEM KONZEPT LIESS SICH DIE CITY BELEBEN.
Hannes Wolf. Foto: Tina Peißker

In unserer neuen Interview-Serie "Stadtimpulse" stellen wir verschiedene Best-Practice-Projekte vor. Sie sollen exemplarisch aufzeigen, mit welchen Maßnahmen den Herausforderungen für die Innenstadt begegnet werden kann. Im dritten Teil der Serie stellt Hannes Wolf, Geschäftsführer der Stadtmarketinggesellschaft Dessau-Roßlau die Gartenträume-Lounge vor.

Wie ist die Idee für Ihr Projekt entstanden?

Die Zerbster Straße war seit Jahren ein freier, trister Innenstadtplatz mit wenig Grün und Gastgärten. Diskussionen um eine Gestaltung kamen nie zu einem Ergebnis. In der Corona-Krise wurden dann auch noch die Passanten immer weniger und man sah förmlich das ruthenische Salzkraut wie im Western über den Platz rollen. Viele Projekte und Veranstaltungen fielen in diesen Wochen und Monaten aus, so dass plötzlich Zeit und auch ein bisschen Geld frei wurden. Auch im Handwerk machte man sich damals Sorgen um Aufträge und drehte teilweise Däumchen. Das ist beides natürlich schon lange wieder vorbei. In jedem Fall wurde in dieser Zeit mit einem lokalen Tischler, einem lokalen Gartenbauer und uns als Stadtmarketinggesellschaft die Gartenträume-Lounge erdacht. Die Gartenträume-Lounge bringt das Thema Welterbe Gartenreich aus den landschaftlichen Bereichen der Stadt direkt ins Zentrum Dessaus. 20 Pflanz- und Sitzelemente gestalten und strukturieren die leere Fläche der Zerbster Straße von Mai bis November. Eine kleine Bühne inmitten der Stadtmöbel ist Spielort für regionale Künstlerinnen und Künstler aller Couleur. 2021 wurden über 70 Veranstaltungen von der Stadtmarketing GmbH auf dieser Bühne präsentiert. Es gab über 40 Konzerte, über 20 Veranstaltungen für Kinder, wie Puppentheater, Lesungen, Zirkus; außerdem Tanz, sportliche Darbietungen und Kabarett.

Welche Herausforderungen galt es bei der Umsetzung zu überwinden?

Alle beteiligten Akteure hatten von Anfang an einen starken Willen das Projekt umzusetzen. Es gab keine Hindernisse bei der Umsetzung, sondern vielmehr einen Sog hin zur Realisierung, der alle und alles mitgerissen hat. Themen wie Vandalismus, Nachbepflanzung, Pflege, Einlagerung der Möbel im Winter sowie das Müllaufkommen waren und sind die großen Herausforderungen.

Wie hat Ihre Stadt von dem Projekt profitiert?


Das Projekt hat der Stadtmarketing GmbH die Möglichkeit gegeben, auch in der Coronakrise aktiv an einem sicht- und erlebbaren Projekt zu arbeiten. Das hat nicht nur die Wahrnehmung und Wertschätzung bei der Bevölkerung und anderen Stadtakteuren gestärkt, die Gartenträume-Lounge hatte ganz konkrete positive Auswirkungen auf das Stadtbild und die Stadtgesellschaft. Die Open Stage der Gartenträume-Lounge gab dauerhaft und niederschwellig die Möglichkeit, Kultur zu genießen und hat das Bild der Zerbster Straße nachhaltig positiv verändert. Die Gartenträume-Lounge hat das Stadtbild verschönert, sie zeigt die Möglichkeiten für Urban Gardening, schafft Sitzgelegenheiten ohne Konsumzwang, erhöht die Frequenz, Aufenthaltsqualität und -dauer in der Zerbster Straße, stärkt die lokale Wirtschaft, reicht Fördermittel des Bundes an Kunst und Kultur aus und schafft ein coronasicheres, kulturelles Outdoor-Angebot.
Der beteiligte Tischler hat seine Produktion zum Teil auf Stadtmöbel umgestellt, die er aus der Stadt exportiert. Auch der Gartenbaubetrieb hat von zusätzlicher Aufmerksamkeit profitiert.

Wie wichtig sind heutzutage solche innovativen Projekte für die Städte im Allgemeinen und für die Innenstädte im Besondern?

Die Gartenträume-Lounge bündelt Interessen und Kräfte einer Vielzahl von städtischen Akteuren. Das Produkt hat damit einen hohen Grad an Authentizität und stiftet Identifikation für Bürgerinnen und Bürger. Nebenbei werden Einnahmen für Künstler, Techniker und Gastronomen generiert. In jeder Stadt gibt es Menschen und Institutionen, die Dinge auf die Beine stellen. Politik und Verwaltung müssen ein Klima schaffen, welches Ideen entstehen lässt und auch die Umsetzung möglich macht. Denn solche Aktionen und Projekte stellen das Alleinstellungsmerkmal und den Charakter einer Stadt dar. Gibt oder gäbe es das nicht, wäre die Stadt austauschbar und hätte keinen Wiedererkennungswert. Nicht die Projekte sind wichtig, denn diese entstehen von allein. Es braucht motivierte Akteure, die Ideen entwickeln und ein Setting, welches diese Ideen auch zur Umsetzung bringt. Die Motivation der Akteure und die Etablierung eines Ermöglichungsdenken vor allem in der Verwaltung können entscheidende Katalysatoren einer positiven Stadtentwicklung sein.

Lässt sich aus Ihrer Sicht das Projekt auf andere Städte übertragen?

Unsere Gartenträume-Lounge kann natürlich eine Blaupause für andere Städte sein, um Standorte zu entwickeln und zu beleben. Lohnender für eine Stadt wäre es aber, zu schauen, was man für Akteure vor Ort hat, was für Defizite und Möglichkeiten, und daraus dann das ganz individuelle, maßgeschneiderte Projekt zu bauen. Wenn Sie einen städtischen Platz haben, der nicht bespielt ist. Rundherum Gastronomen. Dazu einen Tischler, einen Gartenbauer und ein bisschen Budget. Dann legen Sie los!

Wie sehen Sie die Zukunft der Innenstadt?

Innenstadt war stets im Wandel. Man sieht es unter anderem an den Straßennamen. Längst sind Schlosser und Schmiede oder Wagenmacher (Wagner) aus den Städten verschwunden. Die Bezeichnungen gibt es noch. Auch das Bild heutiger Innenstadtlagen ist nicht für die Ewigkeit. Und der Fokus auf den Einzelhandel – ich denke jetzt an die klassischen Einkaufsstraßen – ist vorbei. Die Innenstädte werden in ihrer Nutzung wieder bunter und durchmischter werden. Der Umwandlungsprozess wird hier und da natürlich schmerzhaft sein, aber wir werden wieder mehr Innenstädte haben, in denen man neben dem Einkaufen auch wohnen, arbeiten und seine Freizeit verbringen kann. Rosig. Die Zukunft der Innenstädte ist rosig!

Über die Interview-Serie

Die Interview-Serie "Stadtimpulse“ stellt Best-Practice-Beispiele des Projektpools "Stadtimpulse" vor, der von CIMA Beratung + Management GmbH betrieben wird und durch die Initiative der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland e.V. (bcsd), dem Deutschen Städtetag (DST), dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) sowie dem Handelsverband Deutschland (HDE) entstanden ist und laufend fortentwickelt wird. Ziel der Serie ist es, den Verantwortlichen in anderen Städten und Gemeinden Ideen und Lösungsansätze für die eigene Innenstadt an die Hand zu geben und die erfolgreichen Projekte einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Alle Teile der Serie

  1. Hanau: Wie sich die City postiv auflädt
  2. WüLivery – Same-Day-Delivery in Würzburg
  3. Gartenträume-Lounge mit Open Stage
  4. Kampagne stärkt die Innenstadt von Lahr
  5. Frequenzsteigerung in der Adventszeit
  6. Nutzungsmischung belebt die Innenstadt
  7. Summer of Pioneers in Wittenberge
  8. Fürth: Führungen führen Besucher in die City
  9. Zwischenzeit poppt in Osnabrück auf
  10. Raum für Kreative in Bochums City

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