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07. Februar 2022

Nutzungsmischung belebt die Innenstadt

DER „STADT-CAMPUS“ HAT DIE INNENSTADT VON SIEGEN BELEBT. IM INTERVIEW SPRICHT STADTBAURAT HENRIK SCHUMANN ÜBER DAS PROJEKT.
Stadtbaurat Henrik Schumann. Foto: Universitätsstadt Siegen

In unserer neuen Interview-Serie "Stadtimpulse" stellen wir verschiedene Best-Practice-Projekte vor. Sie sollen exemplarisch aufzeigen, mit welchen Maßnahmen den Herausforderungen für die Innenstadt begegnet werden kann. In sechsten Teil der Serie stellt Henrik Schumann, Stadtbaurat der Universitätsstadt Siegen, wie mit der Zwei-Standort-Strategie nicht nur die Hochschule, sondern die gesamte Innenstadt profitieren konnte.

Wie ist die Idee für Ihr Projekt entstanden?

Die 1972 auf dem Haardter Berg, circa sechs Kilometer von der Innenstadt entfernt, gegründete Universität Siegen expandierte seit ihrer Gründung auf etliche über die Stadt verteilte Standorte, wobei die Bausubstanz insgesamt dringend sanierungsbedürftig ist. In einer Planungswerkstatt wurden Entwicklungsszenarien für den gesamten Hochschulstandort Siegen kreiert. Ergebnis des Prozesses war die Zwei-Standort-Strategie, also das Festhalten an dem verkleinerten, modernisierten und ergänzten „Berg-Campus“, und die gleichzeitige Entwicklung des „Stadt-Campus“ in der Innenstadt. Dass diese Strategie überhaupt gedacht werden konnte, resultiert auch aus der städtischen Strategie, ihre öffentlichen Räume aufzuwerten und die Innenstadt zu attraktivieren. Als städtebauliche Pilotprojekte sind „Siegen - Zu neuen Ufern“  und „Rund um den Siegberg“ zu nennen.

Welche Herausforderungen galt es bei der Umsetzung zu überwinden?

Zunächst mussten geeignete Liegenschaften gefunden werden, die es ermöglichen, den Campusgedanken kompakt umzusetzen und die gewünschten gegenseitigen Synergien aus dem Zusammenleben von Uni- und Stadtgesellschaft sicherzustellen. Gleichzeitig setzt die Entwicklung und Neukonzeption eines „Stadt-Campus“ innerhalb der bebauten Innenstadt, also teilweise  auch innerhalb von historischen Bestandsgebäuden, voraus, dass kreative und konstruktive Lösungen für die Integration universitärer Raumprogramme in bestehende Stadt- und Gebäudegrundrisse gefunden werden. Innerhalb der Stadtgesellschaft kam und kommt es immer wieder zu Befürchtungen, dass durch diese Veränderungen Verdrängungsprozesse auf dem Wohnung- und Immobilienmarkt, aber in Bezug auf das Parkplatzangebot und die Handelsnutzungen stattfinden würden.

Wie hat Ihre Stadt von dem Projekt profitiert?

Durch den bereits vollzogenen Umzug der Uni mit einer Fakultät konnten potenzielle Leerstände in der Innenstadt vermieden und Fehlnutzungen beseitigt werden, was mit einer zusätzlichen Belebung der Bereiche einherging und als Anreiz für innovative Nutzungsarrondierungen in der Umgebung diente. Im konkreten Fall wurden zwei im Umbruch befindliche Einzelhandelsimmobilien, das historische Untere Schloss, welches zuvor u. a. als Strafvollzugsanstalt genutzt wurde, und ein aufgegebenes, zu klein gewordenes Stadtkrankenhauses einer Nachnutzung zugeführt und ergänzende Gebäude mit öffentlicher Zugänglichkeit errichtet. Mit der Fakultätsbibliothek und der öffentlich nutzbaren Mensa konnten Uni- und Stadtgesellschaft verwoben und zeitgemäße bauliche Entwicklungen in der Innenstadt ausgelöst werden, auch bezogen auf die umgebenden Freiräume, Wegebeziehungen und benachbarten öffentlichen Räume. Zudem ist die Innenstadt jünger und aufgeschlossener für innovative Themen und Prozesse geworden.

Wie wichtig sind heutzutage solche innovativen Projekte für die Städte im Allgemeinen und für die Innenstädte im Besondern?

Insbesondere das Siegener Beispiel ist ein Garant dafür, dass Nutzungsmischung erfolgreich umgesetzt und eine dauerhafte Belebung der innerstädtischen Infrastrukturen –kommerzielle, gemeinbedarfsorienteierte, ehrenamtliche Angebote – und Bereiche, sprich Freiräume) sichergestellt werden können. Die Stadt kann als Oberzentrum im ländlichen Raum ihrer Funktion und Aufgabe gerecht werden, auch künftig.

Lässt sich aus Ihrer Sicht das Projekt auf andere Städte übertragen?

Übertragbar ist, dass man anstreben sollte, bestehende Immobilien mit kreativen Konzepten und Ideen mit den verschiedensten Nutzungen zu bespielen und aufzuwerten und gleichzeitig von dem Charme der Gebäude und der Innenstadtlage zu profitieren. Flankiert werden müssen solche privaten Initiativen durch die Aufwertung und Gestaltung der öffentlichen Räume, der öffentlichen Infrastrukturen und Nutzungen. Dies ist bei uns unter Inanspruchnahme von Fördermitteln u.a. durch die Städtebauförderung geschehen.

Wie sehen Sie die Zukunft der Innenstadt?

Der Idee der Leipzig Charta folgend zeigt, dass die Verzahnung von privaten und öffentlichen Räumen, Nutzungen und Angeboten eine immer größer werdende Rolle spielt, insbesondere dass die Menschen sich als Teil der Stadt verstehen, diese ohne Barrieren in Anspruch nehmen, nutzen und beleben können. Multifunktionalität, Flexibilität auf der einen Seite und Klimaresilienz und Energieeffizienz auf der anderen Seite sowie ein gewisses baukulturelles Gespür sind die Parameter, an denen sich jedwede Planung und Entwicklung messen lassen muss, damit sie einer zukunftsfähigen Entwicklung zuträglich sind.

Über die Interview-Serie

Die Interview-Serie "Stadtimpulse“ stellt Best-Practice-Beispiele des Projektpools "Stadtimpulse" vor, der von CIMA Beratung + Management GmbH betrieben wird und durch die Initiative der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland e.V. (bcsd), dem Deutschen Städtetag (DST), dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) sowie dem Handelsverband Deutschland (HDE) entstanden ist und laufend fortentwickelt wird. Ziel der Serie ist es, den Verantwortlichen in anderen Städten und Gemeinden Ideen und Lösungsansätze für die eigene Innenstadt an die Hand zu geben und die erfolgreichen Projekte einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Alle Teile der Serie

  1. Hanau: Wie sich die City postiv auflädt
  2. WüLivery – Same-Day-Delivery in Würzburg
  3. Gartenträume-Lounge mit Open Stage
  4. Kampagne stärkt die Innenstadt von Lahr
  5. Frequenzsteigerung in der Adventszeit
  6. Nutzungsmischung belebt die Innenstadt
  7. Summer of Pioneers in Wittenberge
  8. Fürth: Führungen führen Besucher in die City
  9. Zwischenzeit poppt in Osnabrück auf
  10. Raum für Kreative in Bochums City

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