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31. Oktober 2023

Abschied von Professor Dr. Ignaz Walter

UNTERNEHMERPERSÖNLICHKEIT PLÖTZLICH VERSTORBEN
Diplom-Ingenieur Professor Dr. Ignaz Walter, Gründer der WALTER BAU AG, ist im Alter von 87 Jahren verstorben.
Foto: WALTER BAU AG

Am 27. Oktober ist der Unternehmer Professor Dr. Ignaz Walter aus Augsburg im Alter von 87 Jahren plötzlich verstorben. Walter gehört zu den großen Unternehmerpersönlichkeiten in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die von ihm aufgebaute und nach ihm benannte WALTER BAU AG war in Spitzenzeiten der zweitgrößte Baukonzern der Bundesrepublik und beschäftigte weltweit rund 50.000 Mitarbeiter.

In den zurückliegenden Jahren hatte sich Ignaz Walter etwas aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen. Sein Interesse für Wirtschaft, Kultur und Sport blieb hingegen unverändert groß. Ignaz Walter wusste genau, was sich in der Welt abspielte, und er hatte noch viele Pläne.

Seine Laufbahn

Walter stammte aus einfachen bürgerlichen Verhältnissen. Er musste seine Berufslaufbahn mit einer Lehre als Maurer beginnen, um sein späteres Studium zu finanzieren. Von 1951 bis 1954 holte er die Hochschulreife nach und studierte danach bis 1958 Bauingenieurwesen und Architektur. Ab 1958 arbeitete er zunächst als Angestellter und gründete 1962 ein Architektur- und Ingenieurbüro. Da in der Bauausführung mehr Geld zu verdienen war, gründete er 1963 seine erste Baufirma, die er in kürzester Zeit zum zweitgrößten Bauunternehmen in Augsburg nach der Thosti AG entwickelte. Die Baukrise vorausahnend, verkaufte er 1973 die Universalbau Walter GmbH, um dann 1978 die Mehrheit an der bundesweit arbeitenden Thosti AG zu erwerben. Nach deren Reorganisation und operativen Optimierung startete er seine Expansion mit Unternehmenszukäufen u.a. mit Boswau & Knauer, Heilit & Woerner sowie Ed. Züblin und Dywidag. Sein Ziel war der Aufbau eines global agierenden Bautechnologiekonzerns. In seiner Glanzzeit beschäftigte die WALTER BAU Gruppe 50.000 Mitarbeiter und war von Vancouver bis Sydney tätig. Zu den großen Projekten gehören die Sanierung des Olympiastadions in Berlin, der Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden, die ICE-Trasse Köln-Frankfurt, der Bau von U-Bahnen in Seattle, Delhi und Algier, zahlreiche Autobahnen, Großbrücken, Tunnels und Staudämme.

Rückschlag verkraftet

Er wollte nicht zu denen gehören, die nicht rechtzeitig loslassen können, und hat deswegen bereits 1996 seine Rolle als Vorstandsvorsitzender der Walter Bau AG abgegeben und ist in die Funktion des Aufsichtsratsvorsitzenden gewechselt. Die Krise im Bausektor machte jedoch auch nicht Halt vor der WALTER BAU Gruppe. Im Jahr 2005 musste Insolvenz angemeldet werden. Die Rolle einiger Bankenakteure hierbei bleibt äußerst umstritten. Viele Beschäftigte verloren ihren Arbeitsplatz. Für Ignaz Walter bedeutete das einen herben Schlag, der ihm persönlich zusetzte. Bereits im Jahr 1993 gründete Ignaz Walter die WALTER HOLDING zur Bündelung und Verwaltung der von der Familie Walter gehaltenen Aktien an der Unternehmensgruppe. Ab 1996 nahm die in WALTER Beteiligungen und Immobilien AG (WBI AG) umfirmierte Unternehmung sukzessive operative Geschäftstätigkeiten auf und wurde zu einem zweiten Unternehmensstandbein für die Familie Walter. Den Aufbau und die Entwicklung der WBI AG mit den drei Segmenten Bestandsimmobilien, Projektentwicklungen und Unternehmensbeteiligungen begleitetet er aktiv aus dem Aufsichtsrat und inspirierte seine im Vorstand aktiven Söhne Dr. Ralf Walter und Dr. Roy Walter mit seinen Ideen und weitsichtigen strategischen Überlegungen. Er nahm bis zu seinem Tode interessiert an der Entwicklung des Unternehmens teil. Er war stolz, ein zweites Mal etwas aufgebaut zu haben.

Buchautor und Kunstsammler

In seiner unternehmerischen Schaffenspause zwischen 1973 und 1978 verfasste Ignaz Walter zahlreiche Fachbücher zum Bauen mit Betonfertigteilen und ein populärwissenschaftliches Mathematik- Nachhilfebuch „Mathematik für Alle – leicht gemacht“, das zum Bestseller wurde. Viele Werke folgten über die Jahre - herauszuheben sind seine dreibändige Autobiografie „VON UNTEN – NACH OBEN – OBEN“ und das Letztwerk „WOHER WOHIN aber mit SINN“. Eine große Leidenschaft war die bildende Kunst. Er hat sich über vier Jahrzehnte einen bundesweit anerkannten Namen als Kunstsammler aufgebaut. Seine bedeutende Kunstsammlung präsentiert er der Öffentlichkeit im privaten Kunstmuseum Walter, das im familieneigenen historischen Glaspalast in Augsburg beheimatet ist.

Wissenschaft und Ehrenamt

Für seine herausragenden Entwicklungen und wissenschaftlichen Leistungen wurde ihm 1982 die Ehrendoktorwürde verliehen. 1998 wurde er wegen seiner Hochschullehrertätigkeit an der Hochschule Biberach zum Honorarprofessor ernannt. Zwischen 1997 und 2005 nahm er das Amt des Präsidenten des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie wahr sowie das Amt des Vizepräsidenten des BDI Bund der Deutschen Industrie. Für seine Dienste am Gemeinwohl wurden ihm zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen zuteil, unter anderem das Bundesverdienstkreuz erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland sowie der Bayerische Verdienstorden.

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