Cookie-Einstellungen

Diese Webseite verwendet Cookies, um die Bedienfreundlichkeit zu erhöhen.

Informationen zum Datenschutz

15. Februar 2024

Wie ein Kaiser-Besuch das Warenhaus Wertheim adelte

Langsam näherten sich am 23. Januar 1910 drei Automobile dem Warenhaus Wertheim in der Leipziger Straße. Kaiser Wilhelm II. und seine Frau Auguste Viktoria wollten der berühmten Handelsimmobilie in Berlin einen Besuch abstatten. „Gleich zu Anfang warf der Kaiser einen Blick in den großen Lichthof mit den ersten beiden Brücken und war sichtlich erstaunt über den Bau", notierte Georg Wertheim in sein Tagebuch. Stolz führte er die hohen Gäste durch das prächtige Haus, zeigte ihnen die Abteilung mit den Antiquitäten, das Palmenhaus und den riesigen Saal, der mit Onyxplatten verkleidet ist.

Dieser erste Besuch des Kaisers in einem Warenhaus überhaupt machte den Einkauf bei Wertheim gesellschaftsfähig - wenn auch die adeligen Damen zunächst irritiert sein mochten, dass sie dort Handwerker- und Arbeiterfrauen begegneten. Bei Wertheim gab es einfach alles zu kaufen: Anzüge und Angeln, frisches Geflügel und Garn, sogar Munition und Särge. Ein Erfrischungsraum bot 300 Kunden Platz, und in einer Leihbibliothek konnten sie in Ruhe stöbern. „Wenn man heute in einer Familie hört: Wir gehen zu Wertheim", stellte Gustav Stresemann 1900 fest, „so heißt das nicht in ers­ter Linie, wir brauchen irgend etwas besonders notwendig für unsere Wirtschaft, sondern man spricht von einem Ausfluge, den man etwa nach irgend einem schönen Orte der Umgebung macht."

Die Menschen kamen wegen des Warenangebots, aber vor allem wegen der spektakulären Gestaltung der Fassaden und der Innenräume, die Alfred Messel (1853-1909) für das Wertheim-Warenhaus erdacht hatte. In drei Bauabschnitten schuf er von 1896 bis 1906 eine Inkunabel der modernen Warenhausarchitektur. Henry van de Velde schrieb 1902: „Ich kenne nur wenig Ergreifenderes, als den Anblick der hohen Pfeiler der Leipziger Strasse, welche ohne Anstrengung emporsteigen, um eine Last zu tragen, die ihnen so leicht und schön wie möglich ausgesonnen zu sein scheint. (...) Dies ganze Bauwerk, das die ungeheuer glatte Fläche der Scheiben überhängt, ist aus Bronze und lebt und blinkt da oben; es erhebt sich wie die Krone, welche das Monument weiht, und welche am Abend Ströme von Licht ausstrahlt."

Drei Lichthöfe gliederten das Innere des Komplexes. Durch das Vestibül in der Leipziger Straße gelangte man in einen 22 Meter hohen Hof, von dem eine repräsentative Treppe in die oberen Verkaufsräume führte. Auf dem ersten Absatz stand eine monumentale, von Ludwig Manzel geschaffene Kupferstatue. Sie trug ursprünglich den Titel „Arbeit", wurde aber bald in „Frau Wertheim" umbenannt. Der Lichthof, der den Kaiser bei seinem Besuch so beeindruckt hatte, befand sich im Eckgebäude am Leipziger Platz und erstreckte sich auf einer Grundfläche von 750 Quadratmetern.

Der nach Messels Tod durch die Architekten Heinrich Schweitzer (1911/12) sowie ­Eugen Schmohl und Paul Kolb (1925/26) ­erweiterte Warenhauskomplex erreichte schließlich eine Verkaufsfläche von 70.000 Quadratmetern und galt damit als das größte Warenhaus Europas.



Unsere Werbepartner

Impressum Datenschutz Cookie-Einstellungen Über uns

HANDELSIMMOBILIEN HEUTE (HIH) ist ein Nachrichten- und Serviceportal für die gesamte Handelsimmobilienbranche in Zusammenarbeit mit renommierten Verbänden und Instituten.