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09. Februar 2023

Ein Immobilienerwerb brachte zunächst keinen Segen

HI HEUTE-SERIE HI HISTORY - WIR BLICKEN ZURÜCK AUF BESONDERE GESCHEHNISSE, AUF STERNSTUNDEN NAMHAFTER AKTEURE UND KURIOSITÄTEN AUS DER WELT DES EINZELHANDELS
HI HEUTE konnte Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, als Autor für die Rubrik HI HISTORY gewinnen.
Kaufhausgründer Oscar Tietz

Der umtriebige Kaufmann Oscar Tietz hatte zunächst im Thüringischen seit 1882 Ladengeschäfte eröffnet, mit denen er sich über alles Gewohnte am Markt hinwegsetzte: Waren verschiedenster Sortimente wurden im gleichen Geschäft gehandelt.

 

Über möglichst direkten Bezug von großen Mengen wurde beim Hersteller günstig und unter Ausschaltung von Zwischenhandelskosten eingekauft. Die Artikel wurden knapp kalkuliert, um über einen schnellen Warenumschlag große Mengen abzusetzen. Die Ware wurde zu erkennbar ausgezeichneten Festpreisen gegen Barzahlung verkauft. Es gab keinen Kaufzwang, vielmehr eine nahezu uneingeschränkte Kulanz. Selbst mängelfreie Artikel wurden schon bei „Nichtgefallen“ anstandslos zurückgenommen.

Die Branche stand Kopf, die Familie war in Sorge. Dieser junge Familienvater müsse ja wohl über kurz oder lang scheitern, Die Älteren verlangten, Sicherheiten außerhalb des Handelsgeschäftes zu schaffen. Oscar erwarb schließlich um 1893 das Bürohaus Imperial in München am Stachus.

Nun kam alles ganz anders. Alle Mieter kündigten! Im „Jud-Tietz-Palast“ wollte keiner seine Firma betreiben – jahrelange antisemitische Propaganda trug Früchte. Die Kosten eines leerstehenden Hauses drückten.

Not macht erfinderisch, so entschloss sich Oscar Tietz, das Haus komplett umzubauen. Große Schaufenster entstanden, das Eckportal wurde eingebaut, Decken aufgebrochen, ein Lichthof entstand, Fahrstühle wurden eingebaut und das erste Haus in München erhielt elektrisches Licht! So öffnete 1894 das erste Warenhaus der Firma „Hermann Tietz“. Sein Unternehmen hatte Oscar nach Onkel Hermann benannt, der für einige Wochen das Startkapital des ersten Ladens in Gera vorgestreckt hatte.

Unter einer straffen organisatorischen Leitung vereinte das erste Tietz-Warenhaus auf fünf Stockwerken in 11 Abteilungen verschiedene Sortimente, von den (Ursprungs-)Weißwaren, Stoffen, Trikotagen über Parfümerie- Schreib- und Bijouteriewaren bis zu Damen- und Herrenbekleidung, Lederwaren, Heimtextilien, Glas- und Porzellan- und Haushaltwaren, Spielwaren sowie Süß- und Kolonialwaren nebst einiger Konserven.

Parallel und nur wenige Wochen später begann die Firma A.Wertheim die Warenhausära in Berlin. Die Diskussion, welches nun das allererste Warenhaus Deutschlands war, ist müßig. Beide Unternehmen hatten sich auf den gleichen Punkt unter vergleichbaren Bedingungen hin entwickelt und unabhängig voneinander das neue Blatt der deutschen Handelsgeschichte aufgeschlagen. Die Zeit war reif. Im ganzen Reichsgebiet etablierten sich die Warenhäuser schnell als neuzeitliche Vertriebsform. Verschiedene Sortimente wurden in nunmehr mehrgeschossigen Geschäften angeboten. So passte das Warenhaus auch in die Zentren der Städte mit ihren hohen Grundstückspreisen, die keinen großen Flächenverbrauch erlaubten.

Im Kern vereinte der neue Vertriebstyp Warenhaus unter dem Leitgedanken „Großer Umsatz – kleiner Gewinn“ alle schrittweise von Oscar Tietz in seinen Läden eingeführten Neuerungen auf großer Fläche und in neuer organisatorischer Qualität, mit einem modernen, auf Rechnungswesen und Statistik basierten Management.

 

So entstand das Fundament des vor seiner „Arisierung“ weltweit größten Warenhauskonzerns in Familienbesitz durch kreativen Umgang mit einer mutmaßlichen Fehlinvestition in eine Immobilie.

Ein Beitrag von Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg

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