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01. Oktober 2018

Ein Shopping Center mit Kiezcharakter

EIN GASTBEITRAG VON MAXIMILIAN LUDWIG (REAL I.S. AG) ÜBER DIE SCHÖNHAUSER ALLEE ARCADEN IN BERLIN
Maximilian Ludwig, Head of Asset Management Retail & Hotel, Real I.S. AG
Die Konsumgewohnheiten ändern sich rapide, der Online-Handel wächst stetig. Dem Verbraucher steht praktisch vom Sofa aus die Welt offen. Innenstädte und Shopping Center stehen deshalb unter starkem Anpassungsdruck: Welche Angebote locken die Kunden vom Sofa in die reelle Welt der stationären Geschäfte? Das Beispiel der Schönhauser Allee Arcaden in Berlin zeigt, wie sich der besondere Standort als Erfolgsrezept zur Positionierung nutzen lässt.

 

Viele Center-Betreiber setzen aus das Shopping Center 4.0 als Patentrezept: die Verquickung des stationären Handels mit der digitalen Einkaufswelt. Vor allem für die großen Shopping Center im Speckgürtel der Ballungsgebiete ist dies ein gängiges und bereits erfolgreiches Konzept. Der Schlüssel zum Erfolg ist die hohe Aufenthaltsqualität. Dazu tragen ein ausgefallenes Freizeit- und ein variantenreiches Gastronomieangebot bei. Einmal vor Ort, lassen sich die Kunden in den Geschäften dann gern beraten, vergleichen die Angebote digital und kaufen anschließend direkt vor Ort oder lassen sich die Artikel nach Hause liefern. Doch das Shopping Center 4.0 kann keine Blaupause für jedwedes Einkaufszentrum darstellen. Gerade an den attraktivsten Lagen in den begehrtesten deutschen Städten müssen mitunter ganz andere Konzepte gesucht werden: zum Beispiel unmittelbar an einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Dort befinden sich in unmittelbarer Nähe zum S- und U-Bahnhof Schönhauser Allee die Schönhauser Allee Arcaden, ein 1999 eröffnetes innerstädtisches Einkaufszentrum mit 95 Geschäften auf rund 22.000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Ein solches Shopping Center mitten in einem der angesagtesten und am dichtesten besiedelten Kieze der Hauptstadt – und ganz Deutschlands – lässt sich nicht mit einer riesigen Mall auf der grünen Wiese vergleichen. Aufenthaltsgastronomie wie ein schickes Restaurant oder eine gemütliche Bar kann angesichts des konkurrierenden Angebots in der direkten Nachbarschaft nicht als Zugpferd dienen – sieht man einmal von der im Sommer beliebten Rooftop-Bar „Deck 5“ auf dem Dach der Schönhauser Allee Arcaden ab. Angesichts des attraktiven städtischen Raums in der Umgebung wird auch kaum jemand dorthin fahren, um einen schönen Nachmittag auf den Gängen der Arcaden zu verbringen. Ein alternatives Konzept für innerstädtische Center ist eine stärkere Öffnung und eine engere Bindung an das Quartier, in dem es liegt. Die Schönhauser Allee Arcaden sind ein anschauliches Beispiel dafür, wie die Einbindung in die umliegenden Kieze gelingen kann und worauf es dabei ankommt. Die Arcaden ziehen kaum Besucher aus weit entfernten Stadtteilen Berlins an. Der Zielkunde ist der Nachbar. Umso wichtiger ist es, dass die Bewohner der unmittelbaren Nachbarschaft das Center als „ihr“ Center akzeptieren und es oft und gern besuchen. Das gelingt zunächst natürlich durch den Mietermix. Ein relativ hoher Nahversorgungsanteil ist für ein solches Center entscheidend. Gerade dank der Lage an einem wichtigen ÖPNV-Knotenpunkt sind die Arcaden ein beliebter Anlaufpunkt für Aus- und Umsteiger, um nach der Arbeit im Supermarkt oder Drogeriemarkt vorbeizuschauen. Wichtig ist dabei eine räumliche Bündelung. Der Kunde liebt kurze Wege. Wer vom Supermarkt zum Bäcker über mehrere Rolltreppen fahren muss, spart sich oft den Gang zum Bäcker. Ein möglichst breit aufgestelltes und differenziertes Nahversorgungsangebot ist zudem ein Anreiz, das Shoppingcenter für den abendlichen Einkauf dem Supermarkt um die Ecke vorzuziehen. Das Angebot der Super- und Drogeriemärkte wird durch Bioladen, Spezialitätengeschäft, Bäcker und Metzger abgerundet.

 

Eine hohe Frequenz durch tägliche Laufkundschaft sorgt beinahe zwangsläufig dafür, dass auch die Modehändler – ebenfalls räumlich gebündelt – entsprechend frequentiert werden. Hier sollte auf einen ausgewogenen Mix aus bekannten Markenartiklern und ausgefalleneren Shops geachtet werden. Hohe Qualität, aber keine Luxusware ist gefragt. Auch hier lässt sich eine engere Bindung an das Stadtquartier erreichen, beispielsweise durch einen Pop-up-Store, in dem sich lokale Boutiquen oder junge Modedesigner aus der direkten Umgebung für eine begrenzte Zeit und zu einer besonders günstigen Miete ausprobieren können. Das sorgt bei Stamm- und Gelegenheitskunden für einen Überraschungseffekt und bietet einen Anreiz, immer wieder ins Center zu kommen und zu schauen, was es Neues gibt. Eine hohe Aufenthaltsqualität, eine attraktive Gestaltung und eine zeitgemäße Ausstattung sind natürlich auch bei einem innerstädtischen Shopping Center absolut unabdingbar, ebenso wie ein damit einhergehendes, regelmäßiges Refurbishment. Die Verwurzelung im Stadtteil stärken Veranstaltungen mit Kiezcharakter und die Zusammenarbeit mit benachbarten Institutionen wie Schulen und Kindergärten, Vereinen oder Kulturzentren. Zu einem wichtigen Treffpunkt und Zentrum des Stadtteils werden die Schönhauser Allee Arcaden auch durch Postfiliale, Stadtteilbibliothek und Fitnessstudio. Ein Objekt wie dieses wird dann nicht als Fremdkörper wie eine sterile Shopping Mall empfunden, sondern als lebendige Institution, die zum Stadtteil gehört wie der Kindergarten oder der Wochenmarkt.
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