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02. Februar 2023

Wie aus den Kathedralen des Kommerzes „Weltfeinde“ wurden

Emile Zola beschreibt in seinem wunderbaren Roman „Das Paradies der Damen“, wie die in Paris in der Mitte des 19. Jahrhunderts aufkommenden Warenhäuser den traditionellen Einzelhandel existenziell bedrohten. Diese Kathedralen des Kommerzes waren von ausgesuchter Eleganz und boten ein ganz ungeheures, nie da gewesenes Angebot an Waren jeglicher Art, die kleinen Lädchen hingegen waren alt und muffig, eng und dunkel und das Angebot bescheiden. Hinzukam, dass man hier praktisch immer unter Kaufzwang stand und dann auch noch handeln musste, während man in den Kaufhäusern vollkommen frei war und alle Preise verbindlich. Die Warenhäuser waren einfach übermächtig, auch wenn, wie das immer so ist, viele Einzelhändler am Anfang gedacht hatten, sie würden den Warenhäusern auf Dauer trotzen. Mehr und mehr realisierten sie, dass sie ins Hintertreffen gerieten und suchten Hilfe. So forderte gegen Ende des 19. Jahrhunderts der traditionelle Einzelhandel zu seinem Schutz eine Warenhaussteuer, eine erhöhte Umsatzsteuer für Warenhäuser. Bayern führte sie als erster Staat tatsächlich schon 1899 ein, andere Einzelstaaten folgten. Diese Forderungen wurden in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhundert noch lauter, denn nun spielte auch der Antisemitismus eine immer stärkere Rolle und viele Warenhausketten waren im Besitz jüdischer Familien. Die Regierung Brüning hat diese Steuer dann tatsächlich 1930 reichsweit eingeführt. Warenhäuser waren der NSDAP ein Dorn im Auge, die Nazis agierten gegen den „Weltfeind Warenhaus“ und den „jüdisch-orientalischen Basar“. Hermann Göring erklärte: „In leeren Geschäften stirbt ein verarmter Mittelstand, aber in den Hauptstraßen schießen die Trutzburgen des Kapitals, die Warenhäuser hoch!“. So wurde am 11. März 1933 in Braunschweig der so genannte „Warenhaussturm“ gegen jüdische Kaufhäuser entfacht. Im so genannten „25 Punkte Programm“ der NSDAP wurde die Verstaatlichung aller Warenhäuser gefordert. Tatsächlich ließen die Nazis dann die Warenhäuser bestehen, allerdings wurde natürlich jüdisches Eigentum „arisiert“.

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