Cookie-Einstellungen

Diese Webseite verwendet Cookies, um die Bedienfreundlichkeit zu erhöhen.

Informationen zum Datenschutz

25. April 2024

„Quartiersentwicklungen sind kein Trendthema, sondern ein Megatrend“

HI HEUTE-EXKLUSIVINTERVIEW MIT JULIA STEINMETZ (APLEONA REAL ESTATE MANAGEMENT)
Julia Steinmetz (hier auf der MIPIM in Cannes).
Foto: Meirose(HI HEUTE)

Julia Steinmetz ist seit 2022 Geschäftsführerin und mittlerweile auch CEO der Apleona Real Estate Management und verantwortet nach der im letzten Jahr erfolgten Fusion mit dem FM-Spezialisten Gegenbauer einen noch größeren Aufgabenbereich. HI HEUTE-Chefredakteur Thorsten Müller führte mit der 42-Jährigen kürzlich das nachstehende Interview.

HI HEUTE: Frau Steinmetz, wie ist aus Ihrer Sicht bei Apleona Real Estate das erste Quartal gelaufen?

Julia Steinmetz: Auf jeden Fall sehr positiv. Die Fusion mit Gegenbauer und deren Auswirkungen hatten daran natürlich großen Anteil. Unser Unternehmen hat sich noch einmal erheblich vergrößert und beschäftigt inzwischen ca. 44.000 Mitarbeitende. Auch im Bereich des Property Managements sind eine Reihe sehr guter Mitarbeiter hinzugekommen. Generell erreichen wir in punkto Kundenzufriedenheit sehr gute Werte. Kunden empfehlen uns weiter, was unter anderem auch dazu führte, dass wir einen größeren Auftrag in der Assetklasse Wohnen, in dem es um ca. 6.700 Wohneinheiten geht, generieren konnten.

Darüber hinaus haben wir auch eine neue Gesellschaft, die fmsc, mit an Bord. Die Ingenieure der fmsc sind auf die strategische und operative Beratung des Immobilienmanagements spezialisiert. Zudem verfügen wir über ein sehr kompetentes Beratungsteam, dass sich vornehmlich um die facettenreichen Themen Nachhaltigkeit und ESG kümmert. Weitere Schwerpunkte der Apleona Real Estate Management liegen auf der Digitalisierung und auf dem strategischen Ausbau der Leistungspalette. Personalgewinnung und Förderung der Mitarbeitenden werden für alle Unternehmen immer wichtiger – wir treiben beides erfolgreich voran. Zum Glück verfügen wir im Unternehmen über eine nur sehr geringe Fluktuation. Wir versuchen unseren Mitarbeitenden immer wieder neue Perspektiven zu geben und sie auf diese Weise lang im Unternehmen zu halten.

HI HEUTE: Die Assetklasse „Quartier“ hat in jüngster Zeit stark an Bedeutung gewonnen und wird dies sicher noch weiter tun. Auch Apleona beschäftigt sich seit einiger Zeit intensiv damit. Wie sehen Sie diesbezüglich die mittelfristige Zukunft?

Julia Steinmetz: Quartieren wird bereits heute ein großes Potenzial zugeschrieben, um die zukünftigen Herausforderungen für unsere Städte zu bewältigen. Ein erfolgreiches Quartier muss vor allem die Bedürfnisse seiner Nutzer in den Fokus nehmen. Besonders wichtig sind dabei Aufenthaltsqualität, Konnektivität und das dahinterstehende Konzept. Aber auch eine ganzheitliche Bewirtschaftung, also ein integriertes Quartiersmanagement, gewinnt an Bedeutung. Gemeinsam mit der bekannten Kommunikationsagentur RUECKERCONSULT haben wir Ende 2023 eine Umfrage durchgeführt, die genau diese Aufgaben und Ziele zu Tage gefördert hat. Insgesamt haben daran 94 Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen aus der Immobilienbranche teilgenommen. Ergänzt wurde die Umfrage durch Experteninterviews, u.a. mit Dr. Thomas Beyerle, Managing Director der Catella Property Valuation, Jens Hausmann, Geschäftsführer bei Groß & Partner, Prof. Dr. Marion Peyinghaus, Geschäftsführerin der CCPMRE und Franka Jung-Larsen, Head of Retail, Center & Quartier Management bei der Apleona Real Estate Management.

HI HEUTE: Was sind für Sie denn die wichtigsten Erkenntnisse und Ergebnisse dieser Umfrage?

Julia Steinmetz:  Eine große Mehrheit der Befragten teilt die Auffassung, dass es sich bei Quartieren und Quartiersentwicklungen nicht um ein Trendthema, sondern vielmehr um einen Megatrend handelt. Urbanität, Nachhaltigkeit, die 15-Minuten-Stadt und die dafür notwendige Zusammenführung sich ergänzender Nutzungen und Funktionen werden zu einer deutlichen Zunahme an Quartiersprojekten führen – sowohl im Neubau als auch im Bestand. Quartiere stellen allerdings besondere Anforderungen an das Property Management. Dies gaben fast alle Umfrageteilnehmer an. Dabei steht das Interessenmanagement, also der Ausgleich der Interessen zwischen den verschiedenen Nutzergruppen, im Vordergrund. Weitere besondere Anforderungen sind die Vernetzung zwischen den Nutzern und die Präsenz des Quartiersmanagers vor Ort als lokalem Ansprechpartner.

HI HEUTE: Was macht denn den Unterschied zwischen gutem und nicht so gutem Quartiersmanagement aus?

Julia Steinmetz: Leider kommen beim Management von Quartieren häufig die Markenführung und damit verbunden die emotionalen Aspekte zu kurz. Das klassische Property Management allein reicht dazu nicht aus. Unterschiedliche Gebäude, Eigentümer und Nutzer eines Quartiers müssen zu einem Ganzen zusammengeführt werden und auch der stadträumliche Kontext, in den das Quartier eingebettet ist, sollte nicht außer Acht gelassen werden. Schließlich möchte man als guter Nachbar wahrgenommen werden. Zur Markenführung gehören daher unter anderem eine transparente Einbeziehung und Information der Nutzer, eine aktive Pflege des Social-Media-Auftritts sowie die Planung und Durchführung von Events. Dabei müssen alle Aktivitäten genau auf die Positionierung des Quartiers und auf mögliche Störgefühle von Nutzern abgestimmt sein.

HI HEUTE: Womit beschäftigt sich Apleona denn hinsichtlich des Quartiersmanagements ganz konkret? 

Julia Steinmetz: Unter anderem managen wir ja seit einiger Zeit das „Tacheles“ in Berlin: Das ist ein sehr gutes Quartiersbeispiel. Hier erleben wir im Alltag genau das, was auch grundsätzlich als Herausforderung bei Quartieren wahrgenommen wird. Enorm wichtig ist die Präsenz eines Managers vor Ort, der das Gespür und das Wissen um die Bedürfnisse der Besucherinnen und Besucher, aber auch der dort Arbeitenden hat. Und natürlich halten wir kontinuierlich Ausschau nach weiteren Objekten, zuletzt auch auf der Mipim in Cannes, wo sich ja zahlreiche Städte und Regionen mit ihren Bauvorhaben präsentiert haben.

HI HEUTE: Haben auch Shopping Center das Potenzial zum Quartier?

Julia Steinmetz: In vielen Fällen eindeutig ja, ebenso wie ehemalige Kaufhäuser in Innenstadtlagen. Auch hier kommt es auf den passenden neuen Nutzungsmix an. Insbesondere dort, wo sich das bisherige Geschäftsmodell nicht sinnvoll fortsetzen lässt, liegt in der Umgestaltung zu einem funktionierenden Quartier eine Riesenchance – nicht nur für die betroffenen Investoren, sondern auch für die jeweilige Stadt. Denn so lassen sich Leerstände vermeiden und Innenstädte beleben.

 

ANZEIGE

Unsere Werbepartner

Impressum Datenschutz Cookie-Einstellungen Über uns

HANDELSIMMOBILIEN HEUTE (HIH) ist ein Nachrichten- und Serviceportal für die gesamte Handelsimmobilienbranche in Zusammenarbeit mit renommierten Verbänden und Instituten.