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25. Januar 2024

„Wir sehen in der urbanen Nachverdichtung großes Potenzial"

HI HEUTE-EXKLUSIVINTERVIEW MIT CHRIS KARMRODT, GESCHÄFTSFÜHRER IMMOBILIEN BEI LIDL DEUTSCHLAND
Chris Karmrodt, Geschäftsführer Immobilien bei Lidl Deutschland
Foto: Lidl

Lidl gehört als Teil der Schwarz Gruppe zu den führenden Unternehmensgruppen im Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland und Europa. In Deutschland sorgen rund 100.000 Mitarbeiter in über 3.250 Filialen, 39 Regionen und Verwaltungsstandorten für die Zufriedenheit der Kunden. Dynamik in der täglichen Umsetzung, Leistungsstärke im Ergebnis und Fairness im Umgang miteinander kennzeichnen das Arbeiten bei Lidl. HI HEUTE-Chefredakteur Thorsten Müller führte mit Chris Karmrodt, verantwortlich für den Immobilienbereich, ein Interview zur Bedeutung des Standorts Innenstadt. Dieses erscheint auch in unserem Buch „TRANSFORMATION INNENSTADT – der große Wandel", das im Februar erhältlich ist.

HI HEUTE: Lidl hat in den letzten Jahren in Deutschland sein Filialnetz weiter ausgebaut und ist dabei viele neue Wege gegangen. Was sind die Gründe dafür?

Chris Karmrodt: Der Ausbau des Filialnetzes gehört zu den zentralen Treibern für ein nachhaltiges Wachstum von Lidl in Deutschland. Mit über 3.250 Standorten sind Lidl-Filialen in Deutschland flächendeckend zu finden. Das heißt, dass die Kunden in jedem Landkreis auf dem deutschen Festland in mindestens einer Lidl-Filiale einkaufen gehen können. Wir wollen aber auch die letzten weißen Flecken auf der Deutschlandkarte schließen und das Filialnetz so verdichten, dass der Kunde es von seinem Wohnort nicht weit zu einer Lidl-Filiale hat: Im Schnitt soll er nicht mehr als 15 Minuten bis zur nächsten Einkaufsstätte zurücklegen müssen.

Bei den Entwicklungen unserer Immobilienprojekte legen wir darauf Wert, den Kunden ein optimales Einkaufserlebnis zu ermöglichen und entwickeln demnach unsere Filialen entlang ihrer Bedürfnisse. Dabei bieten wir mit unseren flexiblen Filialkonzepten für jeden Standort maßgeschneiderte Lösungen an und bauen nicht nur einen Filialtyp. Unser Portfolio umfasst freistehende Standardfilialen mit angegliedertem Parkplatz, kompakte Innenstadtfilialen und flächensparende zweigeschossige Metropolfilialen sowie große Fachmarktzentren und Einkaufsstätten in besonderen Gebäuden, wie Bahnhöfen oder historischen Immobilien.

HI HEUTE: Was bedeutet das für den Standort Innenstadt? Was bringt Ihr Unternehmen zur Neugestaltung von Innenstädten bzw. deren Optimierung und Attraktivierung mit ein?

Chris Karmrodt: Wir sehen in der urbanen Nachverdichtung großes Potenzial und möchten hier weiter wachsen. Vorrangig konzentrieren wir uns derzeit auf mittelgroße Städte und Metropolen. Dabei haben wir aber nicht nur den Ausbau des Filialnetzes im Blick, sondern auch die Entwicklungen und Besonderheiten, die die verschiedenen Standorte mit sich bringen.

So stehen wir zum Beispiel in den dicht besiedelten Gebieten der Metropolen von Deutschland bereits heute und zukünftig noch verstärkter vor der Herausforderung, dass zum einen die Grundstückflachen und zum anderen auch der Wohnraum immer knapper werden. Gleichzeitig sollen die Großstädte mit ihren Innenstädten auch in Zukunft eine Einheit aus lebendigen Lebens-, Freizeit- und Arbeitsräumen bilden und eine hohe Lebensqualität für die Bürger bieten. Um dieses Zusammenspiel herzustellen, bedarf es einer Kooperation aller Beteiligten der Stadtgesellschaft, um gemeinsam die Aufgaben einer veränderten Lebenswelt angehen zu können. Daher berücksichtigen wir bereits heute bei der Umsetzung unserer Immobilienprojekte und beim Ausbau des Filialnetzes Aspekte des Klimaschutzes, legen Wert auf eine nachhaltige Filialbauweise, denken neue Mobilitätskonzepte mit und achten auf eine Flächeneffizienz in der Nachverdichtung. Aus unserer Sicht werden diese Aspekte in Zukunft noch wichtiger werden.

Vor diesem Hintergrund sind auch die Projektentwicklung und der Bau von Mixed-Use-Immobilien Teil unserer gemeinsam erarbeiteten Immobilienstrategie bei Lidl. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um Filialen, die mit Wohnflächen, Büroflächen oder Kindertagestätten kombiniert werden. Wir verfolgen damit das Ziel, neue Filialstandorte in hochverdichteten und bevölkerungsreichen Räumen zu erschließen, um den Kunden eine optimale Nahversorgung zu bieten, und können gleichzeitig kommunale Bedürfnisse sowie örtliche städtebauliche Gegebenheiten berücksichtigen. Ein Beispiel für ein flächensparendes Filialkonzept ist beispielsweise die zweigeschossige Metropolfiliale. Unsere Kunden erwartet mittlerweile an fünf Standorten in Deutschland die einzigartige Kombination aus einer großzügigen, ebenerdigen und tageslichtdurchfluteten Parkfläche im Erdgeschoss des Gebäudes in Kombination mit einer modernen sowie hellen Filiale im ersten Stockwerk.

HI HEUTE: Können Sie Beispiele für Mixed-Use-Immobilien nennen?

Chris Karmrodt: Das neueste Projekt entstand in Sindelfingen. Dabei handelt es sich um die erste Metropolfiliale deutschlandweit, die in Kombination mit einer Wohnbebauung errichtet wurde. Als einstöckige Filiale benötigt sie eine geringere Grundstücksfläche, denn hier stehen den Kunden auf dem Vorplatz 29 Parkplätze und im Erdgeschoss der Filiale 64 weitere Stellplätze zur Verfügung. Von der Parkfläche im Gebäude aus gelangen die Kunden über eine Rolltreppe in den ersten Stock. Im zweiten und dritten Stock des Baus entstehen 36 Wohnungen. Drei weitere Wohngebäude werden derzeit noch auf dem Gelände hinter der Filiale errichtet, sodass insgesamt 82 Wohneinheiten mit einer Mietfläche von insgesamt knapp 5.000 Quadratmetern vorhanden sein werden – zwölf davon mietpreisgebunden.

Ein weiteres Beispiel, für die erfolgreiche Umsetzung einer gemischt genutzten Immobilie befindet sich in Münster. An der Hammer Straße 149 entstand eine attraktive Quartiersentwicklung mit 40 neuen Wohneinheiten über den darunter gelegenen Handelsflächen. Der dreigeschossige Wohnriegel liegt um einen begrünten Innenhof. Der Wohnungsmix umfasst Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen mit 45 bis 102 Quadratmetern und ein Penthouse mit 140 Quadratmetern Wohnfläche. Alle Wohnungen sind barrierefrei, verfügen über Balkone oder Dachterrassen, sind hochwertig ausgestattet und bieten zum Teil eigene Parkplätze.

In Bietigheim-Bissingen stellte Lidl im Juni 2021 eine Filiale in nachhaltiger Bauweise fertig, über der eine Kindertagesstätte entstand. Auf rund 1.400 Quadratmetern finden hier vier Betreuungsgruppen mit insgesamt rund 62 Betreuungsplätzen Platz. Die KiTa bietet moderne Räumlichkeiten für die Kinderbetreuung sowie ausreichend Spielflächen und einen großzügigen Außenbereich.

HI HEUTE: Wie wirken sich die unterschiedlichen Baukonzepte auf die Filialgestaltung aus? 

Chris Karmrodt: Unsere Stärken können wir ab einer Verkaufsfläche von 1.000 Quadratmetern ausspielen. Die Idealgröße bei einer Neueröffnung liegt bei 1.400 Quadratmetern, um den Kunden unser umfangreiches Sortiment mit rund 4.300 Einzelartikeln ansprechend präsentieren zu können. Auf dem Bau des Filialkonzepts mit dieser Verkaufsfläche wird auch in Zukunft beim Ausbau unseres Filialnetzes der Fokus liegen und daher wird auch weiterhin unsere meistgebaute Filiale die eingeschossige Standardfiliale mit einem vorgelagerten Parkplatz sein. Sie erfüllt unsere Kriterien, wie zum Beispiel über eine großzügige, barrierefreie und helle Verkaufsfläche mit viel Tageslicht. Die breiten Gänge und niedrigen Regale machen sie zudem übersichtlich und sorgen für eine angenehme Einkaufsatmosphäre. Insbesondere das Frischesortiment mit Obst und Gemüse, Backwaren, Frischfleisch und Molkereiprodukten erhält mehr Fläche. Auf diese Weise kann Lidl den Kunden in diesem wichtigen Sortimentsbereich eine noch größere Auswahl an frischen Qualitätsprodukten anbieten. Dieser Filialtyp entspricht ideal den Anforderungen unserer Kunden an eine moderne Einkaufsstätte und ist einfach und bequem für den Wocheneinkauf mit dem Auto zu erreichen. Auch für unsere Mitarbeiter stellen diese Filialen eine attraktive Arbeitsumgebung dar.

Bei allen Filialkonzepten achten wir auf eine moderne, helle und großzügige Anmutung unserer Einkaufsstätten. Ansprechende Materialien sorgen für eine angenehme Atmosphäre. Auch Innovationen wie verschiedene Kassenarten oder optimierte Laufwege werden kontinuierlich überprüft. Hierbei werden stets die individuellen Gegebenheiten der Filialen berücksichtigt, da sich die Anforderungen der Kunden an verschiedenen Standorten voneinander unterscheiden können.

Bei der Weiterentwicklung des Filialnetzes geht es auch darum, unseren Kunden mit den Bestandsfilialen ein modernes, frisches und nachhaltiges Einkaufserlebnis anzubieten. Das bedeutet, dass wir auch in den Bestand investieren. Dies geschieht zum Beispiel durch die fortlaufende Modernisierung unserer Objekte.

HI HEUTE: Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei der Planung und Umsetzung von Baukonzepten?

Chris Karmrodt: Wir haben beim Bau unserer Immobilien schon früh auf Nachhaltigkeit gesetzt. So haben wir in den vergangenen Jahren beispielsweise die Energieeffizienz unserer Gebäude immer weiter optimiert, um den unnötigen Verbrauch von Strom und Wärme zu reduzieren. Seit 2010 verzichten wir zudem bei Filialneubauten auf einen Anschluss an das Gasnetz und setzen auf eine energieeffiziente Technologie: Die Beheizung und Klimatisierung der Filiale erfolgt mit erneuerbaren Energien und hocheffizienten Wärmepumpen. Darüber hinaus wird in einem Großteil der Filialen die Abwärme der Kühlregale durch eine Wärmerückgewinnung wieder dem Heizkreislauf zugeführt. Durch moderne Lüftungsanlagen und eine optimale Wärmedämmung sparen wir weitere Energie ein. Mit einer energiesparenden LED-Beleuchtung verringern wir außerdem den Stromverbrauch einer Filiale um rund 42.000 Kilowattstunden pro Jahr im Vergleich zu herkömmlicher Beleuchtung.

Besonders hervorzuhebende Beispiele für nachhaltiges Bauen bei Lidl sind unsere Filialen in Holzbauweise, die sich durch ihre umweltfreundliche Bauweise und besondere Energieeffizienz auszeichnen. In Albstadt-Ebingen haben wir im Dezember 2021 den ersten Filialtyp dieser Art errichtet. Seit Dezember 2023 können unsere Kunden in Wangen im Allgäu in der zweiten energieeffizienten Holzbaufiliale einkaufen gehen.  Bei deren Planung und Umsetzung konnten wir die Erfahrungen aus dem Pilotprojekt in Albstadt einbringen und das Konzept noch verfeinern. Erstmals haben wir hier bereits beim Rückbau der Altfiliale die Nachhaltigkeitskriterien des DGNB-Katalogs umgesetzt.

Wir sind besonders stolz darauf, dass wir bereits heute zeigen können, dass Nahversorgung und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können. Darauf werden wir auch in Zukunft unseren Fokus legen und unseren Kunden weiterhin überall in Deutschland die beste Qualität zum günstigsten Preis bieten.

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