Interviews

Yardi-Europa-Chef Richard Gerritsen am eigenen Stand auf der Immobilienmesse EXPO REAL, die kürzlich zu Ende ging.

Foto: HI HEUTE/Bettina Meirose

Auch in diesem Jahr war der internationale PropTech-Spezialist und Software-Entwickler Yardi Systems, der unter anderem mit zahlreichen Unternehmen in der Handelsimmobilienbranche seit Jahren eng zuammenarbeitet, wieder mit einem großen Stand auf der EXPO REAL in München vertreten. Europa-Chef Richard Gerritsen sprach mit HI HEUTE-Chefredakteur Thorsten Müller über aktuelle Entwicklungen auf diesem Sektor und den Umgang der HI-Branche mit den Themen Digitalisierung und KI.

HI HEUTE: Wo sehen Sie die PropTech-Branche und Ihr Unternehmen Yardi im Moment? 

Richard Gerritsen: Die Proptech-Branche wächst weiter, da die Unternehmen die Vorteile und den tatsächlichen ROI von Proptech erkennen. Wie bereits erwähnt, sind sich fast 70 % der Unternehmen darüber im Klaren, dass die Einführung von Technologie heute ein wichtiges Thema für ihr Unternehmen ist. Sie beginnen zu akzeptieren, dass sie ihnen bei ihrer täglichen Arbeit und ihren Wachstumsplänen hilft.

Kosteneinsparungen und Nachhaltigkeit werden in der Immobilienbranche immer wichtiger. PropTech-Unternehmen müssen in der Lage sein, sich gemeinsam mit den Eigentümern, Verwaltern und Betreibern von Immobilien sowie mit den sich ändernden Anforderungen des Marktes zu entwickeln. Hybride Arbeitsformen sind auf dem Vormarsch und Unternehmen wollen ihre Büroflächen verkleinern. Darüber hinaus suchen Mieter nach nachhaltigeren Gebäuden. In einem kürzlich erschienenen Artikel wurde hervorgehoben, dass HSBC mit dem Umzug in eine kleinere, umweltfreundlichere, flexiblere und für die Mitarbeiter komfortablere Zentrale Weitsicht beweist.

Yardi ist stolz auf seine innovativen Lösungen, die zur Optimierung des Property und Asset Managements sowie der Finanzbuchhaltung beitragen. In den letzten 15 Jahren haben wir uns von einem Anbieter von Property-Management-Software zu einem Cloud-Anbieter für Investment und Asset Management entwickelt. Wir arbeiten eng mit unseren Kunden zusammen, um sicherzustellen, dass unsere Lösungen ihren Anforderungen entsprechen. Da sich der Markt und damit auch die Geschäftsabläufe ändern, müssen unsere Lösungen flexibel und anpassungsfähig sein.

HI HEUTE: Inwiefern haben die ESG-Themen, die immer mehr in den Fokus vieler Unternehmen rücken, Ihr Geschäft verändert?

Richard Gerritsen: Wir bei Yardi sind stolz auf unser Engagement für unsere Kunden und Mitarbeiter, unser gemeinnütziges Mitwirken und unsere kontinuierlichen Investitionen in Innovationen. Um unsere Kunden zu unterstützen, werden wir in Kürze "Yardi Pulse Energiemanagement" einführen. Dies betont die Wichtigkeit der Energieeffizienz für alle Property Manager. Unser neues Tool hilft Kunden, Möglichkeiten zu finden, den Energieverbrauch ihrer Objekte zu senken, den Komfort für die Bewohner zu erhöhen und die Analyse und Berichterstattung durch automatisierte Energiemanagementlösungen zu vereinfachen.

HI HEUTE: Wie steht es um das Interesse und die Bereitschaft zur Digitalisierung beim Einzelhandel? Gibt es wesentliche Änderungen im Vergleich zum Vorjahr?

Richard Gerritsen: Viele Unternehmen waren in den letzten Jahren gezwungen, ihre Strategien neu zu bewerten. Dieser Wandel setzt sich fort. Wie bereits erwähnt, erkennen inzwischen 70 % der Unternehmen an, dass Technologie ein wichtiges Geschäftsthema ist. Das bedeutet, dass sie erkannt haben, wie wichtig Technologie für die Optimierung ihrer Arbeitsprozesse ist. Obwohl die Rolle der Technologie von den Branchenakteuren anerkannt wird, hat sie bei ihnen aber leider immer noch keine Priorität. Die Unternehmen zögern, sich auf die Digitalisierung einzulassen, weil sie wissen wollen, wie sich ihre Investitionen auszahlen werden. Die Frage ist jedoch, welche Kosten entstehen, wenn nicht in Technologie investiert wird. Digitalisierung repräsentiert eine strategische Geschäftsentscheidung, die die Zukunft eines Unternehmens bestimmt. Mit unserer Asset Management Suite konnten Kunden bereits viele Stunden bei der Datenerfassung und strategischen Planung einsparen, den Vermietungszyklus um 40 % verkürzen und die Erstellung von Berichten durch Automatisierung doppelt so schnell erledigen. Die End-to-End-Lösung ermöglicht es, die aktuelle und zukünftige Belegung anhand visualisierter Grundrisse zu bewerten, Interessenten leichter zu erreichen, das Kundenerlebnis zu verbessern und genauere Analyseergebnisse zu liefern – und das alles mit nur einem Mausklick.

HI HEUTE: ChatGPT und KI im Allgemeinen sind beliebter denn je. Welchen Einfluss hat das auf Yardi?

Richard Gerritsen: Im September haben wir Yardi Voyager 8 vorgestellt, das in Europa voraussichtlich im vierten Quartal 2024 auf den Markt kommen soll und über leistungsstarke KI-Funktionen verfügt. Es ist davon auszugehen, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren fortsetzen wird. Diese Asset-Management-Lösungen analysieren die Betriebsdaten bis ins Detail. Die Daten werden dem Nutzer nicht nur präsentiert, sondern auch für Prognosen und Empfehlungen genutzt. Diese intuitiven Lösungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Portfolioperformance, indem sie die Kosten effektiv senken, die Risiken mindern und die Erträge steigern. Auf unserer Plattform werden alle Prozesse digitalisiert, unabhängig davon, ob es sich um Wohn-, Handels-, Gewerbe- oder sogar Coworking-Immobilien handelt. In der Branche ist es offensichtlich, dass Auftraggeber und Kunden häufig Daten aus verschiedenen Quellen sammeln und dabei übersehen, wie wichtig es ist, eine solide Datenbasis zu schaffen. Diese grundlegenden Daten können für KI-Anwendungen, prädiktive Analysen und die Zukunftssicherung des Unternehmens genutzt werden.

KI-generierte KPIs und prädiktive Analysen ermöglichen fundierte Entscheidungen. Mit einer soliden Datenbasis und deren Zusammenführung können Unternehmen effizienter arbeiten und bessere Geschäftsentscheidungen treffen.

HI HEUTE: Welche Ziele haben Sie sich für Ihr Unternehmen bis zum Ende des Jahres gesetzt?

Richard Gerritsen: Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hinkt Deutschland bei der Einführung neuer und moderner Technologien noch hinterher. Mein Ziel für die nächsten 18 bis 24 Monate ist es, diesen Prozess zu beschleunigen. Daten und Technologie sind in der Immobilienbranche entscheidende Faktoren, insbesondere da immer mehr Unternehmen in gemischte Portfolios investieren. Die Immobilienbranche sollte sich nicht auf veraltete Software wie Tabellenkalkulationsprogramme verlassen, die umfangreiche manuelle Eingaben erfordern. Technologie hilft, Kosten zu senken, Geld zu sparen, Prozesse zu optimieren und komplexe Abläufe zu automatisieren. Mit Proptech kann man allein durch Automatisierung doppelt so schnell arbeiten. Es ist keine Option mehr, nicht in Technologie zu investieren. Dies gilt insbesondere für Unternehmen, die wachsen wollen.

Yardi wird auch weiterhin dazu beitragen, Immobilienunternehmen durch eine integrierte Lösung und eine zentrale Informationsquelle zum Erfolg zu verhelfen. Immobilieneigentümer und -betreiber können ihre Geschäftsprozesse revolutionieren, indem sie in die richtige Technologie investieren und den tatsächlichen ROI verstehen.