HI-History

Leonhard Tietz, 1849 im beschaulichen Birnbaum, Provinz Posen, geboren, begann als kleiner Einzelhändler, und zwar wirklich als sehr, sehr kleiner Einzelhändler. Sein erstes Geschäft in Stralsund, Textilien, hatte nur 25 Quadratmeter. Von dort ging Tietz nach Elberfeld, 1884 eröffnete er dann eine Filiale in Schweinfurt und 1888 eine solche in Amberg. Doch sein eigentlicher Traum war ein Mehrsparten–Warenhaus, wie es das in Paris bereits seit den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts gab.

Und dann war es soweit: 1885 konnte Tietz in der damaligen Elberfelder Herzogsstraße (seit 1929 Wuppertal) das erste moderne, zentral geführte und in die verschiedensten Abteilungen gegliederte Warenhaus Deutschlands eröffnen. Er übernahm von den Pariser Kaufhäusern Festpreise, Barzahlung und Umtauschrecht und bot gute Qualität zu relativ niedrigen Preisen. Von da an begann sein Siegeszug durch Deutschland, Hohe Straße, Köln, 1881, Großkölnstraße, Aachen, 1892, Schadowstraße, Düsseldorf, 1899 - und so ging es weiter.

Nach dem Tod von Leonard Tietz im Jahre 1914 setzte sein Sohn Alfred diese höchst erfolgreiche Entwicklung fort. Anfang der Dreißigerjahre beschäftigte das Unternehmen an 43 Standorten über 15.000 Mitarbeiter, bis die Nationalsozialisten das Warenhaus Tietz, wie alle jüdischen Geschäfte, „arisierten“ und die Familie Tietz zwangen, ihre Anteile weit unter Wert abzugeben. Aus der Emigration zurückgekehrt wurde die Familie nach dem Krieg mit fünf Millionen DM entschädigt, aus dem Warenhaus Tietz war der Kaufhof geworden.