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21. Januar 2021

COMFORT wagt einen Blick aufs neue Jahr 2021

BILANZ FÜR DEN EINZELHANDEL UND FÜR HANDELSIMMOBILIEN
Olaf Petersen, Geschäftsführer und Chefresearcher des Einzelhandelsspezialisten COMFORT. Foto: COMFORT

Olaf Petersen, Geschäftsführer und Chefresearcher des Einzelhandelsspezialisten COMFORT, nimmt den Beginn des Jahres 2021 zum Anlass, den Blick bilanzierend auf das Jahr 2020 ebenso zu richten wie auf die Erwartungen für 2021.

Dabei lässt sich zunächst konstatieren, dass die Bilanz für 2020 nicht unter normalen Umständen erfolgen kann. Wahrscheinlich noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland war ein Jahr so ausschließlich von einem Thema geprägt, das praktisch alle Bereiche des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens fest im Griff hatte. Und hat, denn die weltweite Corona-Pandemie wird zumindest in Deutschland vermutlich erst ab dem Sommer dieses Jahres an Wirkung auf alle Lebensbereiche einbüßen. Dies hängt stark von der derzeit heftig diskutierten Versorgung mit Impfstoffen ab.

Stationäre Händler unter Druck

Im Einzelhandelsbereich wurden in der Corona-Krise bereits zuvor bestehende Trends deutlich verstärkt. Hierzu zählen ein überdurchschnittlich wachsender Online-Handel ebenso wie das Revival und die Qualifizierung der Nahversorgung, eine schwache Entwicklung für Textilanbieter und aufgrund all dessen ein ausgeprägter Mietermarkt mit entsprechenden Auswirkungen auf die Konditionen bei Neuvermietungen. Einige Retail-Branchen profitierten von der Krise und die neue Konzentration auf das eigene Zuhause. Dies geht über Lebensmittel, Einrichtung, Do-it-yourself und Gartenbedarf bis hin zum E-Biking-Trend. Im Gastronomie-Bereich wurde die Aufwärtsbewegung der vergangenen Jahre durch die im Vergleich zu Einzelhandel längeren Schließungen zunächst einmal ausgebremst.

Einbruch beim Tourismus

Übergreifend spielte zudem der eingebrochene Städte-Tourismus eine große Rolle. Denn ebenso wie deutsche Touristen nur erschwert ihre Urlaubspläne umsetzen konnten, wurden in den deutschen Shopping-Metropolen die Corona-bedingt fehlenden – vornehmlich ausländischen - Touristen schmerzlich vermisst. Dies zeigt sich auch sehr anschaulich an den Rückgängen der Passantenfrequenzen gegenüber dem Vorjahr. Dazu untersuchte Petersen einmal detaillierter die Entwicklung im September 2020, das heißt einen Monat ohne Lockdown sowie ohne Feiertage und kaum Ferien. Städte wie München, die stark vom internationalen Tourismus leben, verzeichneten hier deutlich größere Rückgänge als etwa Dortmund, das als touristisches Ziel für Besucher von außerhalb seltener in Betracht kommt.

 

Passantenzahlen sinken um 15 Prozent

Auch nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 war das Einkaufen im Corona-Zeitalter kein reines Vergnügen – wegen Maskenpflicht, Abstandshaltung, Postulat der Kontaktvermeidung, vielfaches Schlange stehen und weiteren Faktoren. Bezogen auf die September-Frequenzen, erklärt Petersen, werde jedoch deutlich, dass diese gemessen an den vorhandenen Hindernissen doch immer noch recht beachtlich gewesen seien und es teilweise nur sehr geringe Rückgänge gegenüber 2019 gegeben habe. In den Top-Seven-Metropolen betrug der Rückgang gegenüber dem Vorjahr durchschnittlich 15,3 Prozent.

Zunehmende Leerstände

Der Handelsimmobilienmarkt war in 2020 naturgemäß durch eine deutlich verringerte Mieternachfrage gekennzeichnet. Dies, so Petersen, gelte für die durch die Lockdowns betroffenen Nonfood-Einzelhandelsbranchen ebenso wie für die Gastronomie. Bei den nicht betroffenen Branchen der periodischen Versorgung dagegen blieb die Mieternachfrage stabil auf hohem Niveau.

In diesem Kontext standen die Mieten für Ladenlokale unter Druck, und es waren zunehmend auch Leerstände festzustellen. Der bereits in den letzten ein bis zwei Jahren zu verzeichnende Trend zur Flexibilisierung von Mietverträgen – kürzere Festlaufzeiten, Umsatzmieten, Sonderkündigungsrechte, etc. – hat hierbei weiter an Relevanz gewonnen. Die gesunkene Mieternachfrage drückt nach COMFORT-Analysen vor allem bei größeren Ladenflächen ab 1000 Quadratmetern sowie vertikaler Geschossstruktur auf die Mieten.

Transaktionsvolumen elf Milliarden Euro

Auf dem Investmentmarkt erreichten Handelsimmobilien trotz des Lockdown-Schocks noch immer ein Transaktionsvolumen von knapp elf Milliarden Euro. Dies entspricht in etwa dem Wert des Vorjahrs und dürfte auch dem nach wie vor vorhandenen Anlagedruck am Kapitalmarkt geschuldet sein. Spiegelbildlich zur Mieternachfrage stehen dabei zunehmend Fachmarktzentren sowie Verbraucher-/Supermärkte und Discounter auf der Einkaufsliste der Investoren. Das Interesse insbesondere an textil-dominierten Shopping-Centern hat hingegen deutlich nachgelassen. Auch bei HighStreet-Immobilien wird beim Ankauf nunmehr deutlich vorsichtiger agiert. Noch wesentlicher als zuvor ist hierbei die Bewertung der nachhaltigen Mieten für die Retail-Flächen. Ältere Mietverträge werden von Core-Investoren sehr kritisch mit Blick auf die nachhaltig erzielbaren Mieten hinterfragt. Hier ergibt sich für Developer beziehungsweise. Core+- und Value-Add-Investoren ein erhebliches Potenzial für Repositionierungen von Objekten als innerstädtische Mischnutzungen und Quartiere.

Gründe für Zuversicht

 „Nun befinden wir uns mitten im zweiten Lockdown bei weitgehend grauem winterlichen Wetter, mit - abgesehen von der Nahversorgung und Außerhaus-Verkauf - geschlossenen Einzelhandelsgeschäften und Gastronomien“, sagt Olaf Petersen und wirft die Frage auf, ob es dennoch Gründe zur Zuversicht gebe. Seiner Ansicht nach schon. Denn auch wenn die Entwicklung gefühlt und wahrscheinlich auch faktisch zu langsam von Statten gehen werde: Die Lockerung von Corona-Bestimmungen hin zu mehr Normalität ist längerfristig absehbar. „Spätestens für den Verlauf des zweiten Halbjahrs 2021“, sagt er, „bestehen begründete Hoffnungen, dass sich die Rahmenbedingungen für die Konsumenten durch die begonnenen Impfungen spürbar normalisieren. Und hier glauben wir dann schon an eine echte Renaissance all der Dinge, die man in der Krise so schmerzlich vermisst hat: Reisen, Ausgehen, Kultur/Konzerte, Fußball/Sport-Events und eben auch Shoppen.“

Kahlschlag vermeiden

Schaue man über den Tellerrand der aktuellen Tristesse hinweg, werde es für viele Einzelhandelsbetreiber perspektivisch durchaus wieder Rückenwind geben - so sie denn die aktuelle außerordentliche Krisensituation überstehen. Das ist allerdings der springende Punkt, und hier ist namentlich die Politik in der Pflicht, dem durch die Corona-Krise und Lockdown drohenden Kahlschlag einer ganzen Retail-Unternehmensgeneration mit geeigneten Maßnahmen effektiv entgegenzutreten.

Dieses vorausgesetzt, werden sich laut COMFORT im Verlaufe des Jahres für expansionswillige Retailer wie auch (eigen-)kapitalstarke Investoren und Developer im aktuellen Mieter- und Investmentmarkt in den guten Innenstädten eine ganze Reihe von Anmietungs-, Ankaufs- und Entwicklungschancen ergeben.

 

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