Cookie-Einstellungen

Diese Webseite verwendet Cookies, um die Bedienfreundlichkeit zu erhöhen.

Informationen zum Datenschutz

13. März 2025

Vom Einzelhandel wird immer mehr Nachhaltigkeit erwartet

NEUE STUDIE: ANFORDERUNGEN DER VERBRAUCHER ÄNDERN SICH
Nachhaltige Käufe, zum Beispiel Second Hand, nehmen an Relevanz zu.
Symbolbild: Pixabax / Hans

Miete statt Kauf, Second-Hand statt fabrikneu, regionale Ernte statt weltumspannende Lieferwege. Nachhaltiger Konsum im Food- und Non-Food-Sektor ist sowohl in der Vertriebskommunikation als auch in der umwelt- und gesellschaftspolitischen Debatte mit zahlreichen Schlagworten belegt.

Doch werden diese Handlungsoptionen von Konsumenten auch wirklich eingefordert und am POS zum relevanten Faktor? BearingPoint legt mit dem Sustainable Retail Observatory Daten und Schlussfolgerungen vor. Während Bürger von den Vorteilen eines nachhaltigen Einzelhandels überzeugt sind, bleiben Endkunden oft preissensibel.

Potenzial in Deutschland

Seit Jahren ist eine Diskrepanz zwischen den in Umfragen geäußerten Absichten und dem tatsächlichen Kaufverhalten zu beobachten. Diese Entfremdung hat dazu geführt, dass viele Marken und Hersteller den Umfang ihrer nachhaltigen Initiativen einschränken, ohne eine Ausweitung in Betracht zu ziehen. Um die Beweggründe der Verbraucher besser zu verstehen, hat die Management- und Technologieberatung BearingPoint in Zusammenarbeit mit dem französischen Meinungsforschungsinstitut ODOXA eine europaweite Befragung durchgeführt. Der Fokus auf die deutsche Kundschaft im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie dem Vereinigten Königreich, Frankreich, den Niederlanden und Italien zeigt, dass in Deutschland noch Potenzial für nachhaltigere Konsumentscheidungen besteht.

Vertrauen und Selbstwirksamkeit

Die Umfrageergebnisse zeigen, dass 59 Prozent der Verbraucher in Deutschland Nachhaltigkeitsaspekte bei ihren Kaufentscheidungen berücksichtigen. Mit diesem Wert liegt die Bundesrepublik deutlich unterhalb des europäischen Durchschnittswerts von 66 Prozent. Auch die Selbstwirksamkeit bei Entscheidungen für nachhaltigen Konsum wird in Deutschland geringer eingeschätzt: Während im europäischen Fünf-Länder-Durchschnitt knapp drei Viertel (72 Prozent) der Befragten in dem Bewusstsein konsumieren, mit ihren Entscheidungen Einfluss auf Fragen der Nachhaltigkeit nehmen zu können, sind es in Deutschland 67 Prozent. Genau im europäischen Durchschnitt liegen hingegen die Werte beim Thema Vertrauen. So schenken in Deutschland sowie europaweit 64 Prozent der Verbraucher dem Einzelhandel und den Marken ihr Vertrauen, wenn es um die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen geht.

Second-Hand immer öfter erste Wahl

Angetrieben durch die Debatte um Arbeitsbedingungen in Niedriglohnländern und angesichts der Fragilität globaler Lieferketten, hat sich auch der Blick auf das Thema Second-Hand gewandelt. Es sind längst nicht nur rationale wirtschaftliche Gründe, aus denen in der für die Studie durchgeführten Umfrage 67 Prozent der Deutschen angeben, sich aktiv für Gebrauchtwaren zu entscheiden. Das Ausschöpfen von Reparaturpotenzialen ist in Deutschland (74 Prozent) wie auch europaweit (77 Prozent) verstärkt zu beobachten. Gleichzeitig nimmt der Neukauf von Produkten proportional ab. 20 Prozent der Befragten gaben 2024 an, den Neukauf von Produkten seltener getätigt zu haben als noch im Jahr zuvor. Diese beiden Trends stehen laut den Studienautoren für mehr als nur für Sparsamkeit und ein wachsendes Bewusstsein für die Endlichkeit bestimmter Ressourcen. Unterstützt durch beliebte Second-Hand-Plattformen im digitalen Raum, ist die steigende Nachfrage nach langlebigen Produkten zugleich Ausweis eines Verbraucher in den Sektoren Spielzeug/Spiele und Heimwerken/Garten am wenigsten bereit, neue Produkte zu kaufen, in Sektoren also, wo der Gemeinschaftsgedanke und soziale Aspekte des Austauschs und der Vernetzung wesentlich für das Produkterlebnis sind.

Nachhaltigkeit im Food-Sektor

Nachhaltige Speise- und Getränkeverpackungen, sprich Großgebinde oder Mehrwegsysteme, sind hierzulande bei 80 Prozent erste Wahl beim Lebensmitteleinkauf - und damit noch beliebter als im europäischen Durchschnitt (73 Prozent). Die Deutschen liegen zudem bei Bio-Produkten, regionalem Einkauf und beim Verzicht auf tierische Produkte über dem europäischen Durchschnitt. Bio-Lebensmittel sind in Europa weit verbreitet, drei von vier Verbrauchern greifen zu diesen Produkten, Deutschland liegt dem Durchschnitt mit 78 Prozent noch etwas voraus. Die kurze Lieferkette ist die am weitesten entwickelte Praxis, mit 84 Prozent in Deutschland und 89 Prozent in Italien und einem zunehmenden Wachstum. Einige europäische Länder wie die Niederlande oder das Vereinigte Königreich hinken hinterher. Insgesamt noch wenig weit verbreitet hingegen ist der Verzicht auf den Verzehr von tierischen Produkten: Nur 28 Prozent der Befragten in Deutschland geben an, weniger oder gar keine tierischen Produkte zu konsumieren (Europa 27 Prozent).

Handel muss Strategie anpassen

Nikolaos Sioulvegas, Partner bei BearingPoint und Retail-Experte, kommentiert: „Die Ergebnisse unserer Studie zeigen deutlich, dass Konsumenten in Deutschland zunehmend nachhaltige Kaufentscheidungen treffen, insbesondere ist eine Zunahme beim Kauf von Second-Hand-Produkten und Bio-Produkten zu beobachten. Vertrauen in die Nachhaltigkeitsversprechen von Marken wird dabei zu einem entscheidenden Faktor. Die Anforderungen der Verbraucher verändern sich, und Unternehmen im Einzelhandel müssen ihre Strategien entsprechend anpassen, um nicht nur Produkte anzubieten, sondern auch ein glaubwürdiges Engagement für Nachhaltigkeit zu zeigen. Diese Entwicklung stellt eine bedeutende Chance für Marken dar, sich langfristig zu positionieren und eine starke Bindung zu ihren Kunden aufzubauen."

Unsere Werbepartner

Impressum Datenschutz Cookie-Einstellungen Über uns

HANDELSIMMOBILIEN HEUTE (HIH) ist ein Nachrichten- und Serviceportal für die gesamte Handelsimmobilienbranche in Zusammenarbeit mit renommierten Verbänden und Instituten.