Sollten Shopping Center mehr in Sozialrelevanz investieren?
WIE MAN VERNETZUNG UND ERLEBNISWIRTSCHAFT AUFS NÄCHSTE LEVEL HEBT, WAR EIN ZENTRALES THEMA DER ICSC EUROPEAN CONFERENCE IN WARSCHAU.
Viel beachteter Branchentreff: die ICSC-Konferenz in Warschau. Foto: ICSC
Samsung-Erlebnisstore in Manhattan. Foto: Chatterstone
„Stores, die nur storen (= lagern), sind tot“, verdeutlicht das Wortspiel des Retail Futurist Howard Saunders, dass die Zeit reiner Produktexponate passé ist. Dann ruft er das Zeitalter des Ichs aus. Weil Mobiltelefone Kunden daran gewöhnten, dass sich der Einkaufskosmos um sie dreht, müssen Handelsorten lernen, Egos zu hoffieren. Erlebnis, nicht Abverkauf zählt. Neu ist die Erkenntnis keinesfalls. Erschreckend ist nur, welche Ausmaß das annimmt.
Im Nikes Flagship Soho probiert man seine selbstdesignten Schuhe gleich auf dem Court aus; an der 5th Avenue experimentiert Adidas mit einem Stadionkonzept und Toms Flagship in L.A. ist ein Kaffeeladen, der auch Schuhe verkauft. Getoppt wird der Trend zu mehr Vergnügen und weniger Waren von Samsung Electronics „Technikspielplatz und Kulturmagnet“ in Manhattan. Auf 5100 Quadratmeter gibt es viel zu erleben, aber nichts zu kaufen! Ein zweiter Store ist fürs Torontos Eaton Center angekündigt.
Erlebnis, nicht Rendite pro Quadratmeter zählt
Saunders tröstliche Nachricht: Einkaufsorte müssen nicht unter Frequenzmangel leiden, sofern sie einige Regeln beherzigen. Voll ist es immer dort, wo Hippes auch fürs kleine Geld geboten wird. Oder auf Streetfoodmarkets, wo Lebensmittelliebhaber mit Hingabe, Begeisterung und Expertise das Beste der jeweiligen Art feilbieten. Außerdem wächst eine neue Generation Händler heran, die Marken wahrhaft erlebbar macht. Gut inszeniert wie im Dyson Flagshipstore London, der Modelle wie im Wissenschaftsmuseum präsentiert, spendiert man auch schon mal 300-Pfund für DEN Fön aller Föne. Gleiches gilt für Lynchburgs Pop-up Manhattan. Zum Geburtstag Jack Daniels vermittelte der die Magie der Marke. Eine stilechte Bar, Barbier, Bäckerei & Co versetzte Besucher 150 Jahre zurück und ließ den Absatz namengebrandeter $-100-Whiskyfässern in der Gegenwart steigen.
Wie sich derlei Sozialspielereien fürs Anlageprodukt Shoppingcenter rechnen, dazu äußert sich der Handelsvisionär Saunders nicht. Dass sich viele Investoren künftig mit weniger Rendite zufriedengeben müssen, war, verklausuliert ausgedrückt, eine Erkenntnis des Panels „Herausforderung und Unsicherheit in unsicheren Zeiten“. Jedoch zog sich nicht das Pekuniäre als roter Faden durch das ICSC-Kongressprogramm, sondern Inspirationen, wie Malls und Marken Konsumenten weiterhin magnetisieren.
Digitale Kundenversteher
Ein wichtiger Baustein ist die Professionalisierung der Sammlung und Analyse von Daten. Nur so lernt man seine Kunden wirklich kennen. Didier Gasté schlug vor: „Mach die Kreditkarte zu einer der Kundenloyalität“. Die passende Technik bietet das von ihm gegründete Unternehmen Transaction Connect. Vereinfacht gesagt, wertet es Kartenzahlungen detailliert aus und verhilft so Shoppingcenter-Betreibern zu profundem Wissen: Wie oft kommen Kunden? Wofür und in welchen Läden geben sie Geld aus? Erprobt wurde das Verfahren des französischen Start-Ups von der Galerie Lafayette und Unibail-Rodamco.
In die digitale Optimierungskerbe schlug auch ECE-Chief Investment Officer Henrie W. Kötter. Er zeigte, wie sich Deutschlands Marktführer die Digitale Mall vorstellt. Als 3-D-Modell gespiegelt und mit Heat-Maps versehen, erschafft man eine solide Datenbasis, um den Betrieb zu optimieren: Frequenzen werden prognostizier- und steuerbar, Aspekte wie Sauberkeit lassen sich durch den gezielten Einsatz von Reinigungsrobotern steigern.
Einen weiteren Kniff, um im Kampf um Datenmaterial die Nase vorn zu haben, zeigte Pascale Bonnard vom Nutzererlebnisspezialist A-Mano. Das Unternehmen programmiert Apps der neuen Generation. Weil die kein Download mehr benötigen, greifen nachweislich mehr Menschen auf die Inhalte zu. Alles, was es auf Handelsseite bedarf, ist ein ladeneigenes Wifi oder eine Webseite mit entsprechendem Link.
Vom Point of Sale zum Ponint of Engagement
Daten allein genügen nicht, um Orte und Marken soziale Relevanz einzuverleiben. Warum also nicht von Konzepten lernen, die im Netzwerken und Durchmischen geübt sind? Das gilt für „The Student Hotels - not just for students“. Geboten wird ein andersartiger Mix aus Hotel, Wohnen und Leben. Vom schottische Unternehmer Charlie MacGregor aus der Taufe gehoben, vermietet das ’etwas andere Hotel’ Zimmer sowohl nächteweise an Privat- und Geschäftsreisende als auch monatelang an Studenten. Der Clou: Egal ob Lang- oder Kurzzeitmieter, mit dem Bett mietet man sich in eine Sozialplattform ein. ’Voll beauty’ gestaltet sind Gemeinschaftsküche, Open Space Desks, Bibliothek, Fitnessraum oder Bar, in der originelle Events Treffanlässe schaffen. „Wir nutzen Design, um Verhalten zu stimulieren“, erklärt CEP MacGregor. Nach den Niederlande, Paris, Barcelona und Florenz wird kommendes Jahr ein Hotel am Berliner Alexanderplatz eröffnen.
Shopping Center als Anbieterplattform haben ihre Konzepte zu überdenken, aber auch Händler haben Hausaufgaben in Sache Sozialrelevanz zu machen. Hier gibt es erfreuliche Entwicklungen. Vor sechs Jahren stimmte das Detroiter Unternehmen Shinola eine erfolgreiche Ode ans Handwerk an. Sie begann mit Uhren und Fahrrädern ’Made in USA’ und dehnte sich auf Lederwaren, Schmuck und Haustier-Accessoires aus. Der gemeinsame Nenner: Allesamt erzählen die Geschichte von Authentizität, Transparenz und amerikanischem Erbe. „Es geht um eine Bewegung, nicht um konkrete Produkte“, bricht Shinola-Chef John Argento eine Lanze für Markenelastizität und stellt weitere Produkte in Aussicht. Das, gerahmt mit Gimmicks wie hauseigener Cola, Individualisierbarkeit von Uhren oder Handwerkern, die abwechselnd ihr Können im Laden vorstellen, macht den Marken-Kult aus. 2018 wird Shinola ein Hotel eröffnen, aber Details will Argento noch keine verraten.
Soziales Umrüsten
Ein weiteres gelungenes Beispiel sind die Cappuccino-Trucks von Change Please London. Heute gibt es Kaffeebuden wie Sand am Meer. Aber diese fanden einen Weg hervorzustechen. Wer sein italienisches Heißgetränk hier kauft, trägt dazu bei, einem Wohnungslosen den Weg aus der privaten Misere zu bahnen. Denn die an den Espressomaschinen amtierenden sind durchs soziale Netz Gefallene, die Change Please zu Baristas ausbildet. Ein halbes Jahr bekommt der Mensch Ausbildung, Kost und Logis gestellt. Dann muss er sich auf dem freien Arbeitsmarkt bewerben, um den Platz für andere in Not Geratene freizumachen.
Kaffeekonsum kann zum Sozialanliegen werden, Schminken auch! Wie Make-Up Abermillionen Frauen zur Gemeinschaft zusammenschweißt, zeigte Delphine Leblanc, Global Retail Direktor bei „NYX professional Make-Up“. Die 2014 von L’Oréal gekaufte Marke wurde dank einflussreiche Blogger und Grasroot-Marketing zur schnellwachsensten Farbkosmetik. 1999 in den USA gegründet, ist die erschwingliche Profischminke seit 2010 in Europa erhältlich. Unter L’Oréal-Flagge nimmt die Expansion Fahrt auf. Anfangs in Deutschland nur bei Douglas vertreten, ist die Marke seit 2016 bei DM erhältlich und dehnt sich allmählich auf Rossmann, Müller und Budnik aus. Kürzlich eröffnete der Kölner Flagship, am 14.6.2017 der im CentrO.
Ob in Blogs, auf Videokanälen oder in handverlesenen Läden – jeder Kanal dient Nutzerinnen als Werkzeug. Sie ermächtigen zur Eigenkreation, Inspiration und Tricks auszutauschen oder mit gehypten Schminkstars zu chatten. In Sozialmedien helfen dezente Produkt-Ads, passende Eye-Liner und Lidschatten zum favorisierten Entwurf zu finden. Im Laden sieht die Kundin alle je veröffentlichten Stylings zum Produkt, sobald sie es unter den Scanner hält. Landesweite Schminkwettbewerbe befeuern die Kreationsfreude. Absolutes Ladenhighlight sind Besuche von Influencern, die, dem Video nach, bei NYX-Fans ähnlich euphorische Verzückung auslösen wie einst die Beatles.
Bei den 19. SEE Real Estate Awards in Bukarest wurde Kaufland zum wiederholten Male für seine erfolgreiche Arbeit und den anhaltenden europäischen Expansionskurs ausgezeichnet. Die Awards honorierten herausragende Projekte, Unternehmen und Personen in Süd-Ost-Europa. Als Partner für Neubauten oder Revitalisierung in allen Handelslagen gewann Kaufland zum zweiten Mal in Folge...
Edeka Rhein-Ruhr hat das erste Obergeschoss des Westring-Centers in Wesseling bei Köln an den Modepark Röther vermietet. Nach dem Umbau wird dieser dort voraussichtlich im Februar des kommendes Jahres auf über 4.000 qm eröffnen. Edeka hatte die langjährige, zweigeschossige Marktkauf-Filiale im Jahr 2022 umgebaut. Im Erdgeschoss betreibt die Kaufmannsfamilie Hein...
Jeder zweite Nutzer von Händlerapps kauft, wie die Lebensmittelzeitung berichtet, nicht nur häufiger, sondern auch mehr ein. Dies ist das Ergebnis eine Studie der Unternehmensberatung Simon Kucher. Rund die Hälfte folgt den Vorschlägen der Apps, bei Rabatten sind es sogar 69 Prozent. Am beliebtesten sind die Apps von Amazon (65...
Das Versandhaus Otto hat jetzt sein neues Headquarter im Hamburger Stadtteil Bramfeld feierlich eröffnet. Das Unternehmen bezog auf dem Campus des Mutterkonzerns Otto Group neue Räumlichkeiten in einem aufwändig umgebauten ehemaligen Lagergebäude, das 1968 nach Plänen des renommierten Architekten Werner Kallmorgen errichtet worden war. Die Investitionssumme für die neue Firmenzentrale...
Ein IKEA Planungsstudio wird bald Mieter im Shopping Center „DAS GERBER“ in Stuttgart sein. IPH hat dies möglich gemacht. Das City-Format zur Planung und Bestellung von Einrichtungslösungen wird 450 Quadratmeter im Einkaufszentrum beziehen. Im IKEA Planungsstudio erhalten Kunden Unterstützung und Beratung bei der Planung von Einrichtungslösungen aus dem gesamten Sortiment....
Einzelhandelsspezialist COMFORT hat dem Systemgastronomen L'Osteria eine Gastrofläche mit langfristigem Mietvertrag am Rosenhof in Chemnitz vermittelt. L’Osteria wird an dieser Stelle nach Umbau ein neues Restaurant auf rund 550 qm eröffnen. Vermieter der Immobilie ist eine städtische Gesellschaft.
Mit HUGO und Lacoste eröffneten gleich zwei internationale Modebrands ihre Türen im Berliner Shopping Center ALEXA, das direkt am Alexanderplatz liegt. Für die Vermietung verantwortlich war Sonae Sierra. Die Immobilienspezialisten managen das Center im Auftrag der Eigentümerin Union Investment. Der Lacoste Shop eröffnte erst vor wenigen Tagen. Der Store befindet...
Die Unternehmensgruppe von Peek & Cloppenburg, Düsseldorf, hat einen Immobiliendienstleister namens Midstadt für ihre rund 60 Immobilien in Deutschland, Belgien, Holland und Österreich mit knapp 600.000 qm gegründet. Hierzu bringt die P & C-Immobilien-Eigentumsgesellschaft JC Real Estate Leistungen wie Asset- und Property-Management in die neue Gesellschaft ein. Midstadt betreut damit...
Der Online-Elektronikhändler Coolblue eröffnet im Herbst seinen ersten Store in Dortmund. Die neue Filiale am Ostenhellweg im Herzen der Innenstadt ist nach Essen der zweite Standort im Ruhrgebiet und der dritte Store in Nordrhein-Westfalen. Hier haben die Kundinnen und Kunden künftig die Möglichkeit, in acht Themenwelten ein vielfältiges Produktsortiment zu...
Die Trei Real Estate, internationaler Projektentwickler und Asset Manager, hat sich eine weitere Kreditfinanzierung gesichert. Die von der Postbank zur Verfügung gestellten Kreditmittel über 35,5 Millionen Euro verteilen sich auf zwei Tranchen: 15,6 Millionen Euro haben eine Laufzeit von fünf, die restlichen 19,9 Millionen Euro müssen nach zehn Jahren zurückgeführt...
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