Interviews

Fabian Stölzle, Head of Commercial Asset & Property Management bei MEC. Foto: MEC

Das Center- und Standortmanagement hat sich durch viele neue Einflässe in den letzten Jahren stark verändert. Dabei geht es längst nicht nur um Themen der Digitalsierung. HI HEUTE sprach dazu mit Fabian Stölzle, Head of Commercial Asset & Property Management bei MEC.

HI HEUTE: ESG, New Local und Digitalisierung sind zentrale Themen im Veränderungsprozess von Handelsstandorten. Welche neuen Kernaufgaben ergeben sich daraus für das Standortmanagement?

Fabian Stölzle: Vor zehn Jahren war der Centermanager ein Marketingstratege und der Fokus lag auf lokalem Marketing wie auch dem Führen von Werbegemeinschaften. Über die Jahre hinweg nahm der Stellenwert einer erfolgreichen Steuerung des Facility Managements vor Ort immer mehr zu. Heute benötigt ein erfolgreicher Centermanager als Standortmanager ein gutes technisches und infrastrukturelles Verständnis, denn ein effizientes und nachhaltiges Steuern des FM hat immens an Bedeutung gewonnen, allein schon mit Blick auf die Objektkosten und das sensible Thema der Nebenkosten. Gleichwohl muss der Standortmanager vor Ort den Markt sehr gut kennen, validieren und Entwicklungen frühzeitig erkennen, die Einfluss auf den Branchen-Mieter-Mix und die so wichtig gewordenen Revitalisierungsmaßnahmen haben. 

HI HEUTE: Inwieweit unterstützt heute die Digitalisierung das Management von Handelsstandorten?

Fabian Stölzle: Die Branche befindet sich gerade im Wandel. Für das Management von Handelsimmobilien steckt viel Potenzial in einer zunehmenden Digitalisierung des Facility Managements. Das gilt auch für das Property Management. Impulse kommen aus der PropTech-Szene. Hier finden sich auch in Deutschland mittlerweile viele interessante Lösungen. Für das jeweilige Management von Handelsimmobilien ist es wichtig, die zum Portfolio passenden Tools zu wählen, ohne dabei zu komplexe Schnittstellen zwischen den beteiligten Akteuren zu schaffen. Ein Stichwort in diesem Zusammenhang: Predictive Maintenance. Bei dieser Lösung ermöglichen mittels Sensortechnik gesammelte Zustandsdaten von den technischen Anlagen der Handelsimmobilie eine vorausschauende Wartung. Die Sensoren registrieren während des Betriebs, etwa von Aufzügen oder Klimaanlagen, automatisch Hinweise, die auf einen späteren Ausfall der kompletten Anlagen hindeuten. Die Software löst dann selbstständig und rechtzeitig eine Wartung aus und informiert eigenständig den Wartungsdienstleister. Mit Unterstützung von Predictive Maintenance können Kosteneinsparungen gegenüber der routinemäßigen Wartung erzielt werden, da Aufgaben nur dann ausgeführt werden, wenn sie auch tatsächlich notwendig sind.

HI HEUTE: Standortmanagement umfasst heute auch das Centermanagement, kleine Handelsstandorte werden aber inzwischen auch aus der Ferne mit passenden Property Management-Konzepten gesteuert. Für welche Handelsimmobilie eignet sich welche Leistung?

Fabian Stölzle: Die Leistungen müssen zu den Ansprüchen des Standorts passen. Dazu zählen die gewünschte Leistungsqualität sowie die Umsatz- und Renditeerwartungen. Oft ist es so: Je kleiner die Immobilien sind, desto größer ist der Kostendruck. Es hängt dann von der jeweiligen Investment- und Portfoliostrategie und dem damit einhergehenden Handlungsspielraum des Asset Managements wie auch der jeweiligen Asset-Strategie auf Objektebene ab. Grundsätzlich gilt, dass Handelsstandorte mit Allgemeinflächen für den Aufenthalt der Verbraucher durch ein Centermanagement vor Ort gemangt werden sollten; einerseits zur Sicherstellung der Endkunden- und Mieterzufriedenheit vor Ort und anderseits zur Sicherstellung und Übernahme der Kontrollfunktion für den Eigentümer in Bezug auf die vom Facility Management wahrzunehmenden Betreiberverantwortung und Verkehrssicherungspflicht.

Fabian Stölzle