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12. Mai 2017

DSCF 2017: Politisch, digital und kulinarisch

„DEUTSCHE SHOPPING-CENTER FORUM“ BELEUCHTET ZUM VIERTEN MAL HANDEL, IMMOBILIEN UND EINEN SICH WANDELNDEN MARKT: EINE ANALYSE, WAS DIE BRANCHE BEWEGT.
Politiker-Talk beim DSCF 2017. Foto: HI-HEUTE
Gastronomische Konzepte wie von Vapiano spielten beim DSCF 2017 in Bonn eine große Rolle. Foto: EHI

Mehr als 30 Vorträge, Diskussionsrunden, Foren und Präsentation, rund 380 Vertreter aus Immobilienwirtschaft und Einzelhandel und zwei Tage Netzwerken: das war die vierte Auflage des „Deutschen Shopping-Center Forums“ (DSCF) vom EHI Retail Institute und German Council of Shopping Centers (GCSC) im Bonner Grand Hotel Kameha.

Der Markt verändert sich – und das radikal. Die Unternehmen reagieren darauf. Was das konkret bedeutet, das lässt sich am DSCF ablesen. Noch nie war dieses Event so politisch wie 2017. Christine Hager, Vorstand des GCSC, forderte direkt zur Begrüßung eine bundesweite Regelung zu verkaufsoffenen Sonntagen. Am zweiten Tag des DSCF unterschrieb sie dann mit Iris Schöberl, Vorsitzende des ZIA-Ausschusses Handel & Kommunales, ein gemeinsames Positionspapier der beiden Spitzenverbände. Gefordert werden beispielsweise Kurzzeitparkzonen, beschleunigte Planungsprozesse sowie ein Ende der starren Begrenzung von Öffnungszeit, Sortiment und Verkaufsflächen.

Dialog mit der Politik

Es geht der Handelsimmobilien-Welt darum, mit der Politik stärker in einen Dialog zu treten, um vor allem die stationären Geschäfte zu stärken, die immer mehr unter Druck durch den eCommerce geraten. So passte es ins Bild, dass zu Beginn des DSCF erstmals Vertreter von FDP, CDU und SPD aus Nordrhein-Westfalen über die Zukunft des Handels und die Rolle der Politik dabei diskutierten – alles kurz vor der Landtagswahl in Deutschland bevölkerungsreichsten Bundesland.

 „Also wir zuhause gehen grundsätzlich nicht online shoppen“, sagt Michael Hübner, Mitglied der SPD-Landtagsfraktion in NRW, bei der von Prof. Johannes Ringel (Institut für Stadtentwicklung und Bauwirtschaft der Universität Leipzig) moderierten Politikerrunde, in der das Thema „Fairness zwischen Online und Offline“ und vor allem die derzeit medial stark fokussierten Ladenöffnungen am Sonntag im Blickpunkt standen.

Samstagabend statt am Sonntag geöffnet

Florian Braun von der Jungen Union surft gern im Internet und kauft dort auch ein, aber er hält es für wichtig, „auch den stationären Handel zu schützen, der allerdings noch mehr in Puncto Beratung tun müsse“. Eigentlich könnten viele Aktionen doch am Samstagabend statt am Sonntag stattfinden, meinte er. Er plädiert für eine bürokratiefreie Lösung und für Rechtssicherheit.

Henning Höne von der FDP  fordert mehr Verantwortung vor Ort. „Wenn Verdi wie unlängst geschehen, ironischerweise zum ‚Mitarbeiter des Monats’ gewählt würde, spricht das Bände.“ SPD-Mann Hübner fände es gut, wenn die Kommunen stärker eingebunden würden. „Wir wollen in Bälde den Stadtverwaltungen einen Leitfaden für den Umgang mit dem Thema der Sonntagsöffnungen an die Hand geben. Ich halte das für eine sinnvolle Maßnahme.“ 

 

Vorschläge, die für viele Mode-Händler bereits zu spät sein dürften. Vor drei Jahren waren die Vertreter der großen Textil-Filialisten nahezu omnipräsent beim DSCF. Dieses Mal hatte das Thema Mode seinen großen Auftritt vor allem bei der Diskussionsrunde mit dem GCSC ThinkTank, bei dem es um die Frage „Insolvenzen im deutschen Einzelhandel – wie schlimm ist es wirklich?“ ging.

An ihre Stelle traten Lebensmittelhändler und Gastronomie. Kaufland, Rewe und Netto stellen ihre Konzepte und Expansionspläne vor. Vapiano präsentierte seinen Franchise-Ansatz. Stefan Kutscheid von FACO Immobilien erklärte, warum er bei dem geplanten Shopping Center in Bitburg, der Bit-Galerie, eine große Freifläche vor dem Objekt für einen klassischen Markt anstatt nur für parkende Autos nutzen will.

Fooddestination statt Foodcourt

Jonathan Doughty, JLL Foodservice Consulting, sprach davon, dass die Center-Branche endlich wegkomme müsse von den alten Foodcourts. An ihre Stelle sollen Angebote treten, bei denen die Besucher kulinarische Genüsse erleben können, die Emotionen wecken. „Die Frage ist nicht, ob man etwas anbietet, sondern was“, sagt Doughty. Gelungene Beispiele seien aus seiner Sicht die Unibail Dining Experience oder Foodtopia in Frankfurt. „Fabelhaftes Essen und Drinks“ seien unersetzlich, um eine „Fooddestination“ zu schaffen, die Kunden dauerhaft anzieht. Hier müsse die Branche laut Jonathan Doughty noch ihre Hausaufgaben machen.

Nachholbedarf scheint die Branche auch beim Thema Digitalisierung zu haben: „Große Teile sind in einem unfassbaren Dornröschenschlaf“, kritisierte etwa Dr. Kersten Rosenau, First Christmas by ROSENAU GmbH. Er geht davon aus, dass „verödete Innenstädte“ nicht nur ein Schreckensszenario sind, sondern kurz oder lang Realität werden. Fest machte er das unter anderem an Themen, die beim DSCF 2017 im Forum Marketing unter dem Titel „letzte Meile“ diskutiert wurden. Denn: Während der Einzelhandel häufig lediglich darüber spricht, beschäftigen sich die großen Player wie Amazon länger mit Drohnen und Robotern, die Pakete ausliefern, oder die Zustellung an den Aufenthaltsort des Smartphones.

 

Tradition beim DSCF 2017

Und was gab es noch: Nach drei Jahren hat das DSCF einige kleine Traditionen etabliert, die fest zum Programmablauf gehören. Dazu gehört etwa ein Vortrag über Immobilienrecht der Düsseldorfer Kanzlei Grooterhorst & Partner Rechtsanwälte mbB. Dieses Jahr beschäftigte sich Dr. Rainer Burbulla mit der Frage, ob Mieter zur Mitgliedschaft in einer Werbegemeinschaft gezwungen werden können. Die Antwort: „Nein“. Die Ausnahme: Wenn es im Mietvertrag oder den Allgemeinen Geschäftsbedingungen festgeschrieben ist.

Mit einer Tradition brach das DSCF dann aber dieses Jahr: Der jährlich „Shopping-Center Report“ des EHI Retail Institute wurde nicht näher auf dem Kongress vorgestellt. Die Präsentation und Bewerbung erfolgt separat. Im Video-Interview mit HI-HEUTE nimmt Marco Atzberger allerdings schon kurz inhaltlich dazu Stellung.

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