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13. Dezember 2019

Onlinehandel – alles außer Salat

EXKLUSIVER GASTBEITRAG FÜR HI HEUTE VON MARCUS NEUMANN, GESCHÄFTSFÜHRER DER ARBIREO RETAIL INVEST
Marcus Neumann, Geschäftsführer der Arbireo Retail Invest
Autos, Waschmaschinen und der nächste Urlaub – immer mehr Kunden nutzen Ihr Smartphone, um einzukaufen. Alles ist online erhältlich, inklusive Bewertung anderer Käufer. Einen Grund, die Wohnung zu verlassen gibt es trotzdem: den Lebensmitteleinkauf. Während nach Angaben des Handelsverbands Deutschland (HDE) im Jahr 2018 zehn Prozent des gesamten Einzelhandelsumsatzes über den Onlinehandel generiert wurden, lag der Online-Anteil im Lebensmitteleinzelhandel inklusive Drogerieartikeln bei nur 2,2 Prozent. 2018 haben Bitkom Research zufolge nur 29 Prozent der Online-Shopper im Internet mindestens einmal Lebensmittel oder Getränke gekauft. 

 

Das spiegelt sich auch im geringen Umsatzanteil von Lebensmitteln am Onlinehandel wider: HDE zufolge machten 2018 Lebensmittel und Drogerieartikel 42,5 Prozent des gesamten Offline-Einzelhandelsumsatzes aus, aber nur 8,4 Prozent des E-Commerce-Umsatzes. Lebensmittel und Delikatessen (ohne Wein & Sekt) kamen nur auf ein Prozent. Werden Anbieter wie Amazon Fresh oder der Rewe Lieferservice das künftig ändern? Ja, denn der Onlinehandel mit Lebensmitteln wächst überdurchschnittlich schnell. Allein 2018 ist der Umsatz gegenüber 2017 dem HDE Online-Monitor 2019 zufolge um 13,5 Prozent gewachsen.  Onlinehandel wird zum zusätzlichen Vertriebskanal Dennoch ist der stationäre Einzelhandel vom wachsenden Onlinehandel nicht bedroht. Das hat mehrere Gründe. Erstens hat die Branche reagiert: Stationäre Anbieter wie Rewe bieten selbst die Möglichkeit, Lebensmittel online zu bestellen. Zu den 30 größten Online-Lebensmittellieferanten gehören 12 stationäre Einzelhandelsunternehmen. 41,2 Prozent aller Online-Umsätze mit Lebensmitteln und Drogerieprodukten wurden HDE zufolge 2018 von stationären Händlern generiert. Mit dem Onlinehandel wächst also nicht der Verdrängungswettbewerb, sondern vielmehr ein zusätzlicher Vertriebskanal. Zudem konzentriert sich das Online-Angebot auf wenige Produktbereiche. Gerade das Frischesortiment ist kaum vertreten. Verderbliche Produkte werden von Verbrauchern auch selten Online bestellt. Lediglich ein Viertel aller Deutschen, die schon einmal online Lebensmittel bestellt haben, haben Bitkom Research zufolge Fleisch- oder Wurstwaren gekauft. Noch geringer liegt der Anteil mit 22 Prozent bei Milchprodukten und 21 Prozent bei Obst- und Gemüse. Das liegt zum einen an dem dichten Netz von Lebensmitteleinzelhändlern. Die Versorgungsqualität ist aus Verbrauchersicht sehr hoch. 84 Prozent der Konsumenten geben an, dass sie immer ein Geschäft finden, das sie gut erreichen können. Drei Viertel stimmen zu, dass immer ein Laden in der Nähe geöffnet hat, wenn sie einkaufen gehen möchten. Und 79 Prozent sagen, dass sich die Öffnungszeiten in den letzten Jahren stark verbessert haben. Das sind Ergebnisse des „HDE Handelsreports – Lebensmittel, Wettbewerb, Wohlstand, Werte 2015“. Zudem wohnen dem „Consumer Barometer 3/2015“ der IFH Köln und KPMG zufolge knapp zwei Drittel aller Konsumenten weniger als zwei Kilometer vom nächsten Lebensmittelladen entfernt. Und dort wo die Ladendichte geringer ist, wird meist auch kein Lieferservice angeboten. Mangelndes Vertrauen und hohe Kosten Das macht es wesentlich günstiger, schneller und teilweise sogar bequemer, verderbliche Waren im Laden zu kaufen, statt sie zu bestellen. Der Hauptgrund dafür ist, dass sie ununterbrochen gekühlt werden sollten und sich die Lieferkette daran anpassen muss. Lebensmittel dürfen im Gegensatz zu technischen Geräten oder Kleidung nicht in einem ungekühlten Distributionszentrum gelagert werden. Dadurch wird ihre Lieferung vergleichsweise teuer. Nach einer Umfrage des „Handelsreport Lebensmittel Online 2017“ des HDE Handelsverband Deutschland sind zu hohe Lieferkosten mit 57 Prozent Zustimmung einer der wichtigsten Gründe gegen den Onlinelebensmittelkauf. 55 Prozent der Umfrageteilnehmer befürchten, dass die Kühlkette unterbrochen wird.  Zudem muss der Käufer zu Hause sein, um seine Bestellung anzunehmen, die nicht an die nächste Packstation oder an den Kiosk geliefert werden kann. Kunden, die im stationären Handel einkaufen, sind daher wesentlich flexibler. Ein großer zusätzlicher Pluspunkt ist, dass sie die Ware vor dem Kauf begutachten können. Das ist wichtig. 57 Prozent der Befragten der Handelsreport-Umfrage nennen die Sorge über mangelnde Qualität als Grund gegen den Onlinelebensmittelkauf; weitere 49 Prozent, dass sie das Produkt erst nach dem Kauf prüfen können.

 

Die wichtigsten Argumente gegen den Onlinehandel mit Lebensmitteln sind demnach die hohen Lieferkosten und Qualitätssorgen. Diese Probleme lassen sich durch die Kombination aus online und offline lösen. Wer seinen Einkauf online zusammenstellt und im nächsten Lebensmittelladen abholt, spart Liefer- sowie Lagerkosten und kann die Ware vor dem Kauf begutachten. Zudem geht er dem stationären Einzelhandel nicht verloren. Der Nachteil des Konzepts ist, dass es dem Kunden nur wenig Zeit spart. Flächen für Lebensmittelläden werden also trotz des wachsenden E-Commerce weiterhin nachgefragt. Die beste Strategie des stationären Handels sind Geschäfte nah am Kunden.

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