Diese Webseite verwendet Cookies, um die Bedienfreundlichkeit zu erhöhen.
Als inhabergeführtes Familienunternehmen, mit Sitz in Regensburg, ist RATISBONA Handelsimmobilien ein im deutschen und internationalen Einzelhandelsbereich sehr aktiver Projektentwickler. Nach dem Vorbild des Cradle to Cradle-Designkonzepts entwickelt und skaliert er Lösungen für klimapositives und kreislauffähiges Bauen mit gesunden und natürlichen Materialien. Mit greifbaren Referenzen will das Unternehmen treibende Kraft der Bauwende sein und eine neue Baukultur prägen. Im Interview sagt Sebastian Schels, CEO - Chief Environmental Officer – und geschäftsführender Gesellschafter, wie dies gelingen soll.
HI HEUTE: Handelsimmobilien – und speziell Nahversorger – erfreuen sich bei Investoren weiterhin großer Beliebtheit, doch sorgt vor allem der Klimawandel bezüglich der Bauweise für eine Reihe neuer Anforderungen. Worauf wird verstärkt Wert gelegt?
Sebastian Schels: In Zeiten des Klimawandels und derzeitigen Krisen – die nicht nur auf das Klima eingeschränkt werden sollten – müssen wir unser Handeln und Wirtschaften neu denken. Momentan liegt der Fokus viel zu sehr auf der Energieeffizienz der Gebäude während der Nutzungs- und Betriebsphase. Ressourcenknappheit und der Verlust der Artenvielfalt sind entscheidender – für das Energieproblem haben wir Lösungen. Die Extremwetterereignisse der jüngsten Zeit zeigen deutlich, worauf zukünftig verstärkt Wert gelegt werden muss: Unternehmen müssen wirtschaftlich erfolgreich arbeiten und dabei Ressourcen so nutzen, dass die Natur im Gleichgewicht bleibt bzw. die planetaren Belastungsgrenzen nicht überschritten werden. Gesunde Materialien müssen entweder im technischen oder biologischen Kreislauf zirkulieren. Verbrauchsprodukte (u.a. Holz) sollen so gestaltet sein, dass sie „gartenkompostierbar“ sind. Gebrauchsprodukte (wie Kupfer, Stahlträger, Fensterprofile) sollen so gestaltet sein, dass sie mit geringem Aufwand am Ende ihrer Nutzungsdauer rückstandslos voneinander trennbar sind und so in gleichbleibend hoher Qualität erhalten bleiben.
Verstärkt in Betracht gezogen werden sollten natürlich auch erneuerbare Energien mit effizienten Speichertechnologien, aber auch die Nutzung überschüssiger Energie in einem Quartier für beispielsweise E-Mobilität etc. Zudem dürfen Parkplatzflächen nicht als Hitzeinseln ohne Grün fungieren, sondern müssen artenreich und naturnah gestaltet werden. Die großzügig gestalteten Parkplatzflächen verbrauchen im deutschen Einzelhandel rund 38.000 Hektar. Wenn diese Flächen aktiv genutzt werden, hat der Handel die Chance einen Nationalpark größer als Berchtesgaden und dem Schwarzwald direkt vor Ort in Deutschland zu schaffen und einen wertvollen Beitrag zur Biodiversität zu leisten.
HI HEUTE: Wie reagiert RATISBONA darauf?
Sebastian Schels: Wir haben das Cradle to Cradle (C2C) Designkonzept in der Unternehmensstrategie fest verankert – ein Konzept, das für klimapositive Kreiswirtschaft mit gesunden Materialien steht, das am Ende gut für Mensch und Umwelt ist. RATISBONA setzt sich zum Ziel, das C2C Designkonzept in die Mitte der Gesellschaft zu tragen, um so Nachhaltigkeit und Qualität bei Supermärkten auf einen neuen Standard zu heben. In exklusiver Zusammenarbeit mit EPEA Braungart (Michael Braungart) sowie der Cradle to Cradle NGO (Tim Janßen) arbeiten wir an dem weltweit ersten C2C inspirierten Supermarkt.
Zudem schaffen wir es, mit unserer RATISBONA ECO.BAUWEISE, nachhaltiges Bauen wirtschaftlich zu machen. Die um 5-7% günstigere und erste nachhaltige Bauweise im Lebensmitteleinzelhandel findet über mehrere Händler hinweg Anwendung und berücksichtigt Holzbau, erneuerbare Energien, klimafreundliche Mobilität, Barrierefreiheit, Biodiversität, Bestandserhaltung, Rückbaufähigkeit sowie viele weitere wichtige Bestandteile. Innovationen werden in der Standardbauweise skaliert und durch Leuchtturmmärkte getestet. So stellen wir sicher, dass wir unsere Bauweise in regelmäßigen Zeitabständen aktualisieren. In unserem ersten Leuchtturmmarkt „LOOP Markt Haimhausen“ zeigen wir in der Nähe von München/Dachau nicht nur was technisch heute schon geht, sondern was zukünftig wirtschaftlich möglich sein wird!
Last but not least arbeiten wir mit Universitäten und Instituten,wie mit dem Fraunhofer-Institut oder der Hochschule Weihenstephan, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, zusammen. Da geht es einerseits um Biodiversität oder die Gestaltung ökoeffektiver Parkplatz- und Mobility-Hubs und andererseits auch um die Weiterentwicklung von Außenanlagenkonzepten oder um Materialgesundheit und nachwachsende Baustoffe.
HI HEUTE: Der Standort von Supermärkten oder Discountern kann für den späteren Erfolg von großer Bedeutung sein. Ist es aber nicht auch umgekehrt denkbar, dass die Handelsimmobilie für den Standort eine Chance darstellt, diesen zu optimieren?
Sebastian Schels: Supermärkte können echte Katalysatoren des Wandels werden. Sie verfügen über eine wirtschaftliche Macht, die - wenn richtig eingesetzt - einen tiefgreifenden Einfluss auf Städte und damit auf Gesellschaft (z.B. Einfluss auf Konsumverhalten, ökologische Alternativen, etc.) haben kann.
Die Supermärkte der Zukunft werden nicht nur Waren verkaufen, sondern ein zukunftsorientiertes Lebensmodell anbieten, das unsere Gesellschaft in eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft führt. Angefangen von der Gebäudehülle, die mit guten und gesunden Materialien geschaffen wird, hin zum Sortiment, das die Lebensmittelverschwendung sowie Müllproblematik adressiert und reduziert. Durch Kooperationen mit lokalen Gemeinschaften und Organisationen können soziale Ankerpunkte gestärkt werden und und eine positive Idee von Zukunft für die globalen Herausforderungen bieten. Zudem können Lebensmittelmärkte aufgrund ihrer Skalierbarkeit, der kurzen Lebenszyklen und städtebaulichen Relevanz als Pionier Gebäudeklasse für nachhaltiges Bauen eine Vorreiterrolle einnehmen.
HI HEUTE: Wenn heutzutage in der Handelsimmobilienwirtschaft Unternehmensprozesse nicht sonderlich erfolgreich laufen, wird gern die eine oder andere „Krise“ im Umfeld dafür verantwortlich gemacht. Macht man es sich da nicht zu leicht?
Sebastian Schels: In der „Old Economy“ sind Umsatz- und Ergebniszahlen in Quartals- oder Jahresscheiben von Bedeutung – eine Langfristprognose von 10, 20 Jahren fällt schwer. Diese kurzfristige Betrachtungsweise führt dazu, dass bei einer „Krise“, die Vergleichbarkeit von Vorjahreszahlen nicht mehr in vollem Maße möglich ist.
Es gibt einen einzigen Parameter, der also das gesamte Spiel verändern kann: Wenn es den Menschen gelingt, längere Betrachtungshorizonte für alle relevanten Bereiche unserer Gesellschaft und Wirtschaft zu entwickeln. Dann kann das heutige Niveau an Wohlstand und Lebensqualität dauerhaft angehoben werden.
HI HEUTE: Selten war die Zukunft so schwer vorhersehbar wie im Moment. Allein so ein Thema wie KI kann viele uns so vertraute Dinge binnen kürzester Zeit revolutionieren. Wie sehen Sie unsere Gesellschaft und speziell die Präsenz des Einzelhandels in rund zehn Jahren?
Sebastian Schels: Mein Zukunftsbild sieht wie folgt aus: Wir haben die Jahre genutzt, um die Weichen für zirkuläre Wirtschaftsmodelle nach dem Prinzip von C2C zu legen. Giftstoffe werden konsequent verbannt, Abfall ist zu einem Rohstoff geworden, die Natur ist auf dem Weg der Regeneration. Das Kreislaufprinzip der Natur wird als Vorbild für die Neuerfindung der modernen Welt zugrunde gelegt. Geschäftsmodelle, die gesellschaftliche Mehrwerte liefern, erfahren immer mehr Zuspruch und werfen satte Renditen ab. Preise für Investitions- und Konsumgüter spiegeln echte Kosten wider, inklusive der Folgekosten für die Umwelt und künftige Generationen.
Es ist gelungen, bei politischen, gesellschaftlichen und unternehmerischen Entscheidungsprozessen das langfristige Interesse aller wieder in den Vordergrund zu rücken, statt sich zu sehr im Status Quo und in Kurzfristbetrachtungen zu verlieren.
Beschleuniger auf dem Weg ist unter anderem die Künstliche Intelligenz, schließlich hat sie in eine immer komplexer werdende Welt mehr Transparenz gebracht. Als große Hilfe hat es sich beispielsweise erwiesen, dass die KI half, Menschen, Unternehmen und Initiativen zu entlarven, die rein egoistische und kurzfristig monetäre Ziele verfolgten. Ehrliches und am Gemeinwohl orientiertes Verhalten war erkennbar für alle der bessere und lohnendere Weg.
HI HEUTE: Der sogenannte Fachkräftemangel lähmt viele deutsche Unternehmen bei ihren aktuellen Expansionsbemühungen. Kennen auch Sie dieses Problem, bzw. wie gelingt es Ihnen, das richtige Personal zu finden?
Sebastian Schels: Nachwuchsgewinnung aus den eigenen Reihen ist das, worauf es uns besonders ankommt.
Es gibt schon eine ganze Reihe von jungen Leuten, die bei uns zu Führungskräften aufgestiegen sind. Wir legen großen Wert darauf, Potenziale früh zu erkennen und vielversprechende Talente zu begeistern, zu entwickeln und langfristig an uns zu binden. Genau auf diese Weise wollen wir dem drohenden Fachkräftemangel aktiv entgegenwirken.
HI HEUTE: Wo sehen Sie noch Potenzial für Ihr eigenes Wachstum?
Sebastian Schels: Bisher sind vor allem jene Unternehmen gewachsen, die auf kurzfristige Bedürfnisse mit teils minderwertigen Produkten antworten konnten. Ich bin davon überzeugt dass diese Zeit bald vorbei ist. Wachsen werden vor allem jene Unternehmen, die qualitätsvolle Antworten liefern können auf die großen Fragen unserer Zeit und dabei in der Lage sind, Wirtschaftlichkeit mit Einfachheit zu verbinden.
Deshalb sage ich: such dir einfach eines dieser vielen Probleme aus und finde eine marktwirtschaftliche Lösung dafür. Das Wachstum kommt dann zwangsläufig.
HI HEUTE: Gibt es eine aktuelle Entwicklung, die Sie in letzter Zeit als Mutmacher für die Zukunft verortet haben?
Sebastian Schels: Wir arbeiten durch kontinuierliche Aufklärungsarbeit daran, die noch immer bestehenden Vorbehalte gegen den viel zitierten „Ökoaufschlag“ aufzulösen und wollen zeigen, dass wir am Ende mit mehr Qualität bauen, die Megatrends aufgreifen und so eine Bauweise weiterentwickeln, die am Ende nicht nur besser, sondern messbar günstiger für alle Beteiligten ist.
Deswegen haben wir mit anderen Vordenkern, wie unter anderem Prof. Michael Braungart, Urheber des C2C-Designkonzepts, die LOOP Innovationsplattform ins Leben gerufen. Unser Netzwerk aus Wissenschaftlern, Unternehmen und NGOs hilft uns sehr, in der Entwicklung das Tempo anzuziehen.
Es gibt viele Baustoffhersteller, die sich aktiv bei uns melden, um an dieser Transformation teilzunehmen und mitzuhelfen. Der Zuspruch von Gemeinden und Städten ist immens – eine Welle der Zustimmung, die uns bestärkt, unseren Weg konsequent weiterzugehen.
Impressum Datenschutz Cookie-Einstellungen Über uns
HANDELSIMMOBILIEN HEUTE (HIH) ist ein Nachrichten- und Serviceportal für die gesamte Handelsimmobilienbranche in Zusammenarbeit mit renommierten Verbänden und Instituten.