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24. November 2020

Neues Konzept mit Gesundheitsservice als Blaupause für andere Center

HI HEUTE-EXKLUSIVINTERVIEW MIT MARIO SCHÜTTAUF VON DER COMMERZ REAL AG - EIGENTÜMER DES FORUM MÜLHEIM - ZUR NEUPOSITIONIERUNG DES EINKAUFSZENTRUMS UND GENERELLEN ZUKUNFT GROSSER SHOPPING-DESTINATIONEN
Mario Schüttauf, Leiter des Portfoliomanagements bei der Commerz Real AG.

Das Forum Mülheim wird in den kommenden Jahren aufwändig umstrukturiert und neu positioniert. Im Mittelpunkt stehen dabei neben einer deutlichen Aufwertung der Gastronomie vor allem große Flächen für Dienstleistungen in den Bereichen Gesundheit, Therapie und Pflege im ersten Obergeschoss. In dieser Form und Größe ist dies ein Novum in deutschen Shopping Centern. HI HEUTE-Chefredakteur Thorsten Müller sprach dazu mit Mario Schüttauf, Leiter des Portfoliomanagements bei der Commerz Real AG und Eigentümer des Einkaufszentrums.

 

HI HEUTE: Herr Schüttauf, Ihre geplante  Neupositionierung des Shopping-Centers Forum  Mülheim fällt durch die Integration von großen Flächen für Gesundheit, Therapie und Pflege innerhalb der Centerlandschaft ziemlich aus dem Rahmen. Es ist beinahe schon als spektakulär zu bezeichnen, welchen Stellenwert das Thema Gesundheit auf diese Weise erhält. Wie kam es dazu?

Mario Schüttauf: Es gab dafür mehrere Gründe: Erstens ist es heutzutage schwierig, höhere Frequenzen in die oberen Stockwerke von Einkaufszentren zu bekommen. Zudem haben wir aktuell im Handel bundesweit Überkapazitäten. Drittens stellen wir uns seit Jahren kontinuierlich die Frage, was der Kunde tatsächlich benötigt, was ihm im Alltag das Leben erleichtert. Da kamen wir in Ergänzung zu den Produkten und Services, die ja schon seit langem angeboten werden, auch auf das Thema Medizin und – nach erster Beschäftigung damit ­– auf das viel weitergreifendere Themenpaket Gesundheit und Pflege. Hier sind nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie viele neue Angebote entstanden, wie wir in zahlreichen Einzelgesprächen mit den Vertretern unterschiedlichster medizinischer Fachdisziplinen erfahren haben. Das Zusammenspiel auf einer größeren Fläche, wie das Forum City Mülheim es hat, dürfte für ein breites Publikum sehr reizvoll sein und Mehrwerte bieten. 

HI HEUTE: Schon der Shopping-Center-Erfinder Victor Gruen hatte bei seinen Plänen für große überdachte Einkaufsdestinationen in den 1950er-Jahren den Multi-Use-Charakter im Kopf und sah dabei auch gesundheitliche und medizinische Angebote und Services als gewinnbringend für die Besucher an. Könnte Ihr Modell  für andere Centerumwandlungen als "Blaupause“ dienen?

Mario Schüttauf: Das denke ich schon – allerdings nur, wenn wichtige Voraussetzungen erfüllt sind. Ein entscheidender Vorteil für den ausgewählten Standort Mülheim ist seine Zentralität, zum Beispiel durch die Nähe zum Hauptbahnhof. Aus meiner Sicht würde unser angedachtes Konzept auf der „Grünen Wiese“ nicht funktionieren. Sie brauchen die Frequenz.

Ein anderer wichtiger Punkt ist die Mobilität. Menschen wollen und sollen bei Arztbesuchen ihre Wartezeit sinnvoll verbringen. Ein multifunktionales Center bietet dazu sehr gute Möglichkeiten.

Natürlich könnten auch andere gut angebundene innerstädtische Einkaufscenter große Flächen für den Bereich Gesundheit anbieten, doch sollte bei der Realisierung berücksichtigt werden, wie teilweise hoch aufwändig die Akquisition ist. Hier hat man es nicht mit Expansionsleitern großer Handelsketten, sondern mitunter sogar mit Privatpersonen zu tun.

HI HEUTE: Aber der Aufwand lohnt sich doch …

Mario Schüttauf: Ich denke schon, denn er schafft in der Immobilie Stabilität, die durchaus den Handel unterstützen und stärken kann. Menschen wechseln Ärzte ja eher selten. Somit sind auch langfristige Mietverträge hier für beide Seiten kein wirkliches Problem.

HI HEUTE: Wie groß ist denn tatsächlich das Interesse, also die Nachfrage? 

Mario Schüttauf: Die ist wirklich beachtlich und übertrifft deutlich unser vorhandenes Flächenangebot. Corona hat noch einmal das Bewusstsein für Gesundheit signifikant erhöht. Das kam bei den vielen Gesprächen mit den Interessenten klar heraus.

HI HEUTE: Glauben Sie überhaupt noch daran, dass das traditionelle Shopping Center noch eine Zukunft hat oder müssen nicht alle neue oder revitalisierte große Handelsimmobilien multifunktional werden und alle wichtigen Bereiche des Lebens berücksichtigen?

Mario Schüttauf: Nein, da glauben wir nicht dran, vor allem weil der Wettbewerb durch die Innenstädte immens zunehmen wird. Es gibt einfach viel zu viele Flächen, die miteinander konkurrieren. Center müssen sich nach außen öffnen. Ich finde auch den Begriff „Shoppingcenter“ längst nicht mehr passend, weil er bezüglich des Besatzes längst nicht mehr passt. Das traditionelle Center ist ein Auslaufmodell. Multifunktionalität, eine ansprechende und gleichzeitig flexible Architektur sind wichtige Voraussetzungen für nachhaltigen Erfolg. Auch sollten die Städte und Kommunen hier ihre Bereitschaft, den Gestaltungsprozess zu begleiten, frühzeitig signalisieren. Die Notwendigkeit einer guten Zusammenarbeit sollten doch inzwischen Jedem klar sein.

HI HEUTE: Corona hat viele der Optimierungsgedanken in jüngster Zeit noch einmal deutlich verschärft. Wie wird Commerz Real diesem Trend in den kommenden ein bis zwei Jahren begegnen?

Mario Schüttauf: Das Thema Gesundheit ist da schon ein Schwerpunkt – auch bei unseren Bürogebäuden. Medizinische Nutzungen bieten wir im Office-Bereich ja bereits seit einiger Zeit an. Das wird in den kommenden Jahren sicher noch zunehmen. Natürlich stellen aber auch andere Nutzungen Herausforderungen an uns, zum Beispiel der Bereich Hotel. Sehr interessant – und das nicht nur für unser Unternehmen – dürften Quartiersentwicklungen werden. Auf größeren Arealen kann man als Entwickler auch gerade hinsichtlich Nachhaltigkeit seine Expertise unter Beweis stellen.

 

Was sich durch Corona in den letzten Monaten aber auch verändert hat, ist der Austausch mit dem Kunden. Die Intensität hat deutlich zugenommen. Wir haben in den letzten sechs Monaten über 300 Mietverträge abgeschlossen und dabei mit jedem gewerbetreibenden Mieter persönlich gesprochen. Das hat das Verhältnis Eigentümer/Mieter deutlich verbessert und beide Seiten näher zusammengebracht.

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