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01. Oktober 2016

Ganz oder gar nicht

IN DÜSSELDORF ENTSTEHT IN EINEM EHEMALIGEN WARENHAUS DEUTSCHLANDS GRÖSSTER LEBENSMITTELMARKT – HEINZ ZURHEIDE UND ARCHITEKT DIETER SCHMOLL ZEIGEN MUT UND SELBSTBEWUSSTSEIN. DAS KONZEPT ERKLÄREN SIE IM INTERVIEW
So soll die zukünftige multifunktionale Handelsimmobilie in Düsseldorfs Innenstadt aussehen. Computersimulation: RKW
Heinz Zurheide (links) und Dieter Schmoll (RKW) erklären die räumliche Aufteilung des Lebensmittel- und Gastronomie-Bereichs im zukünftigen "Crown". Foto: HIH
Heinz Zurheide. Foto: HIH
Es ist ein Novum in Deutschland, sogar in ganz Europa. Aus einem einstigen großen Warenhaus wird ein XXXL-Lebensmittelmarkt. Ort des Geschehens: die Innenstadt von Düsseldorf, nur wenige Meter entfernt von der Kö. HIH-Chefredakteur sprach dazu mit Architekt Dieter Schmoll und dem Frische- Experten und Feinkost-Unternehmer Heinz Zurheide.

 


Herr Zurheide, Sie sind mit großen EDEKA-Märkten, die unter Ihrem Namen laufen sowie mit unzähligen eigenen Feinkostprodukten (Zurheide – Feine Kost) bundesweit bekannt. Was hat Sie dazu bewogen, mit dem Projekt in der Düsseldorfer City nochmals eine Schüppe drauf zu legen?
Heinz Zurheide: Eigentlich war alles ganz anders geplant. Aus dem ehemaligen Galeria-Kaufhof an der Graf-Adolf-Straße sollte ein Fachmarktzentrum werden, mit zwölf unterschiedlichen Mietern, zum Beispiel einem Elektronikmarkt, einen Sportwarenanbieter, einen Discounter, einem Drogeriemarkt und ein 1500 qm großer EDEKA-Markt. Als mir der Eigentümer der Immobilie, die Körfer-Gruppe, mir ein Angebot unterbreitete, dass mein Unternehmen diesen Supermarkt bestücken sollte, musste ich erst einmal sehr deutlich verneinen. 1500 Quadratmeter – das war mir viel zu klein!

Warum? EDEKA-Märkte haben doch durchaus diese Größenordnung, oder?

Heinz Zurheide: Das ist richtig, aber eben keine Zurheide-Märkte. Die meisten sind schon seit Jahren viermal so groß. Wir haben eine völlig andere Philosophie, bieten unseren Kunden eine einzigartige Mischung aus Produktion vor Ort, Warenvielfalt und Einkaufserlebnis. Es ist unser Ziel, die Menschen, die Wert auf Qualität legen und gern mit allen Sinnen Lebensmittel wahrnehmen möchten, nicht nur zu bedienen, sondern sie zu begeistern. Herstellung und Verkostung, kombiniert mit einladender Gastronomie, braucht aber nun mal Platz. Deshalb dachte ich bei dem Angebot zunächst, das wird nichts.

Aber nun wird es doch was.

Heinz Zurheide: Nach ausgiebiger Prüfung des Projekts kam ich mit meinen beiden Söhnen zu der Entscheidung, alles auf eine Karte zu setzen und nicht nur den unteren Bereich des Gebäudes zu belegen. Ich sagte der Körfer-Gruppe: Entweder das ganze Paket oder gar nichts!

Wie haben Sie denn als Architekt darauf reagiert, schließlich hatten Sie ja schon die Pläne für das ursprünglich angedachte Fachmarkt-Zentrum fertig oder jedenfalls nahezu?

Dieter Schmoll: Das ist richtig. Wir waren total überrascht und dachten erst einmal, das geht doch alles gar nicht. Dann sahen wird es als Herausforderung und jetzt sind wir richtig begeistert, denn das Ergebnis wird super!

Ihr Unternehmen RKW hat doch schon vor 50 Jahren an der Immobilie gearbeitet und ihr einen neuen Look verschafft.

Dieter Schmoll: Ja, das ist also schon unsere zweite Revitalisierung. Wir sind von dem Standort tief überzeugt. Er hat als Handelsplatz eine gelebte Tradition, ist verkehrstechnisch sehr gut angebunden und wird mit dem einzigartigen Konzept von Zurheide ein Riesen-Frequenzbringer für die Düsseldorf Innenstadt, sicherlich auch das Umfeld der Kö weiter stärken.

Was aber passiert nun innerhalb der Immobilie?

Dieter Schmoll: Es werden hier eigentlich drei völlig unterschiedliche Immobilientypen beheimatet sein: eine Handelsimmobilie mit Schwerpunkt Lebensmittel und Gastronomie, ein Parkhaus (Düsseldorf schönstes) mit ca. 500 Stellplätzen, das über den Frischebereichen in der Mitte liegt und drittens ein Drei-Sterne-Hotel mit 290 Betten ganz oben. Es ist schon eine Herkules-Aufgabe, dies alles architektonisch zu vereinen. Die Rollsteigen-Thematik mit Deckenöffnungen, durchgeschnittenen Balken und weiteren aufwändigen Maßnahmen stellen schon einen massiven Eingriff in den Baukörper dar. Hinzu kommt noch das Schnittstellen-Problem. Wir als RKW planen das Haus mit den Technikzentralen und Zurheide macht den Innenausbau. Denkt man an Abwasser und Luft, kommt sich da einiges ins Gehege. Eine Schwierigkeit waren auch die Höhenunterschiede in den einzelnen Ebenen, die bis zu 60 Zentimeter ausmachten. Gerade die angedachten langen Frischetheken erfordern ja ein einheitliches Niveau. Aber auch hier gelang es uns, die richtigen Antworten zu geben.

Und wie sieht das geplante Angebot für den Kunden aus? Was erwartet ihn im zukünftigen „Crown“, so der Name des gesamten Gebäudekomplexes nach dem Umbau?

Heinz Zurheide: Supermärkte dieser Größenordnung kennt man in Deutschland eigentlich nur als SB-Märkte mit einem sehr hohen Non-Food-Anteil. Wir aber können und wollen nur Frische. Diese werden wir auf rund 12.000 qm nahezu ausschließlich anbieten. Im Erdgeschoss wird es so sein, dass eine Reihe von gastronomischen Angeboten, teilweise mit Produktion am Stand, den Frischemarkt umrahmt. Wenn man am Haupteingang reinkommt, empfängt einen gleich ein vegetarisches Restaurant, dem eine Patisserie und Kaffeebar folgt. Hier werden vor den Augen der Kunden die Pralinen selbst hergestellt. Dann kommt der japanische Bereich mit Sushi, Suppen- und Nudelangeboten. Dem schließt sich eine Insel mit frischen Säften und Obstsalaten an, ehe es mit einer italienischen Bäckerei weitergeht.

Das klingt ja schon jetzt äußerst vielfältig und macht Appetit auf mehr? Es gibt aber ja noch eine weitere Frische-Etage, nicht wahr?

Heinz Zurheide: Allerdings, aber im Erdgeschoss, aus dessen Mitte man über Rollsteige in Ergänzung zu Aufzügen problemlos mit dem Einkaufswagen nach oben (ins Parkhaus) oder unten gelangt, gibt es noch viel mehr zu erleben, zum Beispiel einen großen Obst- und Gemüsebereich, einen Bio-markt sowie die süße und tiefgekühlte Welt.  Eine Etage darunter erwartet die Kunden eine große Weinabteilung mit Gourmet-Restaurant, die Käseweltmit eigener Mozzarella-Produktion, eine große Sekt- und Champagner-Insel mit Propier-Bar, dann natürlich eine riesige Vielfalt an Wurst- und Fleischwaren mit Schinkenbar und Grillpoint, eine Meereslandschaft mit fangfrischem Fisch und Fischspezialitäten, Pasta-Angebote mit eigener Produktion, Milchprodukte, Backwaren, live-gepresstes Olivenöl und Feinkost in allen Variationen.

Aber ein bisschen Non-Food gibt’s doch auch noch.

Heinz Zurheide: Ja, natürlich. Kosmetik, Babynahrung, Hygieneartikel- und Putzmittel finden sich hier ebenfalls.

Drinnen wird also mächtig ein Fass aufgemacht. Ein Highlight soll aber auch die Außenfassade werden.

Dieter Schmoll: Auf jeden Fall. Es ist eine Metallfassade, sehr leicht anmutend, hell und changierend. Ich freue mich zudem darüber, dass wir ihr durch ein modernes Beleuchtungskonzept aber auch abends eine Erscheinung geben können. Und: es wird eine kleine Reminiszenz an die historischen Horten-Steine geben.

Wie sieht Ihre persönliche Erwartung aus?

Heinz Zurheide:  Wir schaffen hier etwas europaweit Einzigartiges, liegen planungstechnisch bislang gut in der Zeit. Natürlich müssen wir einen beachtlichen Umsatz generieren, um die hohen Kosten einzuspielen, aber die Voraussetzungen stimmen, und unser Konzept hat sich ja bereits an anderer Stelle – im Stadtteil Reisholz – bewährt. Da wird es an einem so lebendigen Standort mitten im Herzen Düsseldorfs doch wohl auch gelingen. Ich jedenfalls glaube fest daran.

 

Dieter Schmoll: Ich sehe das „Crown“ als Modellprojekt für zukünftige Umnutzungen bzw. Nachorganisationen ehemaliger Warenhäuser. Falls unsere Zusammenarbeit mit dem Höhepunkt der Eröffnung, die wir für Ende 2017 vorsehen, ein Erfolg wird, dürften auch Nachahmer davon profitieren. 
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