Interviews

Jens Horeis, Geschäftsführer von Girlan (Foto: Girlan)

Seit Oktober 2022 ist Jens Horeis Geschäftsführer bei Girlan Immobilien. Im Interview berichtet er über die Herausforderungen am Markt, die Entwicklungspotentiale für Center und die damit einhergehende Veränderung für Dienstleister.

Herr Horeis, Sie sind seit über 25 Jahren im Bereich des Centermanagements tätig. Wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen?

Jens Horeis: Der Immobilienmarkt befindet sich in ständiger Bewegung und wird durch verschiedenste Faktoren beeinflusst. Wenn wir einen Blick auf den Handel werfen, zeigt sich nicht erst seit gestern, dass sich das Einkaufsverhalten geändert hat. Der E-Commerce bekam durch die Pandemie einen neuen Schub. Gleichzeitig haben wir gesehen, dass das Bedürfnis der Besucher nach temporären Shut- und Lockdowns wieder in die Innenstädte und Center zu kommen, vorhanden war. Doch es bedarf mehr als nur Raum für klassisches Shopping. Es geht um Aufenthaltsqualität, um bewusstes Einkaufen mit individuellen Konzepten und Produkten – um das viel besprochene Erlebnis. Hinzu kommen nun die zunehmend anspruchsvollen ESG-Anforderungen an die Objekte, die ganzheitlich noch mehr Einfluss nehmen werden – sei es in der Architektur, in der Raumgestaltung oder der technischen Umsetzung. Gepaart mit den ökonomischen Herausforderungen wie der Zinsentwicklung oder steigenden Strom- und Energiepreisen führt all das zu einer veränderten Rolle eines Center- und Property Managers.

Wie begegnen Sie der zunehmenden Komplexität?

Jens Horeis: Wir blicken ganzheitlich auf die Immobilien, wollen sie für die Zukunft aufstellen und marktfähig machen. Dafür müssen wir zum einen nah an der Immobilie und nah am Kunden sein, zum anderen müssen wir einen Schritt weiterdenken. Wenn sich der Handel in einer Transformation befindet, müssen die Dienstleistungen, die den offline und online Handel zusammenführen, mitziehen und auch proaktiv agieren. Das Center wird nicht nur zum Standort für den stationären Einzelhandel, sondern auch eine Plattform für den Onlinehandel, um so die Frequenz zu steigern. Damit werden wir mehr als ein klassischer Center Manager, mehr als ein Vermittler von Flächen, mehr als ein Berater, der die Bedürfnisse vor Ort im Team zwischen Vermietung und den daraus sich ergebenden Projekten koordiniert. Wir entwickeln Konzepte für Events, Marketingstrategien, Studien die der Positionierung für das Center als Marke von größter Bedeutung sind. Wir denken vom Center hinaus in die Stadt und andersherum. Nur wenn wir den Standort verstehen, können wir auch entsprechend agieren und die Potentiale nutzen. Und manchmal bedeutet es auch, den Wandel mitzugestalten und in die Projektsteuerung/das Projektmanagement zu gehen.

Die Transformation durch Projektsteuerung gestalten. Was bedeutet das konkret?

Jens Horeis: Wir sind nicht nur beratend tätig, sondern managen und steuern auch den gesamten Prozess der Umsetzung bis zur Fertigstellung. In unserem Team haben wir Experten für die verschiedensten Bereiche des Center- und Property Managements, sowie der Vermietung, die deutschlandweit agieren. Nun kam kürzlich durch unser Joint-Venture mit der Planungsgesellschaft Langos mbH (PGL) aus Hamburg weitere Expertise hinzu. Wir haben fortan Projektsteuerer/Projektmanager, Ingenieure und Architekten an Bord, die in der Lage sind, Visionen für die Objekte auszuarbeiten und diese dann auch in der Umsetzung fachlich zu begleiten. Mit den vorhandenen Fachkräften sind wir somit nicht mehr auf Dritte angewiesen. Mit dieser strukturellen Maßnahme können wir den Erwartungen unserer Auftraggeber gerecht werden und Risiken wie Expertenmangel/Facharbeitermangel, fehlende Kommunikation unter verschiedenen Unternehmen und mangelnde zeitliche Effizienz minimieren.