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30. Januar 2025

„Man muss den Finger am Puls der Zeit haben und sich auf den permanenten Wandel einstellen“

EXKLUSIV-INTERVIEW MIT ANIKO KORSOS, HEAD OF RETAIL LEASING BEI JLL DEUTSCHLAND
Aniko Korsos, Head of Retail Leasing bei JLL Deutschland
Foto: JLL

Jones Lang LaSalle (JLL) hat Aniko Korsos im Oktober 2023 zur neuen Head of Retail Leasing in Deutschland ernannt. Die Betriebswirtin führte davor das Frankfurter Einzelhandelsvermietungsteam und trug auch die Verantwortung für die Märkte in Köln und Düsseldorf. Die erfahrene Retailexpertin blickt gemeinsam mit ihren Teams fundiert in die Toplagen der zehn größten Metropolen sowie Großstädte im Umland. Im Interview mit HI HEUTE-Chefredakteur Thorsten Müller erzählt sie unter anderem, wie sie die Entwicklung des stationären Einzelhandels sieht, welchen Konzepten sie die besten Chancen gibt und was ihr die größten Sorgen bereitet. 

HI HEUTE: Wie sehen Sie für 2025 die Entwicklung des stationären Einzelhandels?

Aniko Korsos: Der deutsche Einzelhandelsvermietungsmarkt hat im abgelaufenen Jahr 2024 viel Selbstvertrauen getankt. Über alle Quartale hinweg stabile und auf das Gesamtjahr gesehen leicht wachsende Flächenumsätze beweisen ein robustes Kerngeschäft – auch in einer gesamtwirtschaftlich herausfordernden Lage. Viele internationale Marken wagen den Sprung auf den deutschen Markt oder nehmen ihre Expansion in Deutschland wieder auf, zum Beispiel das italienische Kosmetikunternehmen KIKO, der niederländische Elektronikhändler Coolblue oder das englische Parfumlabel Creed. Hier werden wir noch einige mehr sehen.

Das sorgt dafür, dass auch 2025 die Nachfrage nach attraktiven Ladenlokalen in zentralen Lagen der Groß- und Mittelstädte sehr hoch bleiben wird. Hintergrund ist zudem, dass die Handelsumsätze in Deutschland trotz Inflation und vieler politischer wie wirtschaftlicher Herausforderungen als gut und konstant eingestuft werden. Gerade in Metropolen wie Berlin, München, Frankfurt und Hamburg sind die Touristen nach der Pandemie zurückgekehrt und sorgen auch hier für zusätzlichen Konsum – häufig im hochpreisigen Segment.

HI HEUTE: Worauf kommt es heutzutage an, um als Retailer längerfristig Erfolg zu haben?

Aniko Korsos: Viele Handelskonzepte haben die vergangenen Jahre genutzt, um ihre Strategie zu überdenken, Multichannel-Vertriebe aufzubauen und ihren stationären Handel stärker auf die Erwartungen der Kunden nach dem Kauferlebnis und der Aufenthaltsqualität auszurichten. In der Konsequenz heißt das, dass sie ihre Portfolios anpassen, indem sie zum Beispiel mehrere kleine Standorte zu einem zentralen Flagshipstore auf großer Fläche zusammenfassen, ihre Verkaufsflächen verkleinern, vergrößern oder sich hinsichtlich der Mikrolage optimieren.

Der stationäre Handel lebt vom Erlebnis, der Atmosphäre und Beratung. Das haben die meisten Konzepte verstanden und setzen darauf, die Marke sinnlich erfahrbar zu machen. Das ergänzt sich gut mit dem Online-Handel des Konzepts und führt nicht zu einem Verdrängungskampf, denn der ein Pfeiler bedient Effizienz und bequemes einkaufen, der andere sorgt dafür, dass die Marke mit einem schönen Moment verbunden wird.

HI HEUTE: Einer der Hauptstreitpunkte, wenn es um den langfristigen Erfolg eines Ladens geht, ist die „Miete“. Sie hat natürlich auch Auswirkungen auf das Erscheinungsbild in den Fußgängerzonen. Wohin geht hier die Reise?

Aniko Korsos: In den deutschen Toplagen sind die Spitzenmieten seit Jahren weitgehend konstant. Sogar während der Pandemie gab es nur eine leichte Korrektur nach unten, denn attraktive Ladenlokale in Toplagen sind gefragt, wobei die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt. Das schafft Sicherheit für die Vermieter, die in ihre Immobilien investieren, um langfristig attraktive Flächen zu schaffen. Dies wirkt sich wiederum positiv auf die Atmosphäre in den Innenstädten aus, was Kaufkraft auf dem Umland anzieht.

Zugleich sind die Spitzenmieten in Deutschland im Vergleich mit Städten wie London, Paris, Mailand und Zürich noch vergleichsweise moderat, was sie für internationale Konzepte interessant macht, die ihre Expansion nach Europa ausweiten wollen. Vor allem Berlin und München sind attraktive Märkte für den Markteintritt.

HI HEUTE: Welchen Retail-Konzepten und -Formaten geben Sie die besten Aussichten auf längerfristigen Erfolg?

Aniko Korsos: Auch 2025 wird der Textilhandel wieder das Feld dominieren und vor allem im großflächigen Bereich anmieten – auch außerhalb der Metropolen. Das sind auf der einen Seite große internationale Handelsgruppen wie Inditex und Bestseller, die mit diversen Marken ihre Expansion ausweiten. Auf der anderen Seite sind es aber auch seit Jahrzehnten etablierte Händler wie C&A, Deichmann oder Warenhäuser wie Woolworth, die davon profitieren wollen, dass viele Galeria-Filialen in den Zentren geschlossen haben.

HI HEUTE: Wenn Sie gesamt auf Deutschland schauen, um wen machen Sie sich mit Blick auf den Einzelhandel die größten Sorgen und um wen am wenigsten?

Aniko Korsos: Um Händler, die den Finger am Puls der Zeit haben und sich auf den permanenten Wandel – analog wie online – eingestellt haben muss man sich sicher keine Gedanken machen. Das haben die vergangenen Jahre belegt. Auch jene, die einen klaren Markenkern haben und Stammkundschaft binden können, haben gute Karten. Schwierig wird es indes für jene, die nichts bieten können, was sie vom meist günstigeren Online-Konkurrenten unterscheidet.

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