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ALDI SÜD setzt weiter auf die Optimierung des Filialnetzes. Was hier für das Unternehmen besonders wichtig ist und wie die Realisierung quantitativ und qualitativ aussieht, verrät Jan Riemann, der für die Immobilienentwicklung im Hause verantwortlich ist, im Interview mit HI HEUTE-Chefredakteur Thorsten Müller.
HI HEUTE: Welche Mischformen von Immobiliennutzungen sind für einen Discounter wie Sie am interessantesten?
Jan Riemann: Es mag banal klingen, aber bei der Entwicklung unserer Filialstandorte ist die Lage entscheidend. Wir möchten möglichst nah an unseren Kundinnen und Kunden sein. Dabei geht es um kurze Wege und gleichzeitig um die Nähe zu Alltagsroutinen. Können die Menschen vor Ort ihren Einkauf bei uns mit anderen Besorgungen und Erledigungen verbinden, ist das praktisch und für sie eine große Erleichterung. Mixed-Use-Objekte, die Nahversorgung mit den passenden Zusatznutzungen kombinieren, steigern vor allem im urbanen Raum die Standortattraktivität.
Wie diese Mischformen konkret aussehen, hängt vom jeweiligen Standort ab. Entscheidend ist die Relevanz des Angebots. Nur was einen tatsächlichen Bedarf bedient, bedeutet am Ende einen Mehrwert für lokale Infrastruktur. Wo also Wohnungen, Unterkünfte für Studierende oder Räume für eine Kita fehlen, versuchen wir, diese Anforderungen in unsere Planungen zu integrieren. Dasselbe gilt für Büros, Gastronomie, Parkraum oder auch Serviceangebote wie Mobilitäts- und Paketstationen.
Wir sehen uns als Ratgeber und Ideenentwickler. Gemeinsam mit unseren Partnern wollen wir Immobilien entwickeln, die den städtebaulichen Anforderungen entsprechen und für alle Nutzer einen Mehrwert schaffen. Ob als Investor, Eigentümer, Mieter oder Vermieter – das ist nicht entscheidend. Für uns zählt die langfristige Perspektive, und dafür steht die flexible Entwicklung mit dem richtigen Nutzermix im Mittelpunkt.
HI HEUTE: Worin liegen bautechnisch für Sie die größten Herausforderungen bei der Realisierung, einerseits beim Bau der Discounter, andererseits beim Bau der anderen Nutzungstypen, wie Wohnungen etc.?
Jan Riemann: Die Herausforderung beim Bauen besteht immer darin, die drei Faktoren Qualität, Kosten und Zeit in bestmögliche Balance zu bringen. Bei dem Bau unserer klassischen Filialen ist die Komplexität deutlich geringer, und wir haben hier einen großen Erfahrungsschatz. Darum erleben wir bei diesen Bauprojekten kaum größere Überraschungen. Mixed-Use-Objekte sind viel komplexer. Allein die statischen und brandschutztechnischen Anforderungen erfordern einen deutlich höheren Aufwand. Für diese Fälle haben wir interne Teams mit sehr versierten Expertinnen und Experten zusammengestellt. Sie arbeiten eng mit unseren erfahrenen Partnern zusammen und stellen gemeinsam sicher, dass wir auch im Mixed-Use Bereich erfolgreich Projekte entwickeln und umsetzten.
HI HEUTE: Wie läuft die Kooperation mit den Behörden? Sind die Genehmigungsprozesse für Ihre Vorhaben nicht manchmal ein kleiner Alptraum?
Jan Riemann: Pauschal lässt sich das nicht beantworten. Grundsätzlich gilt nur: Zeit ist Geld, und alles, was die Genehmigung von Bauprojekten erschwert oder verzögert, macht sie teurer. Wenn dann noch Rahmenbedingungen wie hohe Bau- und Energiekosten hinzukommen, kann das zum frühzeitigen Ende von Bauvorhaben führen.
Eine gute Zusammenarbeit mit Städten und Kommunen ist deshalb das A und O unserer Projektentwicklung. Die Kunst besteht darin, unser Anliegen – also der Neubau oder die Modernisierung einer Filiale – mit den Anliegen des jeweiligen Partners zu verknüpfen, so dass daraus ein Mehrwert für alle Beteiligten entsteht. Das funktioniert mit Mixed-Use-Konzepten sehr gut: Ihr braucht Wohnraum und Räume für eine Kita? Wir brauchen mehr Verkaufsfläche. Lasst uns beides gemeinsam schaffen.
Unsere Erfahrung zeigt: Der Schlüssel zum Erfolg ist das gegenseitige Verständnis für die Belange und Spielräume aller Beteiligten – baurechtlich, politisch, wirtschaftlich.
HI HEUTE: Wie hoch ist inzwischen der Anteil Ihrer Projekte in Quartieren oder Mixed-Use-Immobilien? Wird dieser in der Zukunft eher weiter steigen?
Jan Riemann: Wir haben solche Projekte in der Vergangenheit immer wieder punktuell umgesetzt. Seit der Umstrukturierung unseres Geschäftsbereichs und der Bildung spezialisierter Teams vor etwa drei Jahren betreiben wir solche Projektentwicklungen systematisch. Ihr Anteil steigt damit stetig, in Relation zu unseren bundesweit rund 2000 Filialen bewegen wir uns jedoch im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Zu den Mixed-Use-Projekten, die wir als Eigentümer selbst entwickeln, kommen weitere, bei denen wir uns als künftiger Mieter oder Standortpartner beteiligen.
Wir glauben an die Innenstadt als attraktiven Handelsstandort und werden dort auch in Zukunft auf die Entwicklung lebensmittelgeankerter Immobilien setzen. Der Umfang und die Frequenz neuer Projektentwicklungen hängen von der Entwicklung der Rahmenbedingungen und der Bereitschaft unserer Partner ab.
HI HEUTE: Was planen Sie diesbezüglich konkret für dieses Jahr?
Jan Riemann: 2025 möchten wir eine Reihe laufender Projektentwicklungen abschließen. In Landau in der Pfalz bauen wir eine Filiale mit knapp 200 Wohnplätzen für Studierende in den Etagen darüber. Das ist dann bereits das zweite Projekt, das wir mit der Stadt und dem Studierendenwerk Vorderpfalz erfolgreich abschließen. Weitere Studierendenwohnungen werden in Tübingen bezugsfertig. In Nürnberg schließen wir den Bau einer Filiale mit über 50 Wohnungen und zweigeschossiger Tiefgarage ab.
Anfang des Jahres beginnen wir mit der Revitalisierung eines ehemaligen Bürogebäudes in Frankfurt-Sachsenhausen. Im Erdgeschoss entsteht eine ALDI SÜD Filiale, darüber 8000 Quadratmeter neuer Wohnraum. Weitere Projekte sind in Planung oder bereits fortgeschritten, aber derzeit noch Gegenstand kommunaler Verhandlungen. Dabei geht es wieder um neuen Wohnraum, und wir beschäftigen uns nun intensiver mit den Möglichkeiten der Holzbauweise.
HI HEUTE: Gibt es etwas, das Sie noch nie gebaut haben, aber unbedingt verwirklichen möchten?
Jan Riemann: Wo was los ist, wo die Leute kommen und gehen – da wollen wir hin. Von daher sind auch Transit-Orte wie Flughäfen oder Bahnhöfe sehr interessant. Vor wenigen Tagen haben wir den Mietvertrag für eine Filiale im neugestalteten Teil des Frankfurter Hauptbahnhofs unterschrieben. Wenn wir dort 2026 eröffnen, ist das tatsächlich eine Premiere – und wer weiß, vielleicht werden weitere folgen.
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