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27. Dezember 2024

„Entscheidend ist, aus Zitronen Limonade zu machen”

INTERVIEW MIT CRISTOPH WERNER, VORSITZENDER DER GESCHÄFTSFÜHRUNG VON DM
Christoph Werner
Foto: dm

Christoph Werner ist der älteste Sohn von dm-Gründer Götz W. Werner. Seit September 2019 ist er Vorsitzender der Geschäftsführung bei Deutschlands größter Drogeriemarktkette. Er zählt zu den erfolgreichsten deutschen Unternehmern. Bevor er ins Unternehmen einstieg, sammelte er 15 Jahre lang wertvolle Erfahrungen in der Markenartikelindustrie sowohl in den USA als auch in Frankreich. Wie er über neueste Entwicklungen in seinem Unternehmen, aber auch im gesamten stationären Einzelhandel denkt, erzählt er im Interview.  

HI HEUTE: Herr Werner, Ihr Unternehmen genießt in der Wahrnehmung der Kundinnen und Kunden einen ganz besonderen Stellenwert in der deutschen Einzelhandelslandschaft. Vor allem bei den jungen Damen. Kenner der Szene behaupten gar, deren Besuch eines innerstädtischen Shopping Centers ist gar nicht mehr nötig, wenn sie zuvor einen dm in einem Fachmarktzentrum auf der Grünen Wiese aufsuchen konnten. Der Erlebnisfaktor sei dann schon erfüllt. Manche sagen auch flapsig, was der Baumarkt für die Männer, ist dm für die Frauen. Muss Sie das nicht sehr freuen?

Christoph Werner:
Das freut uns in der Tat sehr! Denn all unser Bemühen wäre vergebens, wenn wir keine positive Kundenresonanz darauf erfahren würden.

HI HEUTE: Bleiben wir noch ein wenig bei der Kundenbeliebtheit. Stimmt es, dass zum Beispiel japanische Touristen, sicher vornehmlich weibliche, auch nach Deutschland reisen, um hier mal einen Ihrer Märkte zu erleben? Falls ja, wie erklären Sie sich das?

Christoph Werner:
Von Fernflügen, extra um bei dm einzukaufen, habe ich noch nicht gehört. Wir beobachten allerdings, dass viele Menschen aus Asien auch bei dm einkaufen, wenn sie in Deutschland sind. Wahrscheinlich ist es die gute Qualität und die günstigen Preise, die überzeugen.

HI HEUTE: Ihr Produktsortiment hat sich in den letzten Jahren schon ein bisschen verändert. Zukünftig sollen auch Medikamente bzw. medizinische Artikel dazu kommen. Wird dm dann tatsächlich auch zu einer Apotheke?

Sie sprechen Artikel an, die durch den Gesetzgeber reguliert sind. Diese Gesetze gelten auch für dm. Dass dm zu einer Apotheke wird, ist daher derzeit nicht absehbar. Allerdings werden wir 2025 in den Versandhandel mit rezeptfreien Medikamenten einsteigen.

HI HEUTE: Auf den stationären Einzelhandel ist spätestens seit Corona sehr viel eingeschlagen. Die Zahl der Herausforderungen ist enorm gewachsen. Wie empfinden Sie das? Was sind für Sie die stärksten Beeinträchtigungen gegenüber der Zeit vor der Pandemie?

Christoph Werner: Sie haben recht. Entscheidend ist, aus Zitronen Limonade zu machen. Das gelingt, indem wir uns verändern. Bei dm ist uns das ganz gut gelungen, wie die aktuellen Einkaufsfrequenzen und Durchschnittsbons zeigen. Mit anderen Worten: wenn die Attraktivität von bestehenden Standorten leidet, gilt es mit dem dm-Markt umzuziehen. Wenn Menschen zunehmend auch Online einkaufen wollen, gilt es entsprechende Onlineservices anzubieten. Wenn Kunden bei kleinen Einkäufen lieber selbst abkassieren wollen, gilt es SB-Kassen in den Kassenzonen zu installieren.

HI HEUTE: Auch das Stadtbild ist vielerorts stark verändert. Wie kann dm dazu beitragen, für mehr Attraktivität in den Innenstädten zu sorgen und welche Tipps geben Sie den anderen Händlern?

Christoph Werner: Grundsätzlich gilt, dass wir an den Orten sein wollen, die von Kunden aufgesucht werden. Wenn wir vor Ort sind, investieren wir in das Ladenlokal so, dass wir den höchstmöglichen Umsatz realisieren können.
Mein Ratschlag an andere Händler ist, genau auf diese beiden Erfolgsfaktoren zu setzen. Denn dann kann ein erfolgreiches Einzelhandelskonzept wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit sichern und die Attraktivität des Standortes zusätzlich erhöhen.

HI HEUTE: Auf der anderen Seite gehen viele Einzelhandelsketten rund um die Nahversorgung den Weg, ihre Standorte auch außerhalb von Shopping Centern zum Beispiel mit Wohnimmobilien zu kombinieren. Ist das auch für Sie interessant oder liegt im Mix von Assetklassen (Wohnungen, Büros, Hotels plus Handel) vielleicht sogar die Zukunft?

Christoph Werner: Es kommt immer auf die konkrete Situation vor Ort an. Deswegen ist es ratsam, sich die Verhältnisse und geplanten Entwicklungen vor Ort genau anzuschauen, bevor ein Mietvertrag unterschrieben wird.

HI HEUTE: Welche Rolle spielt bei Ihnen das Thema Nachhaltigkeit oder neudeutsch ESG?

Christoph Werner: Wir erleben, dass es für unsere Kundinnen und Kunden eine zunehmende Relevanz hat. Was für unsere Kunden relevant ist, das ist auch für uns relevant.

HI HEUTE: Wie soll die dm-Reise weitergehen? Mit Ihrem persönlichen Einstieg in die Geschäftsführung geht starkes Wachstum einher. Wie wollen Sie expandieren? In der Schweiz zum Beispiel wäre ja noch reichlich Potenzial …

Christoph Werner: Unsere Erkenntnis ist, dass wir Größe und Stärke nicht verwechseln und stets in die richtige Reihenfolge bringen sollten. Denn aus Größe folgt nicht unbedingt Stärke. Aber wenn Sie stark sind, können Sie Wachstum kaum verhindern. Wichtig ist, dass wir uns permanent erneuern, indem wir unsere Leistung verbessern. Wenn wir darüber hinaus noch überschüssige Kräfte haben und es Menschen im Unternehmen gibt, die Freude an einem Einstieg in weitere Länder haben und sich engagieren wollen, dann steht dem auch bei dm nichts im Wege.

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