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30. Dezember 2024

Die Stadt stets als Ganzes betrachten

INTERVIEW MIT MARTIN BIEBERLE, GESCHÄFTSFÜHRER DER HANAU MARKETING GMBH
Martin Bieberle, Geschäftsführer der Hanau Marketing GmbH
Foto: privat

Martin Bieberle ist der Name, wenn es in der hessischen Stadt Hanau um Stadtmarketing und Stadtentwicklung geht. Seit über 20 Jahren setzt er sich als Geschäftsführer der Hanau Marketing GmbH dafür ein, dass seine Stadt, trotz wachsender Herausforderungen, die richtigen Entscheidungen trifft, wenn es um eine erfolgreiche Zukunftsgestaltung geht. Mehrfach hat Hanau bundesweit für Aufsehen gesorgt, weil hier viele Dinge anders als in anderen Städten gemacht werden. Im Interview mit HI HEUTE-Chefredakteur Thorsten Müller erzählt er, worauf es dabei ankommt.

HI HEUTE: Herr Bieberle, wenn einer es wissen müsste, dann doch sie: Was ist ausschlaggebend für eine gute Stadtentwicklung?

Martin Bieberle:
Da haben Sie aber mal eine große Frage gelassen ausgesprochen! Ich will mir gar nicht anmaßen, darauf eine Antwort zu geben, aber ich möchte sagen, was in Hanau ausschlaggebend war bzw. ist. Unser großer Stadtumbau, der zwischen 2008 und 2015 erfolgte, konnte vor allen Dingen deshalb so gut gelingen, weil wir stets die Stadt als Ganzes betrachtet haben.

Das würde ich als ersten und wichtigsten von sechs Gründen sehen. Auf Platz zwei steht die Augenhöhe mit unseren Partnern aus der freien Wirtschaft, auf drei, dass die Stadt wie ein Marktakteur aufgetreten ist. Viertens war es wichtig, dass wir einen aufrichtigen Diskurs mit den politischen Systemen geführt haben und fünftens, dass wir auch mit den Akteuren in unserer Stadt, wie Händler, Gastronomen oder Immobilieneigentümern einen guten Austausch und Umgang hatten. Schließlich sechstens, dass innerhalb unserer Stadtverwaltung die eingebundenen Abteilungen gemeinsam und nicht gegeneinander gearbeitet haben.

HI HEUTE: Hanau ist dafür bekannt, dass es sein Schicksal nicht Anderen überlässt, sondern selbst in die Hand nimmt. So hat es, als der Kaufhof zur Disposition stand nicht lange gezögert und ihn erworben. Nun wird er zu einem „Stadthof“ umgestaltet. Wie kam es dazu?

Martin Bieberle:
In der Tat haben wir uns mit diesem Gebäude bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt beschäftigt. Noch vor der Schließung des Warenhauses haben wir darüber gesprochen,
was danach mit ihm geschehen soll. Und dann einfach Nägel mit Köpfen gemacht, denn es war für uns keine Option, es leer stehen zu lassen, vor allem nicht in solch einer hervorragenden innerstädtischen Lage. Auch sprach die bauliche Beschaffenheit dafür. Heutzutage nennt man so etwas „maximal transformationsfähig“. Nein, wir begriffen es sofort als Chance, ein neues kleines Zentrum errichten zu können.

HI HEUTE: Was passiert nun genau damit?

Martin Bieberle:
Wir sind ja schon ziemlich weit im Prozess der Neugestaltung. Das Gebäude verfügt ja über mehrere Ebenen, die wir uns nacheinander vornehmen. Insgesamt soll hier ein Mix aus Handel, Gastronomie und Service entstehen. Mit Anspruch und einem Qualitätsversprechen – auch auf „ein Stück Spektakel“.

Im ersten Schritt ging es primär um das Erdgeschoss und um Nutzungen für den Einzelhandel, die wir als Zwischennutzungen – allerdings nicht für Pop-Ups, sondern mit sieben bis zehnjährigen Laufzeiten – betrachten. Schon im Sommer 2024 fanden wir dafür den ersten großen Mieter. Nachdem durch das Hanau-aufLADEN-Programm vor zwei Jahren mit der Eröffnung des Spielwarenhändlers Glück´s Spielzeugkiste die Spielwarentradition in Hessens kleinster Großstadt gerettet werden konnte, dürfte dieser Bereich durch die Toynamics Europe GmbH nun deutlich gestärkt werden. Das Unternehmen gehört zur Hape Unternehmungsgruppe und versammelt unter seinem Dach insgesamt 36 Unternehmen in 14 Ländern. Der weltweit größte Holzspielzeugproduzent, dessen Produktionen und Manufakturen auch in Deutschland sitzen, wurde bereits mehrfach für seine Qualitäts- und Design-Standards ausgezeichnet.

Darüber hinaus steht fest, dass international bekannte Wanderausstellungen das erste Obergeschoss großflächig nutzen und so das kulturelle Angebot in Hanau bereichern dürften. Mit viel Einsatz soll auch das ehrgeizige Ziel verfolgt werden, das Untergeschoss mit Fokus auf innovativen Erlebnishandel im März 2025 zu eröffnen. Und mit der Brüder Grimm Berufsakademie Hanau (BGBA) wird eine Zwischennutzung des dritten Obergeschosses erfolgen. Mittelfristig will die BGBA eines der Obergeschosse, eventuell gemeinsam mit der Kathinka-Platzhoff-Stiftung, zu einer Bildungsetage umfunktionieren.

HI HEUTE: Und wie sieht es mit den Außenbereichen aus?
Martin Bieberle:
Auch sie wird weiter vorangetrieben, um den Stadthof weiter in das Stadtbild zu integrieren und ihn mit dem umliegenden Quartier interagieren zu lassen. Gleiches gilt für die Planungen rund um den ehemaligen Andienungshof des ehemaligen Kaufhofs sowie die durch die Karbener Spezialisten für Live-Kommunikation und Markenerlebnisse von satis&fy konzipierte Anmutung des Innenraumes im Erdgeschoss.
Wie sieht die diesbezügliche Zusammenarbeit mit den Einzelhändlern aus?
Martin Bieberle: Es ist uns extrem wichtig, den bestehenden Handel in Hanau – und vor allem die Händler im unmittelbaren Umfeld des Stadthofes – immer transparent abzuholen, mitzudenken und vor allem mitzunehmen. Vorrangig geht es darum, erweiterte Angebote zu schaffen und somit das Interesse an bestimmten Produktgruppen insgesamt zu steigern. Wir reden nicht nur mit unseren Händlern, wir hören vor allem auch gut zu.

HI HEUTE: Welches Zwischenfazit ziehen Sie?
Martin Bieberle:
Die enorme Wirkung des neuen Stadthofes, aber auch die gesamte Stadtentwicklung Hanaus, sorgen dafür, dass wir trotz bundesweit gesamtwirtschaftlich schwierigen Zeiten mit sehr spannenden Unternehmen und Menschen in Kontakt kommen. Das Feedback der Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner zu unseren Plänen mit dem Stadthof sind durchweg positiv. Wir agieren und reagieren, passen an und entwickeln weiter, wo immer es sinnvoll und nötig ist. Für die Entwicklung des 16.000 Quadratmeter großen Gebäudes mitten in der Stadt gibt es keine Blaupause, keine Anleitung, aber im Zusammenspiel mit allen Akteuren viele erfolgversprechende Ideen.
Wenn der Stadthof fertig ist, wie sehen dann Ihre nächsten Pläne für Hanau aus?
Martin Bieberle: Sehr stark dürfte es dann um Fragen rund um das Thema Mobilität gehen. Unser Ziel ist es, den steigenden Individualverkehr mit einer attraktiven Innenstadt in Einklang zu bringen. Auch arbeiten wir an weiteren „Dritten Orten“ in einzelnen Stadtteilen und grundsätzlich daran, die Besucherfrequenzen in unserer Stadt zu erhöhen. Natürlich werden auch interessante Immobilien – alte wie neue – von uns mit Interesse verfolgt werden. Kurz gesagt: Langweilig wird es auf keinen Fall!


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