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11. August 2021

Zukunft des Handels in den Innenstädten

ANALYSE DER BESUCHERFREQUENZEN DER GFK ZEIGEN, WER DIE VERLIERER DER PANDEMIE SIND.
Die größte Stadt mit den geringsten Besucherrückgängen ist Gelsenkirchen mit rund 260.000 Einwohnern und mehr Aus- als Einpendlern. Foto: pixabay

Als hätte der Einzelhandel in deutschen Innenstädten in den vergangenen Jahren nicht schon
genug zu kämpfen gehabt – primär getrieben vom wachsenden Wettbewerb durch den OnlineHandel – so ereilt ihn jetzt mit Corona und damit verbundenen Einschränkungen und Schließungen
auch noch der wirtschaftliche Supergau. Eine kontinuierliche Analyse der Besucherentwicklung von GfK zeigt, was konkret seit Pandemie-Beginn in den deutschen Innenstädten passiert, wer Verlierer und noch größere Verlierer der Pandemie sind und welche Perspektive es für die Zukunft gibt.

Größte Städte mit höchstem Besucherrückgang

Schaut man sich die GfK Besucherfrequenzen seit Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland an
und vergleicht diese mit durchschnittlichen Besucherzahlen im Jahr 2019, lassen sich die rund 340
untersuchten Innenstädte je nach Ausmaß des Besucherrückgangs in drei Performance-Klassen
einteilen: Eine Gewinner-Gruppe gibt es dabei erwartungsgemäß nicht, denn alle Innenstädte
verlieren bedingt durch die Krise massiv an Besuchern. Am härtesten trifft es die Großstädte mit
über 500.000 Einwohnern, die allesamt zu den größten Verlierern gehören. Sie haben die höchsten
prozentualen Besucherrückgänge im Vergleich zu 2019 zu verkraften: minus 61 Prozent im ersten
Lockdown, minus 65 Prozent im zweiten Lockdown und im Sommer 2020, also zwischen Lockdown
eins und zwei und in einer Zeit ohne harte Einschränkungen, trotzdem noch minus 24 Prozent.

Hauptgrund für die großen Besucherrückgänge ist die Veränderung der Tagbevölkerung. Üblicherweise pendeln täglich deutlich mehr Menschen in die großen Städte ein als aus, sodass die Bevölkerung tagsüber zunimmt. Prominentestes Beispiel dafür ist Frankfurt am Main mit rund 760.000 gemeldeten Einwohnern, aber einer Tagbevölkerung von über einer Million Menschen – vor Corona wohlgemerkt. Einen Großteil der zunehmenden Tagbevölkerung stellen in den großen Städten Bürobeschäftigte dar, die seit Corona häufig zuhause im Homeoffice arbeiten und die Innenstädte deutlich seltener aufsuchen. Sie tätigen ihre stationären Einkäufe nach der Arbeit jetzt in ihrem Wohnumfeld, das häufig dezentral oder sogar ganz außerhalb der Großstädte liegt.

Besucherfrequenzen der robusteren Innenstadt-Gruppe

Dieser Effekt führt gleichzeitig zu solideren Besucherfrequenzen der robusteren Innenstadt-Gruppe,
die die geringsten Besucherrückgänge zu verzeichnen hat und sich überwiegend aus Städten mit weniger als 100.000 Einwohnern zusammensetzt. Die Gruppe performt im Vergleich am besten und kämpft dennoch mit Rückgängen von minus 41 Prozent im ersten Lockdown, minus 49 Prozent im zweiten Lockdown und immerhin noch minus 10 Prozent im Sommer 2020.

Das Mittelfeld besteht zumeist aus Innenstädten in Gemeinden mit über 100.000 Einwohnern. Die Besucherverluste lagen hier im ersten Lockdown bei minus 49 Prozent, im zweiten Lockdown bei minus 56 Prozent und bei minus 15 Prozent im Sommer 2020.

Gelsenkirchen: Größte Stadt mit geringsten Besucherrückgängen

Bei genauerer Betrachtung lassen sich in den einzelnen Performance-Gruppen einige Auffälligkeiten feststellen: So hat von den 15 größten Städten Deutschlands Duisburg den geringsten Tagbevölkerungszuwachs – und zählt damit auch als einzige nicht zu den größten Verlierern. Umgekehrt finden sich auch Innenstadtlagen kleinerer Gemeinden in der Liste der größten Verlierer, wie beispielsweise die Innenstädte der VW-Stadt Wolfsburg, von Ingolstadt mit Firmensitzen von Audi und Media-Markt-Saturn, aber auch von Passau, Siegen oder Erlangen.

Die größte Stadt innerhalb der Gruppe mit den geringsten Besucherrückgängen ist Gelsenkirchen mit rund 260.000 Einwohnern und mehr Aus- als Einpendlern. Zu weiteren größeren Städten zählen etwa Halle (Saale), Pforzheim oder Trier. Bestimmt wird diese Gruppe ansonsten von kleineren Städten mit unter 100.000 Einwohnern wie Gera, Dinslaken oder Schweinfurt. Letztere überrascht positiv, denn die Innenstadt von Schweinfurt zeigt in der GfK-Analyse einen robusten Besuchertrend, obwohl die Stadt eine um 62 Prozent höhere Tagbevölkerung als gemeldete Einwohner aufweist. Damit wäre im Vorfeld zu vermuten gewesen, dass die Stadt eher zu den größten Verlierern gehören würde.

Mittelstädte werden langfristig profitieren

Fakt ist, dass die deutsche Bevölkerung durch Corona weniger in die Innenstädte pendelt. Und dies wird sich auch nach Ende der Pandemie nicht einfach wieder umkehren, schließlich richten gerade viele Unternehmen für ihre Mitarbeiter dauerhafte Lösungen fürs Homeoffice ein. Damit werden Wohnumfelder, dezentrale Infrastrukturen und nicht zuletzt Mittel- und ggf. auch Kleinstädte nachhaltig an Relevanz gewinnen. Einzelhändler sollten dementsprechend ihre strategische Filialnetzplanung überprüfen und neu planen, Investoren, Banken und Projektentwickler hingegen ihre Investments und Portfolien.

Bleibt die Frage, wie sich die Regeneration der Innenstädte und Fußgängerzonen nach Corona insgesamt entwickeln wird. Wertvolle Hinweise dafür könnte die Entwicklung im Jahr 2020 geben. Schließlich war nach dem ersten Lockdown eine merkliche Entspannung der Krise und damit verbunden auch eine weitestgehende Lockerung der Einschränkungen im Sommer 2020 festzustellen. Die Innenstädte haben sich in dieser Zeit nach und nach regeneriert, wobei auch dabei mittelgroße Städte besser als Großstädte abgeschnitten haben. Im Juli 2020 waren beispielsweise Lübeck oder Koblenz in puncto Besucherfrequenzen sogar über Vor-Corona-Niveau.Die meisten Großstädte haben es immerhin auf circa 80 Prozent des Vor-Corona-Niveaus
zurückgeschafft.

Seit Anfang 2019 erfasst GfK die Besucherfrequenzen für über 1.000 Innenstädte, Shopping-Center und Fachmarktzentren in ganz Deutschland. Diese Echtdaten werden täglich gemessen, womit Veränderungen im Besuchergeschehen nahezu „live“ analysiert werden können.

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