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10. Januar 2022

WüLivery – Same-Day-Delivery in Würzburg

MIT EINEM KONZEPT FÜR SAME-DAY-DELIVERY BIETET DIE STADT WÜRZBRUG EINEN INNOVATIVEN SERVICE AN. DAS HALF DEN LOKALEN HÄNDLERN GERADE WÄHREND DER CORONA-PANDEMIE.
Wolfgang Weier, Geschäftsführer Stadtmarketing „Würzburg macht Spaß“ e.V. Foto: Thomas Bader

In unserer neuen Interview-Serie "Stadtimpulse" stellen wir verschiedene Best-Practice-Projekte vor. Sie sollen exemplarisch aufzeigen, mit welchen Maßnahmen den Herausforderungen für die Innenstadt begegnet werden kann. Im zweiten Teil der Serie stellt Wolfgang Weier, Geschäftsführer Stadtmarketing „Würzburg macht Spaß“ e.V., WüLivery vor.

Wie ist die Idee für Ihr Projekt entstanden?

Die Idee von WüLivery stammt aus dem Jahr 2016. Motiviert von Amazon und anderen Online-Händlern, die seinerzeit in verschiedenen Großstädten mit Same-Day-Delivery experimentiert haben, wollten mein städtischer Kollege aus der Wirtschaftsförderung und ich dem lokal etwas entgegensetzen. Seinerzeit ist das Grundkonzept entstanden und wir hatten auch schon einen Radkurierservice als Logistikpartner gefunden.

Welche Herausforderungen galt es bei der Umsetzung zu überwinden?

Zunächst mal, dass unser angedachter Logistikpartner Insolvenz anmelden musste, weil er die Digitalisierung verschlafen hat. Daraufhin ist unsere Idee erstmal wieder in der Schublade verschwunden, bis wir Ende 2018 auf unseren jetzigen Logistikpartner gestoßen sind. Mit den „Radboten“ haben wir die Idee weiterentwickelt, das Preismodell und den Markenauftritt überarbeitet und wollten zu Ostern 2020 starten. Dann kam Corona und WüLivery musste erstmal erneut hintenanstehen. Bis wir dann, zum Black Friday 2020, unter dem Motto „Sie shoppen – wir liefern“ endlich live gehen konnten.

Wie hat Ihre Stadt von dem Projekt profitiert?

Zunächst durch die Möglichkeit für Handeltreibende, ihre KundInnen im Stadtgebiet schneller als die Online-Riesen und günstiger als die üblichen Paketversender beliefern zu können. Wer vor 16 Uhr die Lieferung beauftragt, hat die Ware garantiert am gleichen Tag bis 19 Uhr zu Hause. Das kostet derzeit 3,50 Euro, da die Stadt Würzburg 1 Euro pro Lieferung übernimmt. Eine noch größere Bedeutung kam WüLivery während der Lockdowns zu, da dies für die HändlerInnen die einzige Möglichkeit war, Ware schnell zu ihren KundInnen zu bringen (Anm.: die Abholung am Geschäft war in Bayern nicht gestattet). Wir hatten vor Weihnachten 2020 teilweise über 700 Lieferungen am Tag. Manche UnternehmerInnen haben uns mit Tränen in den Augen gedankt, dass wir zumindest einen Teil ihres Weihnachtsgeschäfts gerettet hätten – so etwas motiviert natürlich unheimlich. Aber auch für 2021 waren wir sehr zufrieden. WüLivery hat sich inzwischen auf 30-80 Lieferungen pro Tag eingependelt, das ist für unseren Logistikpartner neben deren eigentlichem Kerngeschäft (Anm.: Lieferung von eiligen Medikamenten und Dokumenten) gut machbar.

Wie wichtig sind heutzutage solche innovativen Projekte für die Städte im Allgemeinen und für die Innenstädte im Besondern?

Äußerst wichtig. Die Kunden verlangen immer mehr Convenience und Erlebnis beim Einkaufen oder beim Besuch der Innenstadt. Schwere Einkaufstaschen sind da eher hinderlich. Dieser Convenience-Gedanke – v.a. für solche KundInnen, die die City mit Fahrrad oder ÖPNV besuchen, aber auch für TouristInnen, die nach dem Shoppingerlebnis vielleicht noch ins Restaurant oder Theater möchten – liegt auch WüLivery zu Grunde. Die Pandemie hat nochmal einen extra Spin reingebracht und das Projekt richtig befeuert. Ganz allgemein begrüßen wir, dass durch die Pandemie auch die Politik endlich auf die Nöte der Innenstädte aufmerksam geworden ist und viele Hilfsprogramme aufgelegt wurden.

Lässt sich aus Ihrer Sicht das Projekt auf andere Städte übertragen?

Unter gewissen Voraussetzungen definitiv. Wir hatten seit dem Launch viele Anfrage aus anderen Städten und haben daher versucht, die nötigen Voraussetzungen zu identifizieren: eine gewisse Stadtgröße ab ca. 50.000 Einwohner, gerne Studentenstadt, der Wille von den Entscheidern aus der Stadtverwaltung, das Projekt finanziell zu unterstützen, innovative Unternehmer, die zum Mitmachen bereit sind, eine umfassende Werbekampagne und idealerweise ein vorhandener Radkurierservice. Denn alle bisherigen Erfahrungen zeigen: für den Logistikpartner funktioniert die Lieferung aus dem Handel nur als Zusatzgeschäft, keinesfalls als Stand-Alone-Geschäftsmodell.

Wie sehen Sie die Zukunft der Innenstadt?

Als Ort der Begegnung und der sozialen Interaktion, aber auch als Markplatz werden unsere Citys ihre Funktion behalten. Natürlich müssen die Bürgermeister und Stadträte, die Stadtplaner, aber auch das Stadtmarketing ihre Hausaufgaben machen: Eine Innenstadt der Zukunft muss smart und digital, nachhaltig und resilient, lebendig und lebenswert, kooperativ und dynamisch und mit allen Verkehrsmitteln gut erreichbar sein sowie neben einem attraktiven Branchenmix einen hohen Grad der Eventisierung bieten. Digital und analog werden auch hier weiter verschmelzen, ebenso wie das Erleben von Einkauf, Kulinarik, Kultur und Freizeit immer enger zusammenrücken wird. In Würzburg sind wir da auf einem ganz guten Weg …

Über die Interview-Serie

Die Interview-Serie "Stadtimpulse“ stellt Best-Practice-Beispiele des Projektpools "Stadtimpulse" vor, der von CIMA Beratung + Management GmbH betrieben wird und durch die Initiative der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland e.V. (bcsd), dem Deutschen Städtetag (DST), dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) sowie dem Handelsverband Deutschland (HDE) entstanden ist und laufend fortentwickelt wird. Ziel der Serie ist es, den Verantwortlichen in anderen Städten und Gemeinden Ideen und Lösungsansätze für die eigene Innenstadt an die Hand zu geben und die erfolgreichen Projekte einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Alle Teile der Serie

  1. Hanau: Wie sich die City postiv auflädt
  2. WüLivery – Same-Day-Delivery in Würzburg
  3. Gartenträume-Lounge mit Open Stage
  4. Kampagne stärkt die Innenstadt von Lahr
  5. Frequenzsteigerung in der Adventszeit
  6. Nutzungsmischung belebt die Innenstadt
  7. Summer of Pioneers in Wittenberge
  8. Fürth: Führungen führen Besucher in die City
  9. Zwischenzeit poppt in Osnabrück auf
  10. Raum für Kreative in Bochums City

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