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22. November 2021

Wie Innenstädte von gutem Stadtmarketing profitieren können

DUISBURG WILL MIT DER MARKE DUISBURG IST ECHT IHR IMAGE AUFPOLIEREN. EIN INTERVIEW MIT KAMPAGNEN-CHEF KAI U. HOMANN.
Kai U. Homann verantwortet für den Duisburg Kontor die Bereiche Tourismus und Stadtmarketing. Foto: Duisburg Kontor

Vom Duisburger Hauptbahnhof sind es nur wenige Gehminuten bis zum „CityPalais“. Das Einkaufszentrum an der Königstraße beherbergt Geschäfte und Restaurants, die Mercatorhalle mit der Duisburger Philharmonie und dem städtischen Kongresszentrum sowie das besucherstärkste Spielcasino Nordrhein-Westfalens.

Mit dem Aufzug geht’s dann in die vierte Etage. Und schon bald steht man vor einer Tür. „Duisburg Kontor GmbH“, steht auf dem Klingelschild. Hier arbeitet Kai U. Homann. Seit 2015 ist er bei der Stadttochter verantwortlich für die Bereiche Tourismus und Stadtmarketing. Im Gespräch mit HI-Heute berichtet er davon, wie die Stadt mit der neuen Kampagne „Duisburg ist echt“ ihr Image aufbessern möchte.

Herr Homann, eines Ihrer Fachgebiete ist das Stadtmarketing – doch wer nach „Duisburg“ googelt, stößt schnell auf Begriffe wie „Problemviertel“, oder „No-Go-Areas“. Das Stadtmarketing ist da nicht ganz so einfach, oder?

Das sind alte Klischees. Vieles ändert sich grade zum positiven – deswegen muss man differenzieren. Ein Imageproblem hat Duisburg in erster Linie innerhalb Deutschlands. International hingegen überhaupt nicht: Da werden wir als Europas große Logistik-Drehscheibe wahrgenommen. Dennoch ist Stadtmarketing in Duisburg eine große Herausforderung – das finde ich extrem reizvoll an dieser Aufgabe. Duisburg ist nämlich viel besser als sein Ruf. Man muss nur etwas genauer hinsehen, um die Stärken zu erkennen.

Um diese unerkannten Stärken deutlich zu machen, ist in der Stadt die Kampagne „Duisburg ist echt“ gestartet. Was hat es damit auf sich?

„Duisburg ist echt“ soll die öffentliche Wahrnehmung der Stadt positiv stärken und die Stadt neu präsentieren. Dabei geht es uns nicht um Schönfärberei. Wir wollen neue Bilder von Duisburg zeigen und verbreiten. Und diese Bilder können einen Imagegewinn für Duisburg bewirken.

Inwiefern ist es denn für eine Stadt wie Duisburg wichtig, das Thema Eigenmarketing im Blick zu haben?

Um diese Frage zu beantworten, muss man auf die Geschichte der Stadt schauen. Lange Zeit lief es ja in Duisburg wirtschaftlich wahnsinnig gut – und um so etwas wie das Image einer Stadt musste man sich nur am Rande kümmern. Jetzt, nach dem Ende des Bergbaus und den immensen strukturellen Veränderungen in der Stahlindustrie muss sich das Ruhrgebiet neu erfinden. Duisburg hat den vielzitierten Strukturwandel zwar schon ziemlich gut bewältigt. Und doch sind wir in einer Konkurrenzsituation mit anderen Städten – um die Ansiedlung von Unternehmen, um Arbeitskräfte und um junge Leute, die wegen ihres Studiums hierherkommen. Da macht es natürlich schon etwas aus, ob eine Stadt ein gutes Image hat oder eben nicht.

Wie steht es um Duisburgs Innenstadt? Profitiert die auch von den Maßnahmen zur Imagesteigerung?

Das Thema der leeren Schaufenster bewegt spätestens seit der Pandemie fast jede Stadt. Bei näherem Hinsehen ist dieser Leerstand aber nur gefühlt vorhanden: Manche Geschäfte stehen eine gewisse Zeit lang leer, sind aber eigentlich schon wieder vermietet. Die Kampagne hat zwar nicht das Ziel, direkt auf die Innenstadt einzuwirken, indirekt tut sie es aber sehr wohl. Denn „Duisburg ist echt“ transportiert die Botschaft, dass unsere Stadt ein interessanter und attraktiver Standort mit vielen Möglichkeiten ist, aus denen heraus sich etwas entwickeln lässt.

Wie genau passiert das?

Wir wollen mit der Kampagne auf zwei Ebenen etwas erreichen. Zum einen wünschen wir uns, dass die Themen, die unsere Stadt zu bieten hat, von überregionalen Medien wahrgenommen werden. Zum anderen wollen wir die Menschen mit klassischen Marketingmethoden direkt erreichen, beispielsweise mit Anzeigen- und Plakatkampagnen.

Was für Themen rücken Sie dabei in den Fokus?

Wir haben hier in Duisburg bestimmte Alleinstellungsmerkmale, starke Themen, die es in dieser Form anderswo nicht gibt. Also konzentrieren wir uns bei „Duisburg ist echt“ auf das, was die Stadt vor allem anderen auszeichnet: Wir haben hier Europas größten Binnenhafen und eine große Expertise in der Logistikbranche. Außerdem ist Duisburg Hochschulstandort, zurzeit werden bei uns in der Stadt riesige Bauprojekte umgesetzt und seit September steht fest, dass Duisburg einer der Standorte des Netzwerks an Wasserstoff-Zentren für die Mobilität wird. Hier ist so viel in Bewegung, da müssen wir uns gar keine Themen ausdenken – wir müssen den Menschen nur davon erzählen.

Und der Mensch steht bei „Duisburg ist echt“ auch konsequent im Mittelpunkt.

Ja, die Menschen in der Stadt spielen dabei eine große Rolle. Sie stehen für Echtheit, für Authentizität. Sie sind geradeheraus, mit ihnen kommt man leicht ins Gespräch, sie sind zugänglich und verlässlich. Indem wir sie in den Mittelpunkt stellen – in Geschichten und Bildern – fühlen sie sich auch emotional von der Kampagne angesprochen.

Würde eine Kampagne wie „Duisburg ist echt“ denn auch in anderen Städten funktionieren?

Im Grunde, ja. Aber jede Stadt ist anders. Und deswegen muss auch jede Stadt ihr eigenes Konzept finden. Wir haben monatelang an unserem eigenen Konzept gearbeitet. Wenn man dann aber einmal weiß, in welche Richtung das Ganze gehen soll, wird jeder weitere Schritt einfacher.

Welche Schritte waren das denn zum Beispiel in Duisburg?

Als wir gerade richtig durchstarten wollten, kam Corona. Uns wurde bald klar, dass ein großer Teil der Projekte, die wir uns ausgedacht hatten, erstmal nicht umgesetzt werden können. Aber wir haben schnell gegengesteuert. So entstand dann die lokale Kampagne „Duisburg ist echt solidarisch“, die total durch die Decke gegangen ist. Da haben wir Menschen in Text und Bild portraitiert, um abzubilden, was sie so umtreibt in dieser schwierigen Zeit.

Haben Sie noch ein Beispiel?


Etwa einen Monat später kam dann der „Duisburger Deckel“, eine Art Gutschein, der bei teilnehmenden Betrieben eingelöst werden kann. Am Anfang der Pandemie wusste ja keiner: Wie kommen die Gastronomen jetzt klar? Da wollten wir etwas entwickeln, das schnell und einfach funktioniert. Und wir hatten in ganz kurzer Zeit mehr als 50 Betriebe, die daran teilgenommen haben. Auch da haben wir die Menschen in den Mittelpunkt gestellt, mit Portraits von Gastronomen in den Sozialen Medien. So hat jeder gesehen: Hey, das sind echte Menschen aus meiner Stadt, die haben jetzt gerade ein echtes Problem und ich kann helfen. Das hat sehr gut funktioniert.

Es ist also gelungen, die Menschen sprichwörtlich mitzunehmen…

Ja, genau, aber selbstverständlich wird man nie alle mitnehmen können. Man muss halt eine kritische Masse erreichen. Ich mach das mal an einem Beispiel fest: Wir haben im Sommer eine große Stahlschriftskulptur in der Innenstadt aufgestellt. Einzelne Buchstaben formen zusammen den Schriftzug „DUISBURG IST ECHT“. Die Buchstaben hat ein kleines Familienunternehmen aus Duisburg aus Duisburger Stahl hergestellt und mit Duisburger Farbe lackiert. Das nehmen die Menschen inzwischen sehr gut an. Die Skulptur ist ein beliebter Selfie-Spot geworden. Mittlerweile lassen sich Eishockey- und Wasserballmannschaften, ja, sogar die Feuerwehr davor fotografieren.

Wie sehen denn die weiteren Planungen für „Duisburg ist echt“ aus?

Wir sind ja gerade erstmal ein paar Schritte gegangen. Nach den ersten, sehr positiven Erfahrungen, die wir nun bereits gemacht haben, steht fest, dass wir diesen Weg weiter gehen werden. Und dafür haben wir bereits einiges vorbereitet.

Letzte Frage: Wenn Sie den Entscheidern in anderen Städten einen Rat geben könnten, welcher wäre das?

Ich bin weit davon entfernt, Leuten Ratschläge geben zu können. Wir lernen ja selbst noch jeden Tag dazu. Jedoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass es für den Erfolg eines solchen Projekts sehr wichtig ist, die Bürgerinnen und Bürger miteinzubeziehen, viele verschiedene Meinungen zu hören, im Austausch zu bleiben und Netzwerke zu pflegen. Denn: Auch alleine kann man mit der richtigen Idee etwas bewegen. Wenn man aber in einem Netzwerk arbeitet, bewegt man zehn Mal mehr.

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