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22. November 2021

Bittere Situation für den stationären Handel

EINZELHANDELS-EXPERTE JOCHEN SCHNELL SPRICHT IM INTERVIEW ÜBER DAS WEIHNACHTSGESCHÄFT VOR DEM HINTERGRUND EINER SICH VERSCHÄRFENDEN PANDEMIE.
Jochen Schnell ist Principal Consultant bei der INTARGIA Managementberatung und ehemaliges Vorstandsmitglied bei INTERSPORT. Foto: Jochen Schnell

Jochen Schnell ist Principal Consultant bei der INTARGIA Managementberatung und ehemaliges Vorstandsmitglied bei INTERSPORT. Mit Handelsimmobilien Heute hat der Einzelhandelsexperte über das kommende Weihnachtsgeschäft gesprochen. Die steigenden Infektionszahlen und eine damit sich wieder verschärfende Pandemie, lassen Grund zur Sorge aufkommen.

Aktuell haben wir Inzidenzen, die die Zahlen aus 2020 noch übertreffen: Wie schätzen Sie die Lage für den stationären Einzelhandel ein und welche Einschränkungen sind aus Ihrer Sicht zu befürchten?

Für den stationären Einzelhandel ist es gewiss wieder eine bittere Situation. Persönliche gehe ich davon aus, dass es zu weiteren Einschränkungen kommen wird, wie zum Beispiel 2G oder 2G plus. Für den Einzelhandel würde das dann bedeuten, dass die Kunden direkt am Eingang kontrolliert werden müssten. Das ist ein gigantischer Aufwand.

Neben dem steigenden Aufwand, etwa durch Kontrollen, würde damit auch ein Teil der Bevölkerung vom Einkauf im stationären Handel ausgeschlossen werden, diese Umsätze würden fehlen.

Genau. Aktuell würden wir knapp ein Drittel vom Einkaufen ausschließen. Das würde das Weihnachtsgeschäft sehr schwierig machen, und auch der Online-Handel würde wieder mal profitieren.

Hinzu kommt, dass auch Weihnachtsmärkte in diesem Jahr nicht immer wie gewohnt stattfinden.

Das stimmt. Gerade erst ist der Christkindlmarkt in München abgesagt worden. Es gibt aber noch viele weitere Beispiele. Das wird dafür sorgen, dass die Innenstädte nicht unbedingt attraktiver in der Weihnachtszeit werden. Das verschärft die Situation für den Handel im Weihnachtsgeschäft zusätzlich.

Einen vollständigen Lockdown befürchten Sie aber nicht?

Persönlich kann ich mir nicht vorstellen, dass es wieder zu einem vollständigen Lockdown wie im vergangenen Jahr kommt.

Die Lage für den stationären Handel ist aber alles andere als ideal. Was empfehlen Sie Händlern, um mit verschärften Regeln umzugehen?

Absolut interessant finde ich Click-and-Meet. Da sehe ich ein großes Potential für den stationären Handel, auch ohne einen richtigen Lockdown. Die Kunden kommen hier dann mit einer klaren Kaufabsicht und generieren in der Regel auch einen höheren Bon im Vergleich zu Kunden, die einfach nur Bummeln gehen. Das Bummeln ist während Corona ohnehin grundsätzlich weniger geworden und das wird sich auch in diesem Weihnachtsgeschäft nicht ändern. Und bei Click-and-Meet kann sich der Einzelhandel dann stärker auf die Kunden konzentrieren, was Beratung und Service anbelangt.

Click-and-Meet bedeutet für den Kunden aber auch einen höheren Aufwand. Spielt das nicht dem Online-Handel ebenfalls in die Hände?

Das ist vor allem ein Angebot für Menschen, die ohnehin gerne im stationären Handel einkaufen gehen. Wenn der Einzelhandel diese Kunden auch noch verliert, dann sieht es ganz mau aus. Auch für beratungsintensive Produkte ist es ein Angebot, das für die Kunden einen Mehrwert verspricht. Das können zum Beispiel Wanderschuhe sein, die der Kunde im Geschäft anprobieren kann und intensiv dazu beraten wird.

Was bedeuten diese Entwicklungen für die Innenstädte?


Das muss man sehr differenziert betrachten, weil es von Branche zu Branche verschieden ist. Nehmen wir einmal als Beispiel den Mode-Handel, wo wir heute schon einen sehr hohen Online-Anteil haben. Hinzu kommen Überlegungen seitens der Politik, etwa den individuellen Verkehr aus den Innenstädten herauszuholen oder einzuschränken. Das sind alles Faktoren, die die Innenstädte auch weit über Corona hinaus stark verändern werden. Die peripheren Standorte werden dadurch gewinnen, also die klassischen Fachmarktzentren etwa. Mülheim-Kärlich in Rheinland-Pfalz mit Deutschlands größtem Fachmarktzentrum ist ein Beispiel. Dort fahren die Menschen zielorientiert hin, können vor Ort kostenlos parken und all ihre Einkäufe erledigen. Die Innenstadt hingegen wird es schwer haben, ebenso stellt sich die Frage, was mit den Shoppingcentern passieren wird.

WebTalk: Weihnachtsgeschäft und Corona

Der WebTalk "GAMECHANGER Corona – Erodiert im Einzelhandel auch das Weihnachtsgeschäft?" am Dienstag, 23. November, um 14:00 Uhr widmet sich der aktuellen Lage im Einzelhandel vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie. Im WEB TALK diskutieren Dr. Kai Hudetz und Jochen Schnell, Principal bei der INTARGIA Managementberatung GmbH und ehemaliges Vorstandsmitglied der INTERSPORT Deutschland eG, welche gravierenden Veränderungen weiterhin zu erwarten sind und welche konkreten Chancen sich daraus für den Handel in unterschiedlichen Kategorien und an verschiedenen Standorten für das Weihnachtsgeschäft und darüber hinaus ableiten lassen. Dieser virtuelle Vortrag & Talk wird im Rahmen der ECC-Web-Talks von der IFH Köln GmbH veranstaltet.

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