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03. Juli 2025

Wie der Einzelhandel die „Grüne Wiese“ entdeckte

Anfang der 1970er Jahre gingen die ersten Supermärkte auf die „Grüne Wiese“. Die Verkaufsflächen und das Angebot wurden größer, es gab jede Menge Parkplätze. Die Händler entsprachen damit den geänderten Lebensgewohnheiten der Menschen: Die Deutschen wurden mobiler und konnten sich mehr leisten. Sie wollten mit dem Auto bequem bis vor die Supermarkt-Tür fahren und gleich für die ganze Woche einkaufen. 

In den 1960er-Jahren begann in Westdeutschland ein neues Kapitel des Einzelhandels. Inspiriert von US-amerikanischen Vorbildern entstanden die ersten großen Supermärkte und Einkaufszentren nicht mehr im Stadtkern, sondern auf bislang ungenutzten Flächen vor den Toren der Städte – auf der sogenannten grünen Wiese. Das Main-Taunus-Zentrum bei Frankfurt eröffnete 1964 als erste Mall nach amerikanischem Vorbild und setzte den Startschuss für eine Entwicklung, die das Konsumverhalten nachhaltig verändern sollte.

Diese neuen Tempel des Konsums boten breite Gänge, riesige Parkplätze und ein bis dahin ungekanntes Warenangebot. Sie wurden zu Alltagserlebnissen, die das klassische Einkaufen im Stadtzentrum ergänzten. Besonders in Nordrhein-Westfalen entstanden in schneller Folge weitere Center wie der Ruhr-Park Bochum oder das Lippe-EKZ in Hamm, die das amerikanische Konzept des überdachten Regionalzentrums übernahmen.

In den folgenden Jahrzehnten breitete sich das Modell der grünen Wiese über ganz Deutschland aus. Nach der Wiedervereinigung erlebte vor allem Ostdeutschland einen regelrechten Bauboom: Aufgrund frei verfügbarer Grundstücke und fehlender Raumordnungspläne entstanden dort zahlreiche gigantische Einkaufszentren, die mit ihrer Größe und ihrem Angebot die Innenstädte in den Schatten stellten.

Doch mit dem Erfolg kamen die Probleme: Die Innenstädte verloren an Bedeutung, Kaufkraft floss ab, Geschäfte mussten schließen, und ganze Straßenzüge verödeten. Die grüne Wiese wurde zum Symbol für den Niedergang der Innenstadt, während die Shoppingcenter selbst zu Monokulturen aus Filialisten und Ketten wurden. Heute, mehr als 50 Jahre nach dem ersten Boom, ist die grüne Wiese längst abgegrast. Die großen Einkaufszentren haben sich zwar weiterentwickelt, doch die Probleme sind geblieben: Leerstände, Kaufkraftverluste und die Konkurrenz durch den Onlinehandel setzen dem Modell zu. Viele Centerbetreiber versuchen, mit neuen Konzepten – etwa durch mehr Erlebnisangebote, Gastronomie oder Freizeitflächen – Kunden zu halten. Gleichzeitig gibt es eine Rückbesinnung auf die Innenstädte: Stadtplaner und Kommunen fördern wieder das Leben im Zentrum, um den Teufelskreis aus Leerstand und Verödung zu durchbrechen. Die grüne Wiese bleibt ein wichtiger Teil der Handelslandschaft, doch ihr Mythos ist gebrochen – und die Suche nach neuen, nachhaltigen Modellen für den Einzelhandel ist in vollem Gange.

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