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Die „Fressgass’“ in Frankfurt am Main ist weit mehr als nur ein Straßenabschnitt – sie ist ein kulinarisches Zentrum und ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Mit ihrer reichen Geschichte und der Vielzahl an gastronomischen Angeboten zieht sie nicht nur Feinschmecker an, sondern erzählt auch von der Entwicklung der Stadt über Jahrhunderte hinweg.
Eigentlich heißt der Straßenabschnitt zwischen Opernplatz und Börsenstraße „Große Bockenheimer Straße“, doch für die Einheimischen ist diese Fußgängerzone stets die „Fressgass’“. Denn hier sind Frankfurts kulinarische Versuchungen besonders groß: Restaurants und Feinkostläden laden ein in die nationale und internationale Welt der Gourmets. Weniger kostenaufwendig ist ein Besuch in einem der Straßencafés, wo die Besucher insbesondere im Sommer das Treiben auf dieser Flaniermeile beobachten können. Wer gerade auf Diät ist und dieses kulinarische Paradies nicht genießen kann, findet vielleicht – bei entsprechendem Geldbeutel – in den noblen Boutiquen und exklusiven Geschäften etwas Passendes.
Die Fressgass in der Innenstadt wird schon in einem Dokument aus dem Jahr 1350 beschrieben. Natürlich nicht als Fußgängerzone, sondern als der Ort außerhalb der alten Stadtmauer, an dem mit Schweinen gehandelt wurde. Die Bezeichnung Fressgass gab es damals lange noch nicht, die Straße hieß Bockenheimer Gass. Der Name Fressgass entstand um 1900, weil es in dem rund 200 Meter langen Straßenzug eine besonders hohe Konzentration von Metzgereien, Bäckereien und Delikatessengeschäften neben alteingesessenen Speiselokalen gab. Die Fressgass war der „Bauch“ des Frankfurter Westends in der Vorkriegszeit, als dort noch das noble Bürgertum wohnte. Die sparsame Baronin Mathilde von Rothschild ließ hier ihre Champignons, wie überliefert wird, ohne „Dutt“ (Tüte) abwiegen.
Die Fressgass liegt im Stadtteil Innenstadt, der bis zum Zweiten Weltkrieg als Neustadt bezeichnet wurde. Die Neustadt entstand nach der 1333 von Kaiser Ludwig dem Bayern genehmigten Stadterweiterung, als die zuvor außerhalb der dichtbesiedelten Altstadt gelegene Fläche mit einer Stadtmauer eingefriedet wurde. Bis ins 19. Jahrhundert blieb die Neustadt ein relativ dünn besiedeltes, vorwiegend von Handwerkern und Kleinbürgern bewohntes Areal, dessen Häuser weitaus kleiner und weniger prächtig waren als die Bürgerhäuser der Altstadt.
Der Straßenzug Kalbächer Gasse/Große Bockenheimer Gasse war (neben der Großen Gallusgasse) eine der beiden Ausfallstraßen, die den früher bedeutendsten Platz der Neustadt, den Roßmarkt (heute Rathenauplatz), mit den beiden westlichen Stadttoren, dem Galgentor und dem Bockenheimer Tor, verbanden. Deshalb siedelten sich entlang der Gasse schon früh Gasthäuser, Herbergsbetriebe und Brauereien an. Von Ende September bis Mitte Oktober 1790 wohnte Wolfgang Amadeus Mozart im Backhaus (Kalbächer Gasse 10). Er war zur Krönung Kaiser Leopolds II. nach Frankfurt gekommen und dirigierte am 15. Oktober 1790 ein großes Konzert mit eigenen Werken im nahegelegenen Stadttheater. Die Brauerei Zu den drei Hasen an der Ecke Kalbächer Gasse/Rathenauplatz war aufgrund ihrer günstigen Lage vis-à-vis des Stadttheaters eine der beliebtesten Gastwirtschaften des alten Frankfurt.
1906 wurde das alte Gebäude abgerissen und ein repräsentativer Gründerzeitbau errichtet. Nach der Kriegszerstörung 1944 durch die Luftangriffe auf Frankfurt am Main wurde es zunächst vereinfacht wiederaufgebaut und Anfang des 21. Jahrhunderts durch einen Neubau unter Einbeziehung der erhaltenen Teile der Gründerzeitfassade ersetzt. Nach den Kriegszerstörungen durch die Luftangriffe plante man, in Frankfurt eine autogerechte Stadt zu schaffen. Deshalb wurden 1952 bis 1956 alle Gebäude an der Nordseite der Fressgass niedergelegt und die Straße um acht auf 32 Meter, am Säuplätzi sogar auf 40 Meter verbreitert. Auf diese Weise sollte eine großzügige Straßenverbindung zwischen Westend und Innenstadt entstehen. Das Konzept bewährte sich jedoch nicht, schon Anfang der 1960er Jahre erstickte die Innenstadt im Autoverkehr.
Von 1969 bis 1977 war die Fressgass wegen der Baugrube für den S-Bahn-Tunnel zwischen Hauptbahnhof und Hauptwache gänzlich unpassierbar. Nach Abschluss der Bauarbeiten entstand die Fressgass in der heutigen Form als Flaniermeile. Über die Biebergasse ist sie mit der Einkaufsstraße Zeil verbunden und somit Teil einer Fußgängerzone, die von der Alten Oper bis zur Konstablerwache bzw. bis zum Römerberg reicht. Eine Skulptur „Große Liegende“ (1972) von Willi Schmidt (im Volksmund Fett Gret geheißen) und ein Brunnen von Inge Hagner (aufgestellt 1977) sind künstlerische Merkmale der Gasse.
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