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10. Dezember 2020

Handel zwischen Back to Normal und New Normal

ROUND TABLE: ALTE UND NEUE HERAUSFORDERUNGEN BEWÄLTIGEN
Der Einzelhandel steht vor einem tiefgreifenden Umbruch. Symbolbild: Pixabay / Photo Mix

Der Einzelhandel ist eine der am stärksten durch die Corona-Pandemie betroffenen Assetklassen in der Immobilienwirtschaft. Über die kurzfristigen und langfristigen Auswirkungen der Pandemie haben Branchenexperten kurz vor dem Jahreswechsel im Rahmen eines Online-Pressgesprächs der Kommunikationsberatung Feldhoff & Cie. diskutiert.

Das Ergebnis: Der Einzelhandel steht auch, aber keineswegs nur wegen Corona vor noch nie dagewesenen Herausforderungen. Antworten müssen Politik, Einzelhandel und die Immobilienwirtschaft gemeinsam liefern. Digitalisierung, mehr Service, Mixed-Use und Kooperation lauten dabei die Schlagworte für einen zukunftsfähigen Einzelhandel.

Konsequenzen für Immobilienbranche

Ralf-Peter Koschny, Sprecher des Vorstands der bulwiengesa AG, sagt: „Die Corona-Pandemie hat den stationären Einzelhandel stark getroffen. Besonders Händler aus dem Bereich der Textil-, Schuh- und Lederwaren mussten Umsatzrückgänge von 30 Prozent und mehr hinnehmen. Für Stabilität stehen aktuell vor allem Lebensmittelhändler und Drogeriemärkte. Zusätzlich hat die Pandemie bereits vorhandene Trends wie den wachsenden Onlinehandel weiter verstärkt. Das hat auch Konsequenzen für die Immobilienbranche. Selbst wenn die Beschränkungen durch die Pandemie hoffentlich in absehbarer Zeit wegfallen, müssen Immobilien- und Handelsbranche jetzt reagieren und neue Antworten auf drängende Fragen finden.“

 

Nie dagewesener Umbruch

Denn selbst wenn etwa mit Blick auf Frequenzen in Centern und Innenstädten die Hoffnung auf ein „Back to Normal“ nach der Pandemie besteht: Tradierte Handelskonzepte stehen nicht erst seit Corona unter Druck. Digitalisierung, die zunehmende Urbanisierung und ein sich veränderndes Nutzerverhalten waren schon vor der Krise Treiber eines notwendigen Wandels. Allerdings hat die Pandemie den Druck noch einmal erhöht. Und so waren sich auch die Referenten einig: Der Handel steht vor einem nie dagewesenen Umbruch. Zumal: Die Lockdowns verändern das Konsumentenverhalten weiter, zwingen sie Kunden doch dazu, zuhause zu bleiben und vermehrt online zu bestellen.

Pandemie wirkt wie Katalysator

Christine Hager, Managing Director / Head of Shopping Center Asset Management der redos Gruppe und Vorstandsvorsitzende des German Council of Shopping Places, sagt: „In der aktuellen Situation wäre ein weiterer Shutdown für den stationären Handel nicht tragbar. Grundsätzlich wirkt die Pandemie in vielen Bereichen wie ein Katalysator. Strukturelle Probleme haben sich weiter verstärkt. So hat die Pandemie gezeigt, wie wichtig eine Digitalstrategie für den stationären Handel ist. Händler, die schon vor der Krise mehrere Vertriebswege bedient haben, waren in den vergangenen Monaten klar im Vorteil. Die Digitalisierung eröffnet große Chancen, die Stärken des stationären Handels zu erweitern und durch zusätzliche Services weiter zu verbessern. Die Zukunft heißt Convenience durch Technologie. Dafür muss die Digitalisierung noch viel stärker auf der Fläche ankommen.“

Öffnung reiner Handelsstandorte

Zur notwendigen Transformation des Handels gehört darüber hinaus die Öffnung bisher reiner Handelsstandorte und -konzepte gegenüber anderen Nutzungsarten. Ein sich veränderndes Nutzungsverhalten der Kunden hat auch diese Entwicklung bereits vor der Pandemie vorangetrieben. Das beeinflusst auch das Investorenverhalten.

Johannes Pohl, Geschäftsführer der S&P Commercial Development, erläutert: „Wir sehen heute eine zunehmende Nachfrage für Mixed-Use-Immobilien. Gerade die Kombination aus Wohnen und Einzelhandel ist bei Investoren beliebt, denn sie bietet viel Sicherheit unabhängig von der Konjunktur. Vor sechs Jahren wäre Mischnutzung bei vielen Investoren undenkbar gewesen. Heute sehen wir, dass Mixed-Use nach und nach die Innenstädte erobert. Hierdurch kehren Frequenzbringer mit Gütern des täglichen Bedarfs in die Innenstädte zurück. Das ist eine positive Entwicklung, die innerstädtische Lagen neu beleben kann.“

Umdenken zu Co-Retail notwendig

Der Wert einer hohen Versorgungssicherheit und Nahversorgungsqualität für Städte und Gemeinden rücke bereits seit einigen Jahren verstärkt in den Fokus, beobachtet auch Sebastian Schels, geschäftsführender Gesellschafter von RATISBONA Handelsimmobilien. Zugleich ist in vielen Kommunen heute der Wohnraum knapp. Sebastian Schels sagt: „Wir prüfen daher mittlerweile bei allen Projekten Obergeschossnutzungen und projektieren Mixed-Use-Konzepte aus Einzelhandel und Wohnen überall dort, wo es möglich ist. Die Kommunen begrüßen das sehr. Ein Vorteil dieser Konzepte ist auch ihr ökologischer Mehrwert, denn dadurch muss insgesamt weniger Fläche versiegelt werden. Um die Zukunft des Handels in den Innenstädten zu gestalten, müssen wir an vielen Punkten ansetzen. Speziell um Plattformen wie Amazon die Stirn zu bieten, ist ein tiefgreifendes Umdenken im Handel selbst nötig. Co-Working und Co-Living sehen wir schon länger. Eine solche neue partnerschaftliche Logik braucht auch der Handel. Vom ‚Einzel-Handel‘ zum Co-Retail – das ist der Weg.“

 

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