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06. Juni 2022

Einzelhandel sollte jetzt durchhalten

AENGEVELT RESEARCH: DÜSTERE PERSPEKTIVEN, ABER AUCH HOFFNUNG
Der Einzelhandel hofft auf bessere Zeiten. Symbolbild: Depositphotos / Igor Vetushko

Erst die pandemiebedingten Lockdowns, dann die Inflation und jetzt auch noch der Krieg in der Ukraine: Der stationäre Einzelhandel bleibt laut Aengevelt Research weiter unter Druck. Die Konsumenten seien pessimistischer geworden -  dementsprechend seien die Sparneigung gestiegen und die Konsumlaune eingebrochen.

Der Einzelhandel muss sich darauf einstellen – und hoffen, dass 2023 alles besser wird und endlich die lang ersehnten Nachholeffekte eintreten. Deshalb nehmen zurzeit auch die Verkäufe und Käufe von Einzelhandelsimmobilien zu. Aengevelt Research hält Konzepte zur Stabilisierung der Stadt- und Stadtteilzentren dennoch für unverzichtbar.

Der stationäre Einzelhandel hatte laut Aengevelt schon vor dem Auftauchen des Coronavirus mit langfristigen Strukturveränderungen des Verbraucherverhaltens zu kämpfen. Der Online-Handel konnte seit der Jahrtausendwende ein kontinuierliches Wachstum verzeichnen und sich immer größere Anteile am Gesamtumsatz sichern. Zwischen 2010 und 2020 wuchs der Online-Handel zwölfmal so stark wie der stationäre Handel. Der Online-Handel hat nach Erhebungen des HDE schon jetzt einen Anteil von rund 16 Prozent am gesamten Einzelhandel erreicht.

 

Bis zu sieben Prozent Inflationsrate

Jetzt, nachdem die pandemiebedingten Lockdowns vorbei sind, wird der Einzelhandel laut Aengevelt durch Inflation und Ukraine-Krieg belastet. Die Inflation trat schon vor dem Krieg auf und wurde insbesondere durch die Energiepreise bedingt – teilweise aufgrund der stark steigenden Rohölpreise auf dem Weltmarkt, teilweise hausgemacht durch die CO2-Steuer, die seit 2021 jedes Jahr weiter angehoben wird. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen und Lieferausfälle – insbesondere im Lebensmittelbereich – haben die Inflation weiter angeheizt. Im April 2022 waren die Verbraucherpreise 7,9 Prozent höher als im Vorjahresmonat, im Jahresdurchschnitt 2022 erwarten Wirtschaftsforschungsinstitute eine Inflationsrate von sechs bis sieben Prozent – sie könnte aber höher ausfallen, falls die russischen Erdgaslieferungen ausbleiben sollten. 94 Prozent der Lebensmitteleinzelhändler hat angekündigt, per Saldo die Preise zu erhöhen. Da Löhne und Transfereinkommen nicht in gleichem Maße gewachsen sind, ergibt sich aus der Teuerung ein Verlust der realen Kaufkraft. Schon für das letzte Quartal 2021 hat das Statistische Bundesamt einen Reallohnverlust von 1,4 Prozent berechnet.

Absturz des Konsumbarometers

Hinzu kommt, dass der Krieg in der Ukraine die Verbraucher verunsichert, sodass sie sich bei Konsumausgaben zurückhalten. Nach dem Konsumbarometer des Hauptverbands des deutschen Einzelhandels ist seit dem Kriegsausbruch im Februar die Sparneigung sprunghaft in die Höhe geschnellt, von einem Indexwert von 97 im Januar auf 112 im Mai. Spiegelbildlich sank die Neigung, Anschaffungen zu tätigen, von 97 auf 82 Punkte. Das gesamte Konsumbarometer stürzte ab von ohnehin schon bescheidenen 95 Punkten auf 89 Punkte. Die Gründe: Der Krieg hat die Konjunkturerwartungen und auch die persönlichen Einkommenserwartungen gesenkt. Und eine Erholung ist nicht in Sicht. Nach heutigem Stand ist davon auszugehen, dass der Krieg noch lange anhalten wird – und damit Produktionsausfälle, Ausfuhrblockaden, Sanktionen und Ängste.

Risiken auch im kommenden Jahr

Auch im kommenden Jahr werde es noch Risiken geben, so Aengevelt: Der Krieg könnte sich noch länger hinziehen, die Erdgaspreise könnten aufgrund von Lieferengpässen und Sanktionen explodieren, Mieter und Hauseigentümer würden mit hohen Nachzahlungen für Nebenkosten und Energie konfrontiert. Allerdings halten Wirtschaftsforscher es auch für plausibel, dass sich die Inflationsrate wieder auf Werte zwischen drei und vier Prozent beruhigt, dass die Weltkonjunktur wieder anspringt und dass höhere Tarifabschlüsse wieder für Optimismus und Kaufkraftzuwachs Sorgen. Bis dahin müsse der Einzelhandel jedoch weiter durchhalten, so die Experten. Für den stationären Einzelhandel bedeutet das, dass er sich auf eine weitere, länger anhaltende Durststrecke einstellen muss. Da die Kunden preissensibler geworden sind, müssen vermehrt preiswerte Produkte und Eigenmarken angeboten werden. Mit Sonderangeboten können Kunden noch motiviert werden, Anschaffungen vorzuziehen, bevor sie noch teurer werden. Um nicht noch mehr Umsätze an den Online-Handel zu verlieren, muss auch der stationäre Einzelhandel Online-Angebote unterbreiten (Omnichannel-Strategie). Durch die vermehrte Nutzung des Home-Office, die in begrenztem Umfang auch nach Ende der Pandemie noch fortgesetzt wird, werden wohnortnahe Einzelhandelsstandorte wieder verstärkt gefragt.

Transaktionen nehmen zu

Matthias Brinkmann, Leiter von Aengevelt Research: „Die schwierige Situation des Einzelhandels führt dazu, dass Transaktionen von Einzelhandelsimmobilien zunehmen. Auf der einen Seite gibt es Besitzer von Objekten, die fürchten, dass sie ihre Flächen nicht mehr so gut vermieten können. Auf der anderen Seite finden sich Käufer, die genau jetzt, in der schwierigen Einzelhandelskonjunktur, die Chance sehen, durch antizyklisches Handeln günstige Gelegenheiten zu nutzen und die damit rechnen, dass sich die Situation in zwei bis drei Jahren wieder verbessert.“

Kurzfristig empfiehlt Aengevelt Research den Kommunen, in Zusammenarbeit mit Einzelhändlern, Immobilienbesitzern und Stadtentwicklern Konzepte zu erarbeiten, um Stadtzentren und Stadtteilzentren Entwicklungsperspektiven zu bieten. Dazu wird auch die Überbrückung von Umsatzeinbußen von Einzelhändlern gehören müssen – beispielsweise durch Umsatzmieten, vorübergehende Mietreduzierungen oder Flächenreduzierungen mit kreativen Zwischennutzungen und Umnutzungen.

 

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