Cookie-Einstellungen

Diese Webseite verwendet Cookies, um die Bedienfreundlichkeit zu erhöhen.

Informationen zum Datenschutz

07. Februar 2025

KI und ihr Einsatz im stationären Handel

GASTBEITRAG VON FRANK REHME, MITGRÜNDER DES PORTALS ZUKUNFT DES EINKAUFENS FÜR INNOVATIONEN IM HANDEL UND GESCHÄFTSFÜHRER DES MITTELSTAND-DIGITAL ZENTRUMS HANDEL
Frank Rehme
Die Einsatzmöglichkeiten von KI im Einzelhandel sind vielfältig.

Künstliche Intelligenz ist längst im Handel angekommen – nicht nur online, sondern auch offline. Um in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, sollten Händlerinnen und Händler auf die smarten Helfer setzen. Doch welche Technologien haben bereits heute in die Geschäfte Einzug gefunden und wo lohnt ein Blick in die Zukunft?

Die Einsatzmöglichkeiten von KI sind vielfältig – von personalisierten Produktempfehlungen in Onlineshops über Chatbots, Vorhersagemodelle und Lieferkettenoptimierung bis hin zur Anpassung von Marketingbotschaften basierend auf dem Verhalten und den Präferenzen der Kundschaft ist fast jeder Handelsbereich betroffen. Aktuell wird Künstliche Intelligenz vom mittelständischen Handel jedoch oftmals noch als „Spielwiese" gesehen, auf der ausprobiert wird. Generell drehen sich die Fragen der Händlerinnen und Händler eher um grundlegende Themen wie „Ist KI etwas für mich?", „Wo kann ich KI überhaupt einsetzen?" und „Gibt es eine passende KI-Lösung für mich?"

Einkauf in Eigenregie und verbesserte Erlebnisse

KI-Technologien findet man im Handel aktuell vermehrt im Backstore-Bereich. Doch auch durch einige Entwicklungen im Frontstore bemerken Kundinnen und Kunden bereits Veränderungen. Ist die Zeit langer Kassenschlangen bald vorbei? Wirft man einen Blick auf die Supermarktkette Rewe, könnte man zu diesem Schluss gelangen. Im Vergleich zu den USA sind kassenlose Supermärkte hierzulande noch nicht allzu verbreitet, REWE hat jedoch mehrere Pick&Go-Filialen in Deutschland eröffnet. Die Filialen ermöglichen es Kunden, mithilfe einer zugehörigen App ihren Einkauf zu erledigen und das Geschäft ohne weiteres wieder zu verlassen, ohne ihre Artikel scannen zu müssen. Kameras und Wiegezellen in den Regalen erfassen alle Produkte im Warenkorb, bezahlt wird mit der in der zugehörigen App hinterlegten Bezahlmethode. 

Neben diesen „Smart Stores" gibt es weitere Ladenformate, die einen 24/7-Einkauf vollkommen ohne Personal bieten, wie vom Lebensmittelhändler Tegut mit „teo" vorgemacht und mittlerweile auch von anderen Anbietern besonders in ländlichen Regionen im Einsatz. Während die „Walk-In"-Geschäfte mit Self-Scanning oder Pick&Go arbeiten, bestellen Kunden bei „Automated Boxes" via Terminal oder App ihre Waren. Roboterbasierte Technologien stellen diese anschließend in einem Ausgabefach bereit. Dabei handelt es sich typischerweise um ein reduziertes Sortiment.  

Weniger innovativ, aber umso verbreiteter sind die Self-Checkout-Kassen, bei denen Kunden ihre Waren selbst scannen und am Kassenautomat bezahlen. Computer-Vision-Lösungen, also „maschinelles Sehen“ vereinfacht und beschleunigt den Kassier- und Bezahlvorgang, da die Software die Produkte sekundenschnell anhand ihrer Form und Farbe erkennt. Problematisch sind hierbei große Einkäufe, da sich Produkte in der Regel nicht überlagern dürfen. Bei verwandten Konzepten, zum Beispiel RFID-Erkennung, wie unter anderem von Decathlon eingesetzt, besteht dieses Problem nicht: durch die speziellen Labels werden Waren im Einkaufskorb von Kundinnen und Kunden automatisch erkannt, statt einzeln gescannt. 

Doch nicht nur der Bezahlvorgang verändert sich durch Künstliche Intelligenz: Mit Hilfe von KI kann sich ein neuer Zugang zu bereits vorhandenen Daten wie beispielsweise Abverkaufszahlen ergeben. So kann das Wissen daraus deutlich einfacher geschöpft und analysiert werden, um entspreche Schlüsse abzuleiten. Durch den Einsatz von KI-Lösungen können außerdem Freiräume geschaffen, indem Routine-Tätigkeiten vereinfacht werden. So bleibt den Mitarbeitenden mehr Zeit für die Kundinnen und Kunden selbst – Potenzial, um das Einkaufserlebnis zu verbessern und die Kundschaft so auch langfristig an sich zu binden. 

Was bringt die Zukunft?

Was aktuell bereits im Einsatz ist, werden wir in Zukunft vermehrt beobachten können: den Einsatz von Computer-Vision-Lösungen. Über das maschinelle Sehen bei Self-Checkouts hinaus wird sich die Technologie als Grundlage für Digitale Zwillinge und damit zusammenhängende Mehrwerte weiter etablieren. Digitale Zwillinge, also digitale Abbilder physischer Einzelhandels-Filialen, repräsentieren das Geschäft möglichst detailliert. Welche Produkte stehen wie oft in welchem Regal und in welchem Fach, wie groß und schwer sind sie? An welchen Positionen befinden sich eigentlich die Regale selbst? Durch die visuelle Ermittlung von Fehlbeständen wird eine verbesserte Warenplanung möglich und Regallücken können schneller geschlossen werden. Auch eine Laufwegsoptimierung wird so möglich. 

Durch die verstärkte Vernetzung von online und offline werden Kundinnen und Kunden außerdem verbesserte Angebote und Services unterbreitet: Computer-Vision ist in der Lage, demografische Kundenstrukturen zu erfassen, die Informationen darüber liefern, welche Kunden wann vermehrt im Geschäft einkaufen und Interesse an bestimmten Produkten haben (z. B. durch eine längere Verweildauer vor dem betreffenden Regal). Diese Erkenntnisse können genutzt werden, um passgenauere Anzeigen auf mobilen Endgeräten auszuspielen – datenschutzkonform, ohne die Personen direkt zu identifizieren. Generell ist davon auszugehen, dass Daten in Zukunft eine deutlich höhere Bedeutung zukommen wird und Fragen bezüglich Datenhoheit, Datennutzbarmachung und Co. in den Fokus rücken.

Auch Robotik ist weiter auf dem Vormarsch: In Zukunft werden Serviceroboter, ausgestattet mit Laserscanner, 3D-Kamera und Sensoren dafür sorgen, dass Regale gescannt und automatisiert wieder befüllt werden. 

Und das Metaverse? Die Entwicklung scheint aktuell noch weit vom Handelsalltag entfernt. Dennoch testen einige Marken im Bereich Mode, Beauty und Luxussegment bereits seit einiger Zeit aus, wie sie das Metaverse nutzen können, um neue Kundenerlebnisse zu erzeugen, beispielsweise durch Communities. Da die Grundidee einer gemeinsamen „Online-Welt", in welcher virtuelle Welt, erweiterte Realität und die echte Welt miteinander verschmelzen, noch nicht existiert, heißt es allerdings dranbleiben.

Welche Grenzen gibt es (noch)?

Künstliche Intelligenz ist kein Allheilmittel, sondern ein Werkzeug, das, richtig eingesetzt, äußerst hilfreich sein kann. Für den richtigen Einsatz gibt es jedoch eine Reihe von Voraussetzungen, wie das Vorhandensein geeigneter Daten in der richtigen Qualität und Menge. Der Ansatz „Ich brauche ein KI-System, weil KI alle Probleme löst" wird nicht zum Ziel führen, da eine Reihe an Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Ist dies (noch) nicht der Fall, muss geprüft werden, wie sie erfüllt werden, oder welche alternativen Herangehensweisen erfolgversprechend sein können. Unabhängig von den konkreten Lösungsansätzen gibt es beim Einsatz von KI auch ethische und (datenschutz-) rechtliche Fragestellungen, mit denen sich Händlerinnen und Händler auseinandersetzen müssen.

Bereit für KI?

Besonders deutsche Kunden stehen Künstlicher Intelligenz zum Teil noch skeptisch gegenüber – vor allem, wenn es um den Schutz ihrer persönlichen Daten geht. Aber auch darüber hinaus gelten die Deutschen als technisch eher zurückhaltend. Dies gilt auch für die Händler selbst: „KI-ready“ zu werden bedeutet für sie also, die Möglichkeiten des eigenen Geschäfts sowie die Herausforderungen zu kennen, bei denen KI eine potenzielle Lösung bieten könnte. Händler sollten sich zuerst die Frage stellen, welche Probleme in ihrem Unternehmen vorhanden sind und wie sie diese lösen oder optimieren möchten. Andernfalls laufen sie Gefahr, KI zwar einzusetzen, jedoch ohne wirklichen Nutzen.

Innovationen im Handel werden daher in anderen Ländern häufig schneller vorangetrieben und umgesetzt. Der Einblick in den vielfältigen Einsatz von Künstlicher Intelligenz zeigt jedoch, dass der Handel in verschiedensten Bereichen profitieren kann, wenn er sich mit den Innovationen auseinandersetzt. Denn die Technologie hat sich zum essenziellen Begleiter im Handel entwickelt – und ist noch längst nicht am Ende angelangt.

Unsere Werbepartner

Impressum Datenschutz Cookie-Einstellungen Über uns

HANDELSIMMOBILIEN HEUTE (HIH) ist ein Nachrichten- und Serviceportal für die gesamte Handelsimmobilienbranche in Zusammenarbeit mit renommierten Verbänden und Instituten.