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17. März 2017

„Bei der Digitalisierung können wir von amerikanischen Centern noch viel lernen“

INTERVIEW MIT RICHARD GERRITSEN, EUROPA-CHEF DES US-SOFTWARE-UNTERNEHMENS YARDI
Richard Gerritsen, Europa-Chef des US-Software-unternehmens Yardi
Das amerikanische Unternehmen Yardi hat sich auf Konstruktion, Entwicklung und Support von Software zur Immobilien-, Investitions- und Objektverwaltung spezialisiert. Es hat weltweit über 5000 Mitarbeiter (davon 900 in Europa), ist seit kurzem auch in Deutschland vertreten und das stark wachsend. HI-HEUTE-Chefredakteur Thorsten Müller sprach mit Europa-Chef Richard Gerritsen über den Stand der Digitalisierung bei großen Handelsimmobilien im Unterschied zwischen den USA und Deutschland.

 

Ganzheitliche integrierte Software, wie Ihr Unternehmen sie anbietet, ist erkennbar auf dem Vormarsch. Bei Entwicklern und Betreibern von Handelsimmobilien gibt es ja sehr unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen, die bis vor wenigen Jahren eine Vielzahl von EDV-Programmen erforderlich machten.  Was sind Ihre Eindrücke und Erfahrungen? Richard Gerritsen: Wir stehen in Deutschland noch sehr am Anfang eines Digitalisierungsprozesses, der zwar in Teilbereichen schon relativ fortgeschritten ist, aber sich vielfach ausschließlich auf der Ebene der IT-Abteilungen abspielt. Nur bei wenigen Konzernen haben die Vorstände erkannt, dass Technologie zur Chefsache erklärt werden muss. Digitalisierung sollte doch eigentlich überall ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensstrategie sein, weil sie entscheidend sein kann, ob die eigene Marktposition verbessert (zumindest aber gehalten) oder verschlechtert wird. Jede Immobilienfirma ist doch im Grunde eine Datenfirma. Was sind denn die Gründe, warum das bislang hierzulande so selten passiert? Richard Gerritsen: Einerseits scheuen noch immer zahlreiche Unternehmen den Aufwand einer großen Umstellung von vielen Einzelsystemen hin zu einem ganzheitlichen Produkt. Natürlich klappt so etwas auch nicht von jetzt auf gleich, sondern erfolgt meist in Etappen und mit Übergangslösungen. Aber ein Vorstand muss erst einmal das Bewusstsein für die vielfältigen Möglichkeiten erlangen, die in einer internet- und cloudbasierten „Eine-für-alles-Lösung“ liegt. Das geht nur mit einer integrierten Datenbank, die alle Funktionsbereiche bedient. Nur so ist man in der Lage, an topaktuelle und verlässliche Managementinformationen sowie Immobilienkennzahlen zu kommen, auf die Mitarbeiter quasi von überall zugreifen können. Unser Unternehmen, das ja weltweit tätig ist, entwickelt ihre Software ja ausschließlich für den Immobilienbereich und hierzulande sogar nur für Gewerbeimmobilien. Yardi wurde in den USA gegründet und dort ist die Digitalisierung gerade auch in der Shoppingcenter-Welt schon sehr viel weiter. Nennen Sie uns bitte ein paar Beispiele! Richard Gerritsen: „In großen amerikanischen Shoppingmalls, aber auch in Dubai und Asien, haben Center Manager alles, was sie an Daten über ihre Immobilie brauchen, auf ihrem Tablet. Mit zwei, drei Clicks können sie die nicht nur abrufen, sondern zusätzlich durch die Integration von Lieferantenportalen auch noch Bestellvorgänge für z.B. Handwerker auslösen. Die Daten werden im Back-Office, in dem die Mietverträge erfasst werden und die Budgetierung, Buchhaltung und Nebenkostenrechnung durchgeführt wird, produziert. Die Aufbereitung geschieht im „Easy-to-use“-Modus – selbsterklärend - wie das Nutzer von Tablets und Smartphones gewohnt sind. Das klingt schon ziemlich spannend. Aber ist sicher noch längst nicht alles, oder? Richard Gerritsen: Nein, natürlich nicht. Die internen Daten des Shopping Centers werden auch mit externen Marktdaten verknüpft. Das verbessert zum Beispiel das Benchmarking ungemein. Über grafische Stocking-Pläne des Centers kann in die kaufmännische Anwendung verzweigt werden und so können alle Daten der aktuellen oder früheren Mieter sowie Marktdaten abgerufen werden. Umsatzdaten der Mieter mal eben hochzuladen ist also dort kein Problem. Richard Gerritsen: Es existieren Portale, über die die Mieter des Shopping Centers alle Daten zu ihrem Mietverhältnis kombiniert mit Marktdaten abrufen und mit dem Management kommunizieren können. Umsatzangaben gehören hier natürlich mit dazu. Auch ist ein modernes amerikanisches Center bereits in Social-Media-Systeme integriert. Reputations-management heißt das Zauberwort. Den Content liefert die Softwarelösung. In Deutschland sieht das digitale Leistungsspektrum dagegen in der Tat noch etwas überschaubarer aus. Woran hapert es noch? Richard Gerritsen: Die Daten werden meist noch per Hand eingepflegt. Das macht Arbeit und passiert darum nicht so regelmäßig wie es sein müsste. Dabei sind doch längst schon digitale Hilfsmittel erfunden, die für den automatischen Input sorgen. Bei der Feststellung des Foodfalls zum Beispiel, wo Sensoren helfen.   Warum ist es eigentlich so wichtig, ein integriertes Datensystem zu haben? Richard Gerritsen: Es geht darum, permanente Kontrolle über alle wichtigen Unternehmensdaten zu haben und sie im Bedarfsfall nicht in verschiedenen Abteilungen zusammentragen zu müssen, sondern sie auf aktuellem Stand per Click abrufen zu können. Für welche Aufgabenbereiche im Shopping Center-Management kann Ihre Software denn grundsätzlich eingesetzt werden? Richard Gerritsen: Traditionell werden unsere Lösungen im Back-Office-Bereich eingesetzt: Projektentwicklung, die kaufmännische Verwaltung (Mietvertragsmanagement, Rechnungswesen, Nebenkostenabrechnung), Budgetierung und Auftragsvergabe sowie die Budgetüberwachung und Auftragsvergabe. Aber wir arbeiten daran, dass in naher Zukunft jede Person auf der operativen und strategischen Ebene beim Management eines Shopping Centers unsere Software benutzen wird. Es kann sein, dass er oder sie acht Stunden Detaildaten verarbeitet oder kurz eine App oder ein Dashboard nutzt. 

 

Was glauben Sie, wie wird es in der Digitalisierung generell weitergehen? Richard Gerritsen: Die Beacon-Technologie zur Indoor-Navigation zum Beispiel ist ja schon da, aber noch ausbaufähig. Virtual Reality wird ein wichtiger neuer Trend und ich glaube, dass die Menschen bald nicht mehr die Kombination von Desktop, Tablet und Smartphone nutzen. Es wird sich auf ein einziges Anwendungsgerät zuspitzen – vielleicht ein ganz neuartiges.
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